Dione
Ich fasse es nicht. Ich glaube nicht, was mein Vater hier veranstaltet. Er schmeißt mich ins kalte Wasser mit dem Mann, den ich seit der neunten Klasse nicht leiden kann. Gott bestraft mich für irgendwas.
In meinem Büro, welches leider genau neben Caelestis ist, knalle ich die Tür hinter mir zu und setze mich an den Schreibtisch. Meine Sachen liegen bereits hier, eine Tasse lecker duftenden Kaffee steht auch da und ich zögere nicht einen Schluck zu trinken.
Ein Klopfen holt mich aus meinen Gedanken. »Guten Morgen, Ms Chadwick. Ich bin Ihre Assistentin, Lisa. Ich hoffe der Kaffee schmeckt Ihnen.«, stellt sie sich vor und ich nicke. »Danke Lisa. Aber ich wusste gar nichts von einer Assistentin.«, erklärte ich.
»Ihr Vater hat mich Ihnen und Mr Sullivan zugeteilt.«, na klar. Der Fakt, dass ich mir sogar eine Assistentin mit diesem Typen teilen muss, kotzt mich an. »In Ordnung. Können Sie mir dann bitte die Unterlagen der letzten Tage vorbeibringen, damit ich diese abarbeiten kann?«, stellte ich eher eine Aufforderung auf, als eine Frage, doch das Zögern von Lisa gefällt mir nicht.
»Ähm, also Mr Sullivan hat diese bereits bei sich im Büro und-«
»Bleiben Sie hier.«, knurre ich, stehe von meinem Platz auf und gehe eine Tür weiter zu Caelestis, wo ich nicht einmal anklopfe, sondern direkt hineinstürme und ihn mit den Ordnern vorfinde.
Sein Blick fixiert meinen und ich verharre für einen Moment in meiner Bewegung. »Was führt dich zu mir, Peach?«, Peach?! Zur Hölle mit ihm!
»So schon mal gar nicht! Ich brauche die Ordner.«
»Wie du siehst, habe ich diese und kann die weitergeben, wenn ich fertig bin.«, er provoziert mich bis zur letzten Zelle meines Körpers und ich muss mich dermaßen zusammenreißen ihm keine überzubrettern.
»Und wie du siehst habe ich mir die Mühe gemacht in dein Büro zu kommen, um die Ordner zu holen. Also gib sie mir!«, wir zanken uns hier ernsthaft wegen Ordnern. »Wie wäre es, wenn wir uns die zusammen anschauen.«, schlägt er vor, aber nein. Nein, das ist nicht sinnvoll, da am Ende mein Vater nur einen von uns wählen wird. Und auch wenn ich seine Tochter bin, ist es ihm egal. Der, der besser für den Job geeignet ist, der wird auch bleiben.
»Gott, Cael! Wieso kannst du nicht einmal nett sein?!« Sein zynisches Lachen hallt in meinen Ohren wider, als er sich langsam von seinem Stuhl erhebt und auf mich zutritt. Mit jedem Schritt, den er näher kommt, scheint mein Herz schneller zu schlagen. Mein Verstand schreit mir zu, wegzulaufen, doch mein Körper bleibt wie gelähmt stehen.
»Wieso ich nicht nett sein kann, Peach? Ganz einfach. Du platzt hier in mein Büro. Du forderst mich auf etwas zu tun, woran du selbst zu spät gedacht hast und willst im Ernst, dass ich netter zu dir bin? Vergiss es. Ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass du einen Ausweg finden wirst. Also verschwinde aus meinem Büro.«, er steht plötzlich so nah vor mir, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren kann. Die Luft wird dicker, und ich habe das Gefühl, als würde er mir den Atem abschnüren. Trotz der Angst, die mich durchströmt, kämpfe ich darum, meine Entschlossenheit nicht zu verlieren. Diese Mission ist zu wichtig, um aufzugeben.
»Cael, sei doch jetzt nicht-«, ich breche den Satz ab, sobald ich seine Hand fest an meiner Taille spüre. Hitze durchströmt meinen Körper und ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Sein Griff ist fest, aber nicht grob. Es ist, als hätte er meine Aufmerksamkeit erlangt und würde sie mit jeder Sekunde verstärken. Mein Atem wird flacher, und ich fühle mich, als würde die Welt um mich herum verblassen, während ich nur noch auf ihn konzentriert bin.
Cael neigt seinen Kopf leicht und kommt mir gefährlich nahe. Seine Stimme ist leise, fast ein Flüstern. »Verschwinde aus meinem Büro, Peach.«, warnt er mich und diesmal gehorche ich, weil ich diese Nähe nicht abkann. Es ist zu viel.
Ich wende mich ab und gehe zurück in mein Büro, wo ich mich in meinen Stuhl fallen lasse und meine Gedanken versuche zu sortieren.
»Ms, ist alles in Ordnung?«, ich habe Lisa total vergessen. »Ja. Ich brauche die Protokolle der letzten vier Meetings, noch eine Tasse Kaffee und einen Mitarbeiter, der mir alles berichten kann.«, Lisa scheint meine Idee zu verstehen und geht los.
Es ist Nachmittag. In einer Stunde beginnt das Meeting und ich fühle mich gut. Ich fühle mich vorbereitet gegen Cael zu gewinnen. Deshalb schnappe ich mir meine Sachen und will bereits zum Konferenzraum, um alles vorzubereiten und ich scheine nicht als einzige diese Idee zu haben. Auch Cael kommt im gleichen Moment aus seinem Büro und sieht mich wieder so an. Seine Augen leuchten provokant und dann zwinkert er mir zu.Der Konferenzraum ist riesig, ich schaue mich um, plane, wie ich am besten präsentiere und dann sehe ich zu meinem Rivalen, der ganz entspannt irgendwas in sein Handy tippt.
»Ich bin gleich wieder da.«, erklärt er und geht weg. So habe ich noch einige Minuten Ruhe und kann mich nun auch entspannen, denn in seiner Gegenwart schaffe ich es irgendwie nicht.
Kasia: Nach der Arbeit in die Bar? Janine, London und Delta können alle.
Dione: Ich denke es klappt. Aber ich melde mich nochmal in ner Stunde.
Kasia: Alles klar. Wenn ja, holen wir dich nach der Arbeit ab.
Dione: Bis später!
Kasia, meine drei Jahre ältere Schwester und ein Modell, macht gerne Party und fragt nahezu jeden Tag, ob jemand mitkommen mag. Und dann tut es mindestens eine von uns.
Während ich noch immer alleine bin, werde ich neugierig und gehe auf Instagram, wo ich instinktiv Caelestis Sullivan eintippe und direkt fündig werde. Und...heilige...Dieser Typ. Mein Blick fällt auf eines der Bilder. Und ausgerechnet auf das, wo er Oberkörperfrei nach dem Fitnessstudio fotografiert wurde. Seine Muskeln glänzen vom Schweiß und er sieht so...
»Gefalle ich dir, Peach?«, mein Herz setzt kurzzeitig aus, als ich seine raue Stimme an meinem Ohr wahrnehme. »Ich-«
»Du musst nichts sagen. Aber hier.«, er stellt mir einen Starbucks Becher hin, der nach leckeren Zimt duftet. »Willst du dich etwa bei mir einschleimen?«, ich drehe meinen Kopf zu ihm, was sich als großer Fehler herausstellt. Meine Nasenspitze berührt seine und ich blicke direkt in seine hellen Augen. Seine Lippen sind nur einen Atemzug von meinen entfernt, und ich spüre die Anziehung zwischen uns mit jeder Sekunde intensiver werden.
»Ich weiß nur, wie sehr du den Herbst liebst.«, haucht er gegen meine Lippen, steht dann auf und begibt sich zu seinem Platz, woraufhin einige Mitarbeiter beginnen einzutrudeln.
Das Meeting verläuft besser als gedacht. Wir tauschen uns allesamt aus und kurzzeitig verspüre ich diesen Wettbewerb zwischen Cael und mir nicht. Ob das ein gutes Zeichen ist bezweifle ich.
»Vielen Dank euch beiden. Dann habt ihr alle die beiden gehört. Ab an die Arbeit und bei Fragen stehen euch Ms Chadwick und Mr Sullivan zur Verfügung.«, damit schließt mein Vater das Meeting und wartet, bis alle aus dem Raum gegangen sind, ehe er mich in seine Arme zieht und einen stolzen Kuss auf meine Wange drückt. »Sehr gut gemacht ihr beiden. Dass ihr euch nicht zerfleischt habt-«
»Verschreie es bloß nicht, Dad.«
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Kisses Don't Lie
RomanceDione ist eine der sieben Schwestern der Chadwick Familie. Reich, verspielt und erfolgreich zeigen sich alle in die Öffentlichkeit. Vor allem Dione, die zielstrebigste, die unbedingt die Nachfolgerin ihres Vaters sein möchte. Ein großes Unternehmen...