Komm! nur ein Wort - Teil 3

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Cat

Erst zu Hause bemerke ich mein geliebter Schal hängt noch an der Garderobe im Kinderheim. Meine Gefühle wirbeln wie ein Schneegestöber in mir. Die Stimme hat nun ein Gesicht – und was für eins. Eli hatte Recht – eindeutig Kategorie Sahne-Schnitte mit Kirsche. 
Seine Augen trafen mich mitten ins Herz und seine Stimme Etagen tiefer.
Allein der Gedanke reicht, um ein reizvolles Ziehen in meinem Unterleib zu erzeugen.
Nach einer Dusche krabble ich unter meine Bettdecke und stelle mir vor, er wäre jetzt bei mir. Wie schön wäre es, wenn er mir etwas vorlesen würde. Während ich mir seine Augen und seine Stimme erneut ins Gedächtnis rufe, fährt meine Hand langsam über meine Haut. Abwärts, immer tiefer.

Josh

Immer wieder flüstere ich ihren Namen – Cat.
Was mich allerdings zeitgleich beunruhigt, warum ist sie so schnell abgehauen? Sie wirkte geschockt. Wegen mir? Bisher war keine Frau über mein Aussehen der Art entsetzt.
Ihren Schal lege ich auf mein Kopfkissen und lasse mich von dem Duft umhüllen. »Cat – Komm! Für mich«, hauche ich. Zu gern würde ich diesen Satz jetzt in ihr Ohr flüstern, sie dabei streicheln und ihr zusehen, wie sie unter meinen Berührungen anfängt zu zittern und zu zucken. Der Gedanke reicht, um ein angenehmes Ziehen in meiner Leistengegend hervorzurufen. Gemächlich lasse ich meine Hand abwärts gleiten, mit der Vorstellung, ihre Hände würden mich berühren.

Cat

Hin und her überlege ich, nochmals beim Kinderheim vorbeizufahren. Zum einen möchte ich meinen Schal wieder und zum zweiten sollte ich mich bei Josi für meinen Abgang entschuldigen.
Nach dem erledigten Wochenendeinkauf parke ich am Kinderheim. Unschlüssig stehe ich vor der Eingangstür. Die Entscheidung wird mir abgenommen, die Tür geht auf.
»Hallo«, grüßt mich ein junger Mann.
»Hi.«
»Kann ich behilflich sein?«, fragt er fröhlich.
»Ich möchte zu Josi«, antworte ich.
»Heute hat sie frei«, erwidert er.
»Oh. Könnten Sie vielleicht nachschauen, ob mein Schal noch an der Garderobe hängt?«, frage ich zögernd. »Ich war gestern hier und habe beim Backen geholfen«, füge ich hinzu.
Er nickt, tritt zurück ins Haus und sagt: »Da hängt kein Schal.«
Verwundert antworte ich: »Okay. Trotzdem Danke fürs Nachsehen.«
»Kein Problem.«
Mit gerunzelter Stirn trete ich den Rückzug an. Hundertprozentig war ich mir sicher, dass ich ihn hier hab hängen lassen.

Josh

Zusammen mit Josi steht heute der Großeinkauf fürs Weihnachtsfest an. Heiligabend trifft sich immer die ganze Familie bei ihr und ihrem Mann. Kiloschwere Einkaufskisten schleppen wir in ihr Haus und verstauen alles.
»Bleibst du noch auf einen Kaffee?«, fragt Josi.
»Ja, gern.« Gemütlich lasse ich mich in der Küchensitzecke nieder.
»Was ich mich immer wieder frage, wieso Cat gestern ohne ein Wort gegangen ist?«, sagt sie, während der Kaffee in die Tassen läuft.
Schweigend denke ich: Das wüsste ich ebenfalls zu gern, aber sicherlich wegen mir.
»Vielleicht frage ich bei Gelegenheit mal meine Nachbarin Isabelle.« Josi schiebt mir einen Kaffeebecher zu und setzt sich zu mir. »Kann ich mit deiner Hilfe für die Vorbereitungen zum Fest rechnen?«
»Klar« antworte ich knapp, denn meine Gedanken hängen weiterhin bei Cat.

Cat

Wiederholt lese ich die Einladung zur Weihnachtsfeier im Kinder- und Jugendheim in unserem Gruppenchat.

Mittwoch: 19:00 Uhr
Eingeladen sind: alle Helfer.
Geschenke?: Bitte nichts Neues kaufen! - Wir ›Schrottwichteln‹.
Freunde: mitbringen – ist erwünscht.

Isa: Ich zähl' auf euch!
Eli: Bin dabei!
Kris: Japp, ich auch.
Isa: Cat? Was ist mit dir?
Unschlüssig schwebt mein Daumen über der Tastatur. Gedankenverloren streife ich durch meine Wohnung. Schrottwichteln? – Ich besitze keinen Schrott! Halt! Was ist mit der selbstgetöpferten Schale aus dem Sommerurlaub von vor drei Jahren? Aus dem untersten Schrankregal krame ich sie hervor. So oft hatte ich sie in der Hand und wollte sie wegschmeißen, vielleicht findet sie einen Liebhaber. Kurzerhand verpacke ich sie in Zeitungspapier.

Cat: Bin auch dabei.
Isa: Super!
Eli: Klasse!
Kris:??

Schlagartig läuft eine heiße Welle durch meinen Körper. Was ist, wenn Mr. Sexy-Stimme auch dort ist?

Josh

»Josh, kümmerst du dich bitte um den alkoholfreien Punsch und den Glühwein«, bittet mich meine Schwester.
»Elian und Steve, bringt ihr bitte noch ein paar Bierzeltgarnituren in den Partykeller. Und einen Tisch benötige ich für die Schrottwichtel-Päckchen«, ruft sie hinterher. Wie gehabt hat Josi alles im Griff. Bis zum Eintreffen der Gäste bleibt noch eine Stunde. Der Partyraum ist festlich geschmückt. Wie jedes Jahr gibt es eine kleine Weihnachtsfeier, um sich bei allen Helfern in der Vorweihnachtszeit zu bedanken. Im Keller gibt es noch eine weitere Küche, in der bereits das kleine Buffet aufgebaut ist. Die beiden Heißgetränkebehälter stelle ich auf die Arbeitsfläche und schaue nach, dass ausreichend Geschirr vorhanden ist. Raik macht einen ordentlichen Soundcheck an der Partyanlage und die Beats vibrieren durch die Kellerräume. Josi tanzt lachend in die Küche und stellt ein paar Brotkörbe zu den Häppchenplatten.

Cat

Immer stärker wird das Kribbeln in meinem Bauch, je näher wir dem Kinderheim kommen. Keiner meiner Freundinnen erzählte ich von meiner Begegnung mit Mr. Sexy-Stimme.
»Wir nehmen den Seiteneingang«, meint Isa und wir gehen ums Haus. Vorsichtig steigen wir die Stufen der Außentreppe hinab und betreten den Kellerraum. Ein würziger Glühweinduft weht in meine Nase. An der bereits vollen Garderobe hängen wir unsere Mäntel und Jacken dazu. Eli und Isa gehen vor, der Raum voller Leute. Auf einen an der Wand stehenden Tisch legen wir unsere Schrottwichtelgeschenke und pinnen eine Nummer daran. Gemeinsam schauen wir uns um. Plötzlich entfährt Eli ein Japsen, verwundert schaue ich sie an.
»Da drüben sind die Nikolaus-Typen vom Weihnachtsmarkt.« 
Bevor ich etwas erwidern kann, zieht sie uns mit sich.
»Hey, Männer, schön euch wiederzusehen«, grüßt sie überschwänglich und umarmt einen der Typen, der sie sofort in seine Arme zieht. Grinsend sehe ich beiden zu.
Da scheinen sich ja zwei sehr auf das Wiedersehen zu freuen.
»Hi Cat«, sagt hinter mir jemand und ich drehe mich um.
»Josi. Hi, grüß' dich.«
Schnell ergreife ich ihren Arm und wir verlassen den Raum. »Ich muss mich bei dir entschuldigen. Normalerweise ist es nicht meine Art, einfach abzuhauen. Es tut mir leid.«
»Was war denn passiert?«, fragt sie nach.
Mein Blick gleitet über ihre Schulter, direkt in die Augen von meinem heißen ›Traummann‹. Hitze steigt in mir auf und ich spüre, wie sie halsaufwärts meine Wangen erklimmt. Viel zu schnell schlägt mein Herz. Ihr Blick folgt meinem, ein leises Lachen entfährt ihr. »Okay, Josh ist passiert. Er ist allerdings kein Grund zu flüchten«, raunt sie. Sanft drückt sie meinen Arm und lässt uns beide zurück. Unsere Augen aufeinander gerichtet, kommt er einen Schritt auf mich zu. Ich trete zurück und pralle gegen die kalte Wand.

Josh

Mein Herz pulsiert und meine Hände schnellen rechts und links neben ihren Kopf an die Wand, leise keucht sie auf.
»Schön dich wiederzusehen«, sage ich.
Viel zu schnell geht ihr Atem und ihre Hand sucht Halt an meiner Brust. Ihre Iriden Grau wie ein Herbststurm, in dem ich davon gewirbelt werden will. Langsam senke ich meinen Kopf, ihre Hand fährt über meine Schulter in meinen Nacken. Ihre Lider flattern und fallen zu. Leicht öffnet sich ihr Mund und ich nehme die Einladung an. Sanft berühren sich unsere Lippen. Ein leises Seufzen entfährt ihr. Zeitgleich treffen unsere Zungenspitzen aufeinander und verschmelzen in einem heißen langsamen Tanz, der nach und nach an Tempo zunimmt. Mein Körper sucht ihre Nähe, immer stärker drücke ich mich gegen sie. Dezent reibt sie ihr Becken an mir. Verdammt ist das heiß! – Ist sie heiß. – Ist mir heiß.

Lustvolle Kurzgeschichten - Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt