Eine Liebe, die nur wir verstehen

#3

—Kira Herbst—

Mit einem lauten Seufzer schließe ich die Tür zu meiner Wohnung auf. Der erste Schultag nach den Sommerferien ist immer der schlimmste, es gibt wieder so viel zu tun und mein Terminplan ist voller Konferenzen.

Mit etwas ungeschickten Bewegungen Streife ich mir die Schuhe von den Füßen und gehe ins Wohnzimmer, wo ich mich erschöpft aufs Sofa fallen lasse. Langsam beginne ich meine Tasche auszupacken, wobei meine Augen an der Informationsmappe von Noemi Silva hängen bleiben. Da sie neu an der Schule ist, und ich ihre Klassenleitung und gleichzeitig auch ihre Französischlehrerin bin, habe ich eine Mappe mit den wichtigsten Fakten über sie und den Unterlagen ihrer vorherigen Schule bekommen.

Sie ist mir gleich aufgefallen, als ich das Klassenzimmer heute Morgen betreten habe. Sie trug eine dunkel blaue, weite Jeans und dazu ein, meiner Meinung nach, etwas zu großes T-Shirt, aber so oversize Klamotten tragen ja heutzutage die meisten. Sie hat gold blonde Haare, welche ihr bis zu den Schultern gehen. Aber am meisten stechen ihre Smaragd grünen Augen hervor, welche einen wie magisch anziehen. Also nein... ich fühle mich natürlich nicht von ihr angezogen, aber ihre Augen sind... irgendwie besonders, auf irgendeine Art und Weise...

Ich blättere durch ihre Unterlagen bis ich plötzlich ihr Zeugnis vom vergangenem Schuljahr in den Händen halte. Sie ist gut, wirklich gut. Gerade in Französisch ist sie besser, als der Durchschnitt, was mich natürlich besonders freut. Das heißt, dass sie schonmal nicht so ein Problemfall ist wie der Großteil ihrer Klasse. Ich hab das Gefühl, dass es ein gutes Jahr mit ihr werden wird und sie sich schnell eingewöhnen wird, zumal sich sich ja gleich heute, am ersten Tag ganz gut mit Lia, ihrer Banknachbarin, verstanden hat. Moment mal... wie lange denke ich hier schon über Noemi nach ?! Ich halte ihre Mappe bestimmt schon seit 10 Minuten in den Händen. Wieso das denn ? Verwirrt darüber, wie meine Gedanken sich in den letzten Minuten nur über sie gedreht haben, schüttle ich mein Kopf, in der Hoffnung wieder ein bisschen an Klarheit zu gewinnen.

—Noemi—

Was ein komischer Tag. Mit einem lauten Knarzen lasse ich mich auch mein Bett fallen. Was war nur heute mit mir los ? Ich meine, klar, Frau Herbst scheint eine wirklich nette Lehrerin zu sein, aber warum werde ich so nervös, wenn ich in ihrer Nähe bin ? Normalerweise bin ich nicht so schüchtern vor Lehrern und lasse sie es auch merken, wenn mir etwas nicht passt und werde eventuell manchmal auch etwas vorlaut. Naja, vielleicht sollte ich mir das lieber abgewöhnen, da es schließlich der Grund ist, dass ich von der letzten Schule gegangen oder eher geflogen bin. Aber irgendwas an Frau Herbst hat mich heute wirklich fasziniert... mich irgendwie in einem Bann gezogen aus dem ich am liebsten nie mehr rausgekommen wäre... Es sind ihre blauen Augen, da bin ich mir ganz sicher. Ihre wunderschönen Saphir blauen Augen, welche einem bis in die Seele starren können, um all deine Geheimnisse aufzudecken.  Aber wieso denke ich darüber überhaupt nach ?! Ich will garnicht an sie denken ! Um mich abzulenken, beschließe ich, mich an meine Hausaufgaben zu setzten und zu lernen, wie ich es immer mache, wenn meine Gedanken meinen kompletten Verstand einnehmen. Ich fang mit den Französischhausaufgaben an, die sind erstmal am wichtigsten weil... ähm... ja, weil ich da nicht alles verstanden habe, genau...