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Aufgeregt wie ein Kind, das es kaum erwarten konnte dem Weihnachtsmann zu begegnen, huschte Hanji in Levis Büro, der stets mürrisch an seinem Schreibtisch saß und irgendwas in sein Buch schrieb. Das verwunschene Buch, von dem Hanji immer noch nicht wusste, was Levi dort die ganze Zeit hineinschrieb. Er klappte es allerdings so ruckartig zu als sie den Raum betrat, so als würde er etwas vor ihr verheimlichen wollen.
»Moinsen, Levi!«, flötete sie und bekam zur Begrüßung einen genervten Blick. Eigentlich schaute er ja nie anders, aber Hanji merkte, dass Levis Laune heute ganz mies war. Woran das wohl lag...
»Guck mal«, sagte sie und stellte die vielen neuen Sachen auf Levis Schreibtisch, der diese ohne einen Kommentar stumpf beäugte. Die Bombe tickte. Tick Tack...Tick Tack...
»Hab ganz vielen neuen Kram gefunden! Hach, unser Saal wird soooo schön! Wir müssen auch noch einen Baum fällen und den wie jedes Jahr aufstellen und schmücken! Ach, und was machen wir eigentlich zu Essen? Und darf ich Sonny und Bean-«
»Nein!«, kam es fast schon eine Spur zu griesgrämig aus seinem Mund. Und damit war die Bombe explodiert. Hanji zuckte zusammen als Levi dabei aufgestanden war. Die Hände auf den Tisch geknallt, und sie mit finsterem Blick ansah. »Nein zu deinen scheiß Titanen! Nein zu diesem Scheiß auf meinem Tisch! NEIN zu ALLEM!«
»...aber Levi. Wir feiern jedes Jahr Weihnachten. Und auch dieses Jahr wirst du ein Teil davon sein.«
»Tch«, zischte Levi und ging um seinen Tisch herum, nur um in Richtung Tür zu laufen. Hanji ließ er wie bestellt und nicht abgeholt an Ort und Stelle stehen. Und dort stand sie immer noch, auch als er den Raum schon längst verlassen hatte.
Hanji seufzte. Wie konnte es sein, dass Levi von Jahr zu Jahr immer schlechtere Laune bekam? Das konnte so einfach nicht weitergehen!

Am nächsten Tag wollte Hanji dann mit den Vorbereitungen beginnen. Immerhin waren es nur noch wenige Tage bis Weihnachten, und all die organisatorischen Dinge für dreihundert Leute zu beschaffen, war nicht wirklich einfach. Gott sei Dank hatte sie ihre fleißigen Helferin, die sie in all den Sachen unterstützten.
»Der Weihnachts-Helfertrupp tritt seinen Dienst an!«, salutierte Connie und Eren, Armin, Jean, Sasha und Mikasa salutierten mit. Über Hanjis Lippen legte sich ein zufriedenes Grinsen.
»Super! Auf euch ist doch verlass, meine Kinder. Ich habe bereits ein paar neue Dekosachen gekauft. Nun geht es darum das Essen und die Getränke zu besorgen.«
»Fleiiiiiisch!«, sabberte Sasha und verfiel schon wieder in ihre Trance. Sie liebte Fleisch. Generell liebte sie Essen, aber bei Fleisch ging ihr Herz am meisten auf.
Somit startete der Trupp in die Stadt und teilten sich auf. Die eine Gruppe besorgte Fleisch, Kartoffeln, Brot und Gemüse für die Suppe, die andere Gruppe kümmerte sich um die Getränke.
Hanji war in der Gruppe mit dem Essen zuständig, denn sie wusste genau, dass Sasha wieder viel zu viel kaufen würde. Doch leider gab es natürlich nicht so viel an Vorrat, dass es für dreihundert Leute reichen würde, weswegen sie eine Bestellung aufgaben, die dann an Weihnachten abgeholt werden konnte.

Die restlichen Sachen hatten sie aber schon mal besorgt. Gerade packte Hanji das Brot zusammen mit Sasha, Connie und Armin in die Tüten.
»Connie, was machst du da?!«, fragte Sasha diesen dann verwundert. Dieser musterte sie fragend.
»Das Brot in die Tüten packen?«, gab er leicht zickig wider.
»Aber warum packst du es nicht alles in eine Tüte?!«
»Na, das eine ist helles, und das andere dunkles Brot.«
»Ja. Und?! Die können auch in eine Tüte.«
»Neee! Stell dir mal vor die vertragen sich nicht. Dann gibt es einen fürchterlichen Streit!«
Sprachlos verharrten alle anderen in ihren Bewegungen und starrten Connie nichtgläubig an. Hatte er nicht ernst gemeint!
Doch, hatte er!
Letztendlich aber ließen sie ihn machen, sonst würden sie wohl nie fertig werden.
Als sie dann alles beisammen hatten, verließen sie den Laden und nur wenige Sekunden später fiel Hanji jemand ins Auge.
»Hey, Y/N!«, rief sie. Das Mädchen drehte sich zu ihr um und lächelte.
»Hallo, Hanji. Oh, wie ich sehe habt ihr schon ordentlich eingekauft.«
»Haben wir!«, sagte Hanji und hob stolz ihre Tüten in die Luft. Die anderen musterten das fremde Mädchen mit fraglichem Blick.
»Oh, das sind übrigens ein paar von unserem Aufklärungstrupp. Sagt HALLO, meine Kinder!«
»HALLO, meine Kinder!«, rief Connie froh zurück und bekam von Sasha eine Schelle auf den Hinterkopf.
»Hehe, sorry, er ist ein bisschen unterbelichtet, aber was solls.« Y/N kicherte.
»Das, meine lieben Freunde, ist Y/N«, stellte Hanji dann vor.
»Hey!«, begrüßten sie dann alle vernünftig.
»Und wer bist du?«, fragte Connie dann nach.
»Ich habe sie beim Deko kaufen kennengelernt. Und ich habe sie zu unserer Weihnachtsfeier eingeladen«, erklärte Hanji grinsend, doch dann wich das Grinsen auch wieder aus ihrem Gesicht und verwandelte sich in ein geschocktes. »Moment! Geht das überhaupt? Du hast doch sicher selbst Familie, bei der du an Weihnachten sein möchtest.«
»Das stimmt«, sagte Y/N. »Aber nur einen Tag. Ich werde sicher eine Möglichkeit finden, euch zu besuchen. Bei uns gibt es nicht viel zu erledigen. Ist alles schon fertig.«
»Woooah«, staunten Connie und Sasha. »Schon?«
»Na ja«, kicherte Y/N, »wir haben ja auch keine dreihundert Menschen zu verpflegen. Aber wo wir schon mal dabei sind: Kann ich euch irgendwie helfen? Ich habe ohnehin nichts zu tun. Vielleicht könnt ihr ja noch zwei Hände gebrauchen?«
In Hanji Augen glitzerte es vor Freude. Dieses Mädchen war ein Engel, wie sie fand. Sie wurde sicher von einem heiligen Wesen geschickt, um die Welt ein wenig aufzuräumen. Und vielleicht würde sie es sogar schaffen...
Schnell verwarf sie den Gedanken, den sie noch nicht mal zu Ende gedacht hatte. Den alten Griesgram zu besänftigen war wohl sowas wie ein dritte Weltwunder.

Eine schroffe WeihnachtsgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt