In der Stadt gab es viel Auswahl, und doch noch zu wenig. Doch Y/N hatte eine Idee, was sie Levi kaufen wollte, damit er sich vielleicht ein wenig erfreute. Nicht zwingend, weil er Geburtstag hatte, denn sie wollte ihm ohnehin noch eine Freude zu Weihnachten bereiten. Generell. Weil sie ihn mochte. Und weil sie spürte, dass in ihm eine warme Seele schlummerte, die nur ein wenig Zeit brauchte, um aufzutauen.
In einem kleinen Teeladen fand sie dann zumindest schon mal das, was Levi am meisten liebte. Tee. Jede menge Tee.
Neugierig beäugte sie die vielen Sorten, von denen sie teilweise nicht mal was gehört hatte.
»Guten Tag, junge Dame. Kann ich Ihnen behilflich sein?« Die ältere Frau lächelte Y/N so herzlich zu, dass es sie ansteckte.
»Oh, mit Sicherheit. Ich suche einen besonderen Schwarztee für einen Freund. Und Teeblätter. Wenn es hier sowas gibt.«
»Teeblätter? Zum selber Kochen?«, fragte die ältere Frau.
»Nein, ich denke, einfach....ähm...zum sammeln.« Es klang schon seltsam, und so schaute die Dame auch. Ein wenig irritiert. »Ein Freund sammelt sie. Ich weiß, es klingt ein wenig...sonderlich.«
Die ältere Dame grinste. »Sonderlich ist besonders, nicht wahr? Ich schaue mal nach, ob ich hinten etwas finde. Einen Moment bitte.«
Die Dame verschwand hinter einer Tür. Y/N schaute sich währenddessen die verschiedenen Teesorten an. Schwarztee, Früchtetee in vielen Sorten. Und die Preise waren niedrig. Das war ein Grund, warum die Menschen auch an den Feiertagen ein paar Stunden geöffnet hatten. Sie verdienten nicht viel.
Ein wenig später kam die Dame wieder nach vorne und hielt tatsächlich ein paar Blätter auf einem kleinen Teller bereit. »Die hier habe ich gefunden. Das sind Blätter von Schwarztee, Orange, Apfel und Pflaume.« Y/N wagte einen Blick. Sind halt gewöhnliche Blätter, dachte sie sich, aber für Levi war es vermutlich ein wenig mehr.
»Was wollen Sie dafür?«, fragte sie.
»Ach, was soll ich dafür nehmen? Ein wunderschönes Lächeln«, antwortete die Dame.
»Das geht doch nicht«, wehrte Y/N ab. »Dann nehme ich aber noch Schwarz,- und Orangentee mit. Und vielleicht diese Tasse hier.« Sie zeigte auf eine helle, die einen wunderschönen geschnörkelten Griff hatte.
»Sehr gerne«, sagte die Dame und verpackte alles zu einem wunderschönen Geschenk.
»Ich wünsche dir viel Freude damit. Hoffentlich wird sich die Person darüber freuen«, sagte die Dame und überreichte Y/N das Geschenk.
»Das hoffe ich auch«, sagte sie. »Das hoffe ich auch.«Hanji staunte nicht schlecht, als sie das schön verpackte Geschenk von Y/N sah. Unweigerlich kamen ihr die Tränen, denn sie fand es wunderschön, wie Y/N sich einsetzte, um Levi eine Freude zu bereiten. Aber wo war er?
Laut Hanji war er nicht in seinem Büro. Und auch nirgendwo anders im Hauptquartier zu finden. Er schien sich wirklich total von anderen abgekapselt zu haben. Sein einziger Fluchtweg, damit er in Ruhe gelassen werden konnte. Es war traurig...
Dabei war es doch so schön, seine Liebsten um sich zu haben. Dass er davor flüchtete musste nicht sein.
Deswegen machten sich Y/N auf die Suche nach ihm, doch war er wirklich in keinem Raum des Hauptquartiers zu finden. Auch nicht auf der Toilette, wo sie ihn wirklich nicht suchen wollte.
»Suchst du wen?«, kam dann eine Stimme von hinten, als sie wieder in den Flur trat. Ein wenig ertappt starrte sie in zwei blaue Augen, die sich ziemlich weit oben befanden. Der Mann war groß.
»Oh, Sie sind bestimmt Erwin Smith, oder?«, fragte Y/N. Diesem war sie bisher noch nicht begegnet.
»Ganz recht. Und du bist?«
»Y/N«, sagte sie. »Ich habe Hanji vor ein paar Tagen kennengelernt und sie hat mich für heute zu euch eingeladen.«
Erwin grinste sanft. »Das sieht ihr ähnlich.«
»Ich suche Levi. Haben Sie ihn vielleicht gesehen?«
Nun wurden Erwins Augen größer. »Du kennst Levi?«
»Na ja...nicht wirklich. Um ehrlich zu sein kenne ich ihn auch erst seit ein paar Tagen, aber...« Y/N merkte die Wärme, die in ihr Gesicht schoss. Erwin verstand sofort.
»...verstehe. Mit dem Geschenk dort willst du ihn überraschen, hm?!«
Y/N nickte. »Er ist eigentlich ganz nett. Und ich möchte ihm zeigen, dass es dort draußen Menschen gibt, die ihn achten und mögen. Ich glaube, dass will er manchmal nicht so ganz verstehen.«
»Du scheinst eine gute Menschenkenntnis zu haben«, sagte Erwin. »Aber Levi ist nun mal eben Levi. Den wird keiner so schnell umstimmen können.« Das wäre ja gelacht! »Ich habe ihn heute aber noch nicht gesehen. Er verschwindet meist über die Feiertage. Besonders an seinem Geburtstag. Jedoch...« Erwin schien zu überlegen, »...gibt es einen Ort, wo er gerne ist. Auf der Mauer.«
»Auf der MAUER?« Das wurde ja immer kurioser. Was hatte Levi denn auf der Mauer verloren? Da war es doch kalt und gefährlich! Was, wenn er runterfallen würde?
»Keine Sorge. Er passt schon auf sich auf. Aber ich befürchte, du wirst da nicht hinkommen.«
»Offensichtlich nicht«, seufzte Y/N und ihre Hoffnung schwand. Doch Erwin hatte eine Idee. Er würde sie einfach auf die Mauer bringen.So machten sie sich dann auf dem Weg nach draußen. Dort wirkte alles durch den Schnee so schön. So friedlich und so wunderbar. Es war wie ein Wunder. Auch dämmerte es schon, aber an Erwins Seite fühlte Y/N sich sicher.
Nun machten sie sich zusammen auf zur Mauer, wo Erwin Levi vermutete. Mit dem 3D-Manöver Apparat, hievte Erwin Y/N nach oben. Ein Kribbeln durchströmte ihren Körper, denn es fühlte sich toll an. Als wäre man ein Vogel, der frei am Himmel flog.
Oben angekommen schaute Y/N dann hinunter. Brrrrrr, war das hoch! Hier sollte man besser nicht runterfallen. Aber das hatte Y/N auch gar nicht vor.
»Ich bin mir sicher, dass er dort vorne sitzt.« Erwin zeigte auf eine kleine Erhöhung auf der Mauer, von dort aus man vermutlich die Titanen beobachtete.
»Dort oben?«, fragte Y/N entsetzt. Die Mauer an sich war schon hoch. Warum aber sollte Levi ausgerechnet noch höher sitzen?
»Ich bin dann mal wieder weg«, sagte Erwin.
»Aber wie sollen wir denn wieder runter kommen?«, fragte Y/N etwas ängstlich. Nie im Leben würde sie es alleine wieder hinunter schaffen. Erwin grinste.
»Levi wird sicher einen Apparaten dabei haben. Immerhin ist er ja auch hier hoch gekommen.« Das stimmte wohl.
Erwin verabschiedete sich und Y/N lief in Richtung des Aussichtspunkts. Der Wind pfiff durch ihre Haare. Hier oben waren es gefühlt Minusgrade und alles war mit Schnee bedeckt. Es sah so schön aus, dass Y/N sich wünschte, für immer hier oben zu bleiben. Nun ja, vielleicht wäre ein Raum vor einem Feuerchen, von dort aus man nach draußen auf die weiße Landschaft gucken konnte, doch ein wenig schöner, als hier in der Kälte.Da stand sie nun. Vor dem Aussichtspunkt, wo eine kleine Treppe hinauf führte. Langsam stieg sie eine, dann die nächste hoch und...
»WOAH! Ist das hoch!«, erschrak sich Y/N, als sie einen Blick nach unten wagte. Gleich darauf wurde ihr schwindelig.
»Was zur Hölle?!«, hörte sie dann jemanden sagen. Doch es war nicht irgendjemand, sondern Levi. Genau wie Erwin es gesagt hatte.
Y/N schaute nach oben und direkt in seine blau-grauen Augen, die durch den Kontrast vom Schnee so glanzvoll erschienen, dass sie ihn noch schöner fand als ohnehin schon.
»Wie zum Teufel bist du hier hoch gekommen?«
»Es ist so hoooooch!«, bekam Y/N nur raus und kniff die Augen zusammen.
»Komm, nimm meine Hand. Ich helfe dir.« Levi hielt ihr seine Hand hin, die Y/N zögerlich annahm. Sie war warm und stark und zog sie sanft zu sich nach oben, wo sie sich langsam neben ihn setzte. Es gab nicht viel Platz, weswegen sie Körper an Körper saßen und Y/N Levis Wärme spüren konnte. Es fühlte sich toll an.
»Oh mein Gott!«, staunte Y/N, den Blick in die Ferne gerichtet. Auf die wunderbare Schneelandschaft. »Es ist erstaunlich hoch! Aber auch so erstaunlich schön!«
Levi musterte Y/N sanften Blickes. Neugierig.
»Wieso verbringst du deine Zeit hier oben alleine?«, fragte Y/N, während sie ihren Kopf in Levis Richtung drehte und ihm dabei so nah war, dass sie ein wenig zurückschreckte. Doch Levi ließ sich nicht beirren.
»Weil ich hier meine Ruhe habe«, antwortete Levi mit bedachter Stimme, ohne Y/N aus den Augen zu verlieren. »Aber anscheinend ist mir das nicht gelungen.«
»Hm?«, machte Y/N, bis sie dann verstand, was er meinte. »Oh...willst du wieder alleine sein? Obwohl ich die Aussicht wirklich toll finde und länger hierbleiben würde, aber-«
»Nein«, unterbrach Levi sie dann. Die beiden schauten sich tief in die Augen. »Du kannst ruhig bleiben.«
Ein Grinsen schlich sich auf Y/N's Lippen. »Du hast ja sowieso keine Wahl, denn du müsstest mich schon runter bringen.«
»Sieht wohl so aus«, sagte Levi und ein ganz ganz kleines Schmunzeln zierte seine Mundwinkel.
»Wer hat dich hergebracht?«, fragte er dann.
»Erwin.«
Levi richtete seinen Blick nun in die Ferne. »Tch. War ja klar«, antwortete er und dann schwiegen die beiden und schauten verträumt auf die weiten Wiesen, die aussahen wie eine weiße Wüste.
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Eine schroffe Weihnachtsgeschichte
Fanfiction"Tch! Nerv mich nicht mit deinem scheiß Weihnachten!" So würde Levi es wohl sagen. Der hält nämlich nicht viel davon. Aber Hanji wäre ja nicht Hanji, wenn sie nicht jedes Jahr aufs Neue versuchen würde, ihren Kameraden umzustimmen. Vielleicht aber g...