4.

31 6 0
                                    

»Ihr habt WAS?!«, stieß Hanji völlig empört aus, als sie erfuhr, was gerade eben geschehen war. Connie und Jean kicherten, denn sie fanden es offenbar witzig, Y/N in diese missliche Lage quittiert zu haben.
»Habt ihr sie noch alle? Ihr könnt ihr sowas doch nicht antun!«
»Sorry, Hanji. Wir dachten, es wäre lustig«, sagte Connie und räusperte sich grinsend.
»LUSTIG?! Ihr wisst doch beide, wie sehr Levi Weihnachten hasst! Das war bewusst inszeniert! Also wirklich, ihr seid unglaublich! Wie kleine Kinder ey«, fluchte Hanji und machte sich schnell auf den Weg zu Levis Büro, um dort Y/N anzutreffen und sie eventuell davon abzuhalten, mit der Mütze bei ihm aufzuschlagen. Doch leider kam sie zu spät. Mitten auf dem Gang kam sie ihr schon entgegen.
»Oh je«, sagte Hanji und sah Y/N an, dass sie ein wenig verstört schien. »Du warst schon dort, oder?«, fragte sie Y/N. Diese nickte und schaute dann auf die Mütze in ihren Händen.
»Connie und Jean meinten, er würde sich darüber freuen, aber er schien völlige Abneigung dagegen zu haben.«
»Ja, natürlich«, seufzte sie nur. »Levi hasst Weihnachten wie die Pest.«
»Das war also doch Levi?« Ihr Blick wurde größer, die Gewissheit ebenfalls. Hanji nickte.
»Wusstest du das nicht?«
»Nein. Man hat ihn Hauptgefreiten genannt«, sagte Y/N.
»Ja, weil er der Hauptgefreite ist«, erklärte Hanji ihr. »Habe ich dir vergessen zu sagen. Aber eigentlich gab es bis jetzt auch keinen Grund, es dir zu sagen. Diese verflixten Jungs!« Hanji raufte ihr Haar. »War er sehr wütend?«
»Schon ziemlich.« Y/N zog ein zerknautschtes Gesicht.
»Mist. Tut mir echt leid. Connie und Jean wussten das. Sie wollten dich reinlegen. Nimm es nicht persönlich, denn ihr Hirn scheint noch in der Wachstumsphase zu sein.«
»Nicht schlimm«, grinste Y/N. »Ich will es wieder gutmachen. Gibt es etwas, was der Hauptgefreite mag?«
Hanji schaute Y/N an. Irritiert darüber, was Y/N gerade ausgesprochen hatte. Sie wollte ihm doch nicht ernsthaft eine Freude bereiten?
»Tee«, sagte sie dann sprachlos. »Schwarzen Tee.«
»Kann ich ihm einen Tee vorbeibringen? Vielleicht beruhigt er sich dann ja wieder. Und ich würde ihm gerne die Situation erklären.«
In Hanjis Augen sammelten sich Tränen, so gerührt war sie von Y/N's Aktion.
»Aber ja doch, mein Kind« schniefte sie. »Darüber wird er sich wirklich freuen!«

Bewaffnet mit einer Tasse Tee, stolzierte Y/N dann wieder zu Levis Büro. Ein wenig unbehagen fühlte sie sich, denn die bevorstehende Reaktion von Levi machte ihr nervöse Gedanken. Letztendlich aber klopfte sie erneut an sein Büro.
»Name und Anliegen?!«, kam es erneut aus dem Raum. Y/N räusperte sich.
»Hallo, ich bin es noch mal, Y/N, ich«
Y/N konnte noch nicht mal zu Ende reden, da öffnete sich die Tür des Büros ruckartig.
»Was zur Hölle willst-« Levi verharrte, als sein Blick auf das Tablett fiel, welches Y/N mit einer Tasse Tee und der Kanne dazu in den Händen hielt. In seinem Blick veränderte sich etwas.
»...ich wollte Ihnen Tee bringen und mich für das Missverständnis entschuldigen.«

Ihre warme und herzliche Art hatte ein klein wenig Einfluss auf Levi. Das spürte er. Und wie durch ein Wunder wurde seine Stimme ein bisschen weicher, als er sie herein bat.
»Komm rein«, sagte er. Y/N trat in sein Büro und Levi schloss die Tür. Das Tablett stellte sie auf den kleinen runden Tisch, der rechts an der Wand stand.  Dann räusperte sie sich und drehte sich zu Levi um, der währenddessen wieder an seinem Schreibtisch saß und Y/N dabei beobachtete, wie sie den Tee in eine Tasse goss, um ihn vor Levi's Nase zu stellen.
»Wer bist du?!«, kam nur die Frage. Ein wenig misstrauisch.
»Um es kurz zu machen: Ich habe Hanji beim Deko Shoppen getroffen. Wir kamen ins Gespräch und sie meinte, ich wäre herzlich bei eurem Weihnachtsfest eingeladen.«
Levi musterte Y/N genau. Ihre Haare. Ihre Augen. Ihre Nase. Den Mund. Ihre Figur. Was er sich wohl dabei dachte?
»Ist...alles in Ordnung?«, fragte Y/N unsicher. Levi zuckte kaum merklich zusammen. Er war leicht in Abwesenheit geraten.
»Ja«, sagte er dann. »Ist ja wieder typisch Hanji. Scheiß Brillenschlange«, fluchte er leise weiter.
»Also wenn das ein Problem ist, dann«
»Nein«, unterbrach Levi sie direkt. »Eine Person mehr oder weniger macht uns jetzt auch nicht ärmer.«
Y/N grinste. Auf dem ersten Blick schien Levi schroff und emotionslos, doch sie erkannte, dass er tief in sich eine andere Seite hatte.
»Was das Thema mit der Mütze angeht, wollte ich mich noch einmal entschuldigen«, sagte Y/N. »Connie und... Jean, heißt er glaube ich... sie meinten, dass Sie sich tierisch darüber freuen würden, weil Sie Weihnachten so mögen...«
Levi seufze und verdrehte nur die Augen. »Tch. Das war klar«, sagte er. »Die beiden Idioten haben ständig nur scheisse im Hirn. Und du warst zufällig ihr Opfer.«
»Mögen Sie Weihnachten wirklich nicht?«
»Nein.«
»Woran liegt das, wenn ich fragen darf?«
»... es hat eben seine Gründe. Wenn es nach mir ginge, sollten wir lieber unseren Pflichten nachgehen, als auf Friede Freude Eierkuchen zu machen.« Ein Hauch Dunkelheit schlich in seiner Stimme mit, als er begann von Weihnachten zu reden. Y/N merkte, dass er es wirklich nicht mochte.
»Aber warum?«, fragte Y/N. Sie traute sich. Auch wenn ihr der finstere Blick von ihrem Gegenüber nicht entgangen war. »Weihnachten ist das Fest der Liebe. Alle kommen zusammen, haben Spaß und genießen das leckere Essen und die schöne Zeit.«
»Tch, schöne Zeit«, wetterte Levi direkt dagegen, was Y/N ein wenig zurückschrecken ließ.
»Von welcher sprichst du? Wir sind gefangen in einem Käfig. Dort draußen vor den Mauern lauern Titanen, die nur darauf warten uns zu fressen. Die Welt ist besessen von Krieg. Welche schöne Zeit also meinst du?!«
Y/N wusste daraufhin kaum etwas zu erwidern. Sie überlegte, was sie Levi sagen konnte, um ihm vom Gegenteil zu überzeugen.
»Ich verstehe, dass es einigen schwerfällt positiv zu denken und das Leben zu genießen, in der Welt, in der wir gerade leben. Und sicherlich herrscht Krieg und wir wissen nicht was uns noch bevorsteht. Aber genau das ist doch das Ding. Wir wissen nie, was kommt. Aber warum sollten wir uns dann unser Leben vermiesen und die wenige Zeit, die wir hier haben, damit nutzen, schlecht drauf zu sein und alles doof zu finden? Wir sollten doch lieber die kleinen Dinge genießen. Tolle Menschen in seinem Umfeld. Ein nettes Pläuschen. Oder eben Tage wie Weihnachten, die vielleicht stressig erscheinen mögen, aber doch recht wundersam sind.«
Levi wusste daraufhin nichts mehr zu erwidern. Er musterte Y/N. Sprachlos. Das war etwas, was er selten war. Sprachlos. Ob es ihm wohl die Sprache verschlagen hatte?
»Also, Hauptgefreiter Levi, ich werde nun wieder zurück zu den anderen gehen und ihnen beim Schmücken helfen. Danke für Ihre Zeit.«
Y/N drehte um, ging in Richtung Tür, um diese zu öffnen. Und kurz bevor sie den erste Fuß hinaus setzen wollte, hielt er sie auf.
»Warte«, sagte Levi. Y/N drehte sich um. Nicht wissend, was nun auf sie zukommen würde. Und Levi schaute sie an. Seine Gesichtszüge schienen ein klein wenig sanfter geworden zu sein.
»Danke, für den Tee.«

Eine schroffe WeihnachtsgeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt