Kapitel 11

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JANS POV.

Da ich nicht weiter wie der letzte Vollidiot aussehen wollte, ging ich wieder in mein Zimmer. Ich überlegte lange, ob ich jetzt mit ihm reden sollte oder nicht. Aber diese Entscheidung entnahm er mir, als er einfach in mein Zimmer platzte. "Wir dürfen das nicht, Jan. Wir dürfen es einfach nicht". Ich schaute ihn an. War das denn jetzt sein Ernst? Erst küssen und dann merken, dass es falsch ist. Ich presste die Lippen aufeinander, ehe ich ein leises "Raus" murmelte. "Jan..." versuchte er mich nochmal anzusprechen. "Jetzt geh" sagte ich etwas lauter und zögernd tat er was ich von ihm verlangte. Was erwartete er denn? Dass ich vor Freude Luftsprünge mache? Dachte er eigentlich er könne so mit mir umgehen? War ihm nicht klar, dass er mich damit verletzte? So hockte ich also auf meinem Bett und dachte nach. Einzelne Tränen huschten über mein Gesicht. Mein Gott, bist du eine Memme. Damit hatte meine innere Stimme, die ja doch irgendwie ich selbst war, recht.

 Erst jetzt merkte ich, wie sehr ich Andre brauchte. Ich musste einfach nur seine Nähe spüren und schon fühlte ich mich um einiges glücklicher. Ich will doch nur, dass er zurück kommt und sagt es sei alles ein dummer Scherz. Aber darauf konnte ich dann wohl lange warten. 'Wir dürfen das nicht, Jan. Wir dürfen es einfach nicht'. Nochmals ließ ich mir seine Worte durch den Kopf gehen. Vielleicht durften wir es wirklich nicht, aber ich wollte. Und er auch, dass wusste ich. Sonst hätte er mich nicht geküsst. Ich seufzte. Man, war das kompliziert. Was erwartest du denn? Ihr seid YouTuber, Beste Freunde. Natürlich wird das einfach. Gott, ich treibe mich damit noch in den Wahnsinn. Um also für ein wenig Ablenkung zu sorgen, ging ich wieder aus meinem Zimmer und zog mir Schuhe an, schnappte mir mein Board und hoffte unbemerkt raus zu kommen. 

"Jan? Wo willst du hin?". Zum Glück nur Cengiz. "Raus. Siehst du doch" sagte ich grinsend und hielt mein Board hoch. Stirnrunzelnd betrachtete er mich, kam dann einen Schritt näher. "Sag mal ist alles okay?" fragte er besorgt. Was war denn jetzt in den gefahren? Sonst war er doch auch nicht so. "Ähm... Ja klar". In dem Moment betrat Andre den Flur. Nein, bitte nicht jetzt. "Also... Ich bin dann mal weg. Bis nachher" verabschiedete ich mich ohne Andre einmal angesehen zu haben. Sollte er sehen, was er von der ganzen Sache hat. So einfach würde ich mich nicht geschlagen geben. 

Ich warf mein Board auf die Straße und rollte los. Kopf frei bekommen. Meine Kapuze zog ich mir übers Gesicht und vergrub die Hände in den Taschen. Ich hoffte jetzt bloß auf keine Fans zu treffen. Das war das, was ich jetzt am wenigsten gebrauchen konnte. Was ich gebrauchen konnte, war wer mit dem ich darüber reden konnte. Jemanden den ich vertraute. Außer Andre und Cengiz. Jemanden der mitfühlend war, das vielleicht sogar verstehen würde und mich nicht verabscheuen würde. Sofort kam mir Julien in den Sinn. Ju war ein guter Kumpel, der wird das sicherlich gut aufnehmen können und mir vielleicht auch helfen können. 

Nervös hielt ich vor dem Gebäude, drückte zögernd auf die Klingel. Der Summer wurde betätigt und ich wurde herein gelassen. Mit meinem Board in der Hand ging ich trotzig die Stufen hoch. An der Tür angelehnt erwartete mich Joon. "Hi. Ist Ju da?" fragte ich zimperlich und versuchte nicht allzu unhöflich zu sein. "Ja klar. Komm rein" sagte er freundlich und bat mich hinein. Ich lächelte kurz und spazierte dann in den Flur, wo ich Board abstellte und Schuhe auszog. "Er ist im Wohnzimmer" erwähnte Joon noch und ich huschte dorthin. "Hi Ju" murmelte ich. Als er mich sah, grinste er. "Jo Jan. Was gibt's?" fragte er und machte Platz auf der Couch, damit auch ich mich setzen konnte. 

"Also... das mag jetzt etwas kompliziert sein. Du bist die erste Person, der ich das jetzt anvertraue". Bei diesen Worten wurde seine Miene schlagartig ernst. "Es geht um... Andre. Wir...". Ausgerechnet jetzt klingelte es. Ju erhob sich von der Couch. "Entschuldige, bin sofort wieder da" sagte er und ging zum Flur, um dem Störenfried zu öffnen. Ich wartete nervös auf seine Rückkehr. Da hörte ich Schritte im Treppenhaus, irgendetwas das ziemlich Lärm veranstaltete, da es an die Treppen schlug, und eine hechelnde Person. Also hatte derjenige es wohl eilig. Ich hoffte es wäre jemand für Joon oder Vincent. Aber falsch gedacht. Die Tür schloss sich und Ju kam zurück. Andre im Schlepptau. 

Geschockt schaute ich ihn an. "Was machst du denn hier?!" motzte er mich an. "Ich unterhalte mich mit Ju, wonach sieht es denn aus?". "Tja, hatte ich auch vor". "Schön, ich war zuerst hier". "Ja und? Du kannst ja auch gehen". So ein Arschloch! Ju schaute verwirrt zwischen uns beiden her. "Alles okay, Jungs?". "Ja klar, alles super" sagte ich und stand auf, um zu gehen. Julien schien ein wenig überfordert, aber ich wollte ihn jetzt nicht damit belasten, weshalb ich in Eile Schuhe anzog und mir mein Board schnappte. Ohne mich zu verabschieden stürmte ich raus. Was bildete der sich bitteschön ein? Einfach so auftauchen und mich verscheuchen. Schön, dann kann der Ju das alles selbst erklären. Aber bloß ohne mich.

Seufzend fuhr ich weiter. Wohin? Wusste ich noch nicht, aber höchstwahrscheinlich wieder nach Hause. Ich hatte jetzt auch keine Lust mehr irgendwem etwas über meine Probleme zu berichten. Nicht nach diesem Vorfall. Wer weiß, vielleicht hatte Andre ja wieder vor mich aufzusuchen und zu vertreiben. Also sollte ich es lieber lassen und mich auf den Weg in die WG machen. Dort hatte ich wenigstens meine Ruhe und Andre könnte nicht einfach reinplatzen. 'Wir dürfen das nicht, Jan. Wir dürfen es einfach nicht'. Es war seine Entscheidung, nicht meine. Wieder versuchte ich zu überlegen, warum es so dachte, warum er so gehandelt hatte. Ich verstand es nicht. Angst, keinen Mut dazu sich einzugestehen schwul zu sein. Aber Angst wovor? Hatte er etwa Angst vor der Community, dass sie es erfahren würden? Ich wusste es nicht, noch nicht. Aber irgendwann würde ich ihn darauf ansprechen, das war klar. Nur jetzt noch nicht. 

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Jandre. ~ Forbidden Feelings.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt