Kapitel 27

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JANS POV

Ich bemerkte seinen starrenden Blick auf mir sitzen. Ja, ich wusste, dass ich aussah als hätte man mich auf der Straße aufgegabelt. Und ihm sollte ruhig bewusst werden, dass ich wegen ihm so aussah wie ich nunmal aussah. Die letzten 2 Tage hatte ich weniger als 3 Stunden Schlaf gehabt, ich war einfach nur müde. Mein Schlafrythmus war völlig zerstört, auch zuvor war dieser schon zerstört von den ewigen Nächten, die ich mit Schneiden verbrachte. Immer noch saß sein Blick standhaft auf mir, während ich lustlos in meinem Essen rumstocherte. Ich hatte genauso wenig gegessen, wie Schlaf gehabt. Und das lag alles an ihm. Ehrlich gesagt, hatten mich seine Worte schon ganz hart getroffen. Solche Worte von deinem Besten Freund, der Person die du liebst, zu hören kann schon schmerzen.

Schritte näherten sich dem Tisch, an dem ich saß. Der Stuhl gegenüber meines Platzes wurde zurück gezogen und quietschte kurz unter dem Gewicht des Blonden. Meinen Blick ließ ich weiterhin auf meinem, mittlerweile durchwässerten, Müsli ruhen. Und doch bekam ich mit, wie seine Augen immer noch mich als Ziel fixierten. "Hey..." murmelte er leise. "Wie geht es dir so...?", fuhr er fort und man hörte ihm die Unsicherheit, die auf ihm lag, direkt an. War das sein Ernst? Die letzten Tagen kümmerte es ihn einen Dreck wie es mir ging und jetzt versuchte er es mit Smalltalk? Das konnte er ganz schnell vergessen, aus mir würde sich kein Ton quetschen. Es war sowieso schon ein Wunder, dass ich mit jemandem über meine Probleme redete. Sarah war die einzige, der ich alles erzählte. Mit Cengiz würde ich auch gerne reden, aber ehrlich gesagt hatte ich Angst, dass er Andre dann Vorwürfe machen würde und ich dann wieder Schuld sein würde an allem. Ich wollte nicht, dass Andre sauer auf mich war, ich wollte aber auch nicht, dass er mich ansprach oder sonstiges.

Ich bemerkte nicht wie lange ich ihm gegenüber still gewesen bin, als er sich leise räusperte und seine Stimme lauter erklingen ließ. "Jan, ignorieren bringt doch jetzt nichts". Seine Worte gingen mir sowasvon am Arsch vorbei, er konnte mir nichts sagen. War ihm nicht klar, dass ich wenig Lust auf dieses Gespräch mit ihm hatte? Er hatte mir schon deutlich genug gemacht, was für ein schlechter Mensch ich war. Er hatte mich mit seinen Worten wortwörtlich gebrochen. Ich war ein wandelndes Etwas, dass durch die Wohnung schlich. Dass die Tage nur in der Dunkelheit verbrachte, sich für 5 Minuten versuchte zusammen zu reißen um essbares zu sich zu nehmen. Zu anderen Aktivitäten war ich ganz einfach nicht brauchbar. Ich nahm mir nicht einmal mehr die Mühe mich im Bad frisch zu machen. Meine Augenringe bedeckten mein halbes Gesicht, von Tag zu Tag wurde ich blasser und meine Haare standen nur verstreut in alle Richtungen ab.

Wieder versank ich eine Zeit lang in meinen Gedanken und wusste nicht, wie lange ich diesmal wieder abwesend gewesen war. "Jan, jetzt komm schon. Das ist doch alles unnötig" murmelte er und legte vorsichtig seine Hand auf meine, diese zog ich jedoch schnell zu mir zurück. Die Stelle, an der er mich berührt hatte, began merkwürdig zu pulsieren. Aber es war kein schmerzhaftes pulsieren, sondern eher ein angenehmes. Schnell schlug ich mir diese Gedanken aus dem Kopf und stand in Eile auf. Sofort machte ich mich auf dem Weg in mein Zimmer, sperrte hinter mir ab und warf mich auf mein Bett. "Dumme Gefühle" murmelte ich vor mich her. Es dauerte eine Weile, bis es an der Tür klopfte und ich sogar freiwillig aufstand, um diese zu öffnen. Ich wusste nämlich, dass es Sarah war, die davor stand. Andre war noch nie gekommen, also musste ich mir keine großen Sorgen machen, dass er plötzlich vor mir stehen würde.

Als sich meine Vermutung dann auch bestätigte und Sarah mein Zimmer betrat, schloss ich die Tür sofort wieder ab. Das Erste was sie tat, war die Vorhänge und Rollladen zu öffnen, damit frische Luft in mein Zimmer strömte. Murrend nahm ich wieder auf meinem Bett platz und beobachtete sie bei ihren Aktivitäten, bis sie sich schließlich auch zu mir saß. "Ich weiß es fällt dir schwer mit ihm zu reden, Jan. Aber ihr müsst euch endlich mal zusammen raffen und euch aussprechen. So kann das nicht weiter gehen und das weißt du. Andre weiß es, Cengiz weiß es, ich weiß es. Jeder weiß, dass ihr das klären müsst. Er ist doch gerade schon zu dir gekommen und hat den ersten Schritt getan-", da musste ich sie abee unterbrechen. "Er hat gefragt, wie es mir geht. Dass ist doch nicht der erste Schritt. Als ob er nicht wissen würde, wie es mir geht, verdammt. Das sieht man doch, mir geht es dreckig. Und dann kommt er mit seinem scheiß ersten Schritt und fragt ernsthaft wie es mir geht?". "Was hätte er denn sonst sagen sollen? Du kannst auch nicht von ihm erwarten, dass er sich entschuldigt und dich in seine Arme schließt. Ihr seid beide daran beteiligt, also müsst ihr das auch zusammen klären. Ich will, dass ihr das heute noch klärt. So kann das einfach nicht weiter gehen. Schau nur was aus dir geworden ist... Wo ist der glückliche und lebensfrohe Jan hin? Ich kann dich nicht mehr länger so ansehen. Wir vermissen den alten Jan", besorgt strich sie mir durch die Haare. "Wer ist hier 'wir'...?" nuschelte ich leise. "Cengiz und ich. Und vorallem Andre. Es macht ihn genauso kaputt, wie dich. Ihr könnt nicht ohne einander, das sieht jeder. Ich werde noch mit Andre reden und dann sprecht ihr euch gefälligst aus, verstanden?". Sie stand auf und ging zur Türe, nocheinmal schaute sie zu mir zurück. "Verstanden, Jan?" fragte sie erwartungsvoll. Ich nickte leicht. "Ja... du hast Recht" murmelte ich und sah sie an. Ein Lächeln zierte nun ihr Gesicht. "Super. Ich hoffe dann wir können heute Abend wie normale Leute im Wohnzimmer chillen und dass einfach alles wie früher wird". Mit diesen letzten Worten verließ sie schließlich mein Zimmer und ließ mich alleine.
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Jandre. ~ Forbidden Feelings.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt