9. Freddys Flucht

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Schnell runter von dem Grundstück. Und auf keinen Fall umdrehen. Das nahm er sich nun vor. 

Also beschleunigte er seine Schritte, bis er rannte. Und auch als er auf die Straße trat, rannte er ein kurzes Stück. Dann kam ihm der Gedanke, dass es nur ungewollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, würde er wie ein Verrückter die Straße entlangrennen. 

Er schnaubte verächtlich. Ein Verrückter. Das war er wohl. Es wäre nicht das Schlechteste, als das er in seinem Leben schon bezeichnet worden war. 

Trotzdem sollte er schnellstens hier wegkommen. 

Blut klebte wortwörtlich an seinen Händen. Oder eher an seinen Handschuhen.

Freddy fühlte eine Befriedigung, mit der er nicht gerechnet hatte. Es war fast wie ein Rausch, er fühlte sich unbesiegbar. Jedenfalls für einen kurzen Moment, ehe er nach einem Blick über die Schulter schmerzhaft wieder in der Realität landete. Zwei der Gäste waren ebenfalls auf die Straße getreten. Sie sahen sich um, der eine erblickte ihn, stieß seinen Kumpanen an und gemeinsam rannten sie los. 

Nun begann auch Freddy wieder zu rennen. Auf einmal hatte er kein Ziel mehr. Mit einem Teil seines Verstandes wurde ihm klar, dass er nicht einfach zu seinem Auto zurückkonnte. Irgendwie musste er die beiden abhängen. Denn sonst würden sie sich das Auto merken können. In exakt dieser Farbe und mit einem bestimmten Kennzeichen. Wenn er dann Pech hätte, und die Polizei ihn aufgrund der Beschreibung der Beiden vorher fände, würde ihm auch das geplante Wechseln der Nummernschilder nichts nützen.

Er ließ eine Villa nach der anderen hinter sich. Freddy musste runter von dieser Straße, die Dunkelheit nutzen. Denn hier glich jeder Lichtkegel der Straßenlaternen einem grellen Suchscheinwerfer. 

Also rannte er die Straße entlang und in eine kleine Gasse, die nicht beleuchtet war. Dort drückte er sich zunächst in eine Ecke und wartete. Er hörte nichts, außer seinem Atem, der viel zu schnell und viel zu laut war. Gleich würden seine Verfolger hier sein. Er säße in der Falle. 

Freddy wartete. Und wartete. Er hörte Sirenen in der Ferne, die rasch näher kamen. Es war gut möglich, dass sie seine Rettung waren, zumindest in diesem Moment. Seine Verfolger schienen sie zurückzurufen zu dem Ort des Verbrechens. Vielleicht, weil sie sich nicht entgehen lassen wollten, was mit Jan war. Oder wegen einer Befragung. Jedenfalls kamen sie nicht an der Gasse vorbei. 

Nach einiger Zeit, die er noch dasaß, traute er sich vorsichtig aus der Dunkelheit heraus. Er blickte in Richtung der Villa, die er so schnell verlassen musste. Blaulicht erhellte die Nacht. Und die beiden Männer schienen tatsächlich den Rückweg angetreten zu haben. Das hieß, seine Verfolgung war ab nun Sache der Polizei. Jetzt wurde es ernst. 

Wieder schlenderte er zurück zu seinem Auto. Wenn auch über Umwege, um nicht an diesem einen Haus vorbeizumüssen. So dumm war er nicht. Obwohl es einen kleinen Teil von ihm durchaus interessiert hätte, ob er Jan umgebracht hatte. Denn das wollte er nicht. Der größere Teil in ihm jedoch grinste grimmig und dachte: Soll er doch verrecken. Ihn hat es auch nicht gekümmert. 

Bald darauf, nach einer viel längeren Zeit als ursprünglich geplant, schmiss er die Handschuhe und den Hut in die Tasche zurück, drückte den Startknopf des Autos und verließ das Viertel. 

Teure RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt