7. Freddys letzte Vorbereitungen

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Er kramte den Stimmenverzerrer aus der Tasche auf dem Beifahrersitz, klippt ihn so an seine Hose, dass das Kabel unsichtbar unter seiner Kleidung verlaufen würde, und platzierte das kleine Mikrofon in der Maske vor seinem Mund.

„Test, Test!" Freddy wollte vermeiden, dass er gleich eine böse Überraschung erleben würde. Man konnte die ursprüngliche Stimme noch immer durch die Verzerrung hindurch hören. Also rückte er das Mikrofon näher an seinen Mund und sprach etwas leiser als zuvor.

„Geht das jetzt? Okay, du schaffst das!" Nun klang die Stimme tief und bedrohlich. Und war nicht mehr wiederzuerkennen. Hoffte er jedenfalls. Zumindest nicht, solange niemand genauer hinhören würde. Und gleich würde viel zu großes Chaos herrschen, als dass irgendjemand sich an etwas anderen erinnern würde, als daran, dass seine Stimme verzerrt war. Mit etwas Glück musste er auch gar nichts sagen.

Der nächste Punkt auf Freddys innerer Checkliste wurde abgehakt. Fehlte nur noch eine Sache. Er setzte sich den Hut wieder auf den Kopf, zog den Handschuh mit den Klingen an und beugte sich nochmal nach hinten. Das Messer würde er an seinem Rücken tragen, sodass er nicht ausversehen an seinen kleinen technischen Helfer stoßen könnte, was ihn gar noch verrutschen lassen würde. Doch dazu musste er erst aus dem Auto aussteigen.

Auf einmal fiel ihm dieser letzte Schritt unsagbar schwer, im wahrsten Sinne. Es fühlte sich an, als drücke ihn ein unsichtbares Gewicht immer tiefer in den Sitz. Ein Gewicht, das seine Tat verhindern wollte. Denn was hätte er gewonnen, wenn das schief ging? Nichts. Doch was würde er gewinnen, wenn er erfolgreich war? Alles! Er würde seine Rache haben, deren Verlangen in den letzten zehn Jahren in ihm gekocht hatte. Vielleicht auch schon ein paar Jahre länger. Die Erinnerungen an damals waren unscharf, verschwommen und fast nicht zu greifen. Manche jedenfalls. Andere, die bedauerlichen, waren oft klar wie ein wolkenloser Himmel.

Freddy wusste, warum er sauer war. Und wer auch ein Grund dafür war, dass sein Leben auf diese Art verlaufen war. Sein Leben war relativ geradlinig verlaufen, ohne viele Kurven. Bis er an diese eine Kreuzung gekommen war, die seinen Lebenslauf um hundertachtzig Grad gedreht hatte. Vielleicht hätte er mit einem Wegweiser wieder zurückgefunden. Freddy jedoch hatte nie einen gesehen. Und so war er weitergelaufen. Immer weiter und weiter und dachte nicht einmal daran umzukehren. Bis er vor kurzem eine Brücke gefunden hatte, die ihn wieder auf einen sicheren Weg geführt hatte. Durch puren Zufall. Dennoch wusste er, dass dieser Weg hier alles andere als sicher war. Er war staubig und unbefestigt. Jeden Tag dachte er darüber nach, wieder auf die geteerte Straße zurückzukehren, die nach einiger Zeit sein Freund geworden war. Die ihm Sicherheit bot. Auch, und das wusste er zu gut, wenn es eine falsche Sicherheit war. Das hier würde ihm nun hoffentlich dabei helfen, die Brücke zu dieser vermeintlich sicheren Straße abzureißen, sodass er nie wieder darüber nachdachte, dorthin zurückzukehren. Denn diese Straße führte bergab, ohne, dass er es bemerkt hätte. Und dann, eines Tages, hatte er sich in einer tiefen Schlucht befunden.

Und das auch wegen denen, die nun auf dieser Party waren! Sie hätten ihm helfen können, doch hatten sie nur zugesehen, wie er immer weiter abstieg und irgendwann fiel. Das würden sie nun bereuen!

Er stieg aus, sah sich um. Doch niemand schien ihn zu bemerken. Er stand nur wenige Häuser von dem Haus entfernt, das er so gut kannte.

Nein, es wäre nicht auffällig, wenn ein kostümierter Freddy Krüger heute dorthinlief. Immerhin gab es viele Leute, die heute dorthin gingen. Das einzige, was ihn vielleicht auffällig machte, war sein Zuspätkommen.

Er stellte sich mit seinem Rücken in Richtung seines neuen Autos, sodass er das Messer schnell in seinem Gürtel befestigen konnte. In der Zwischenzeit ließ er seinen Blick durch die Gegend schweifen, als sähe er sich um. Wie er es hasste! Wie abgrundtief er jedes dieser protzigen Häuser und jeden seiner oberflächlichen Bewohner verabscheute! Die Fassade von beiden mochte schön sein, doch wenn man sich tiefer vorwagte, sah man die Hässlichkeit darin. Sowohl in den Häusern als auch in den Menschen.

Er atmete schnaubend aus. Dann schlug er die Tür des Porsches zu, was ihr trotzdem nur ein gedämpftes Geräusch entlockte. Er schloss mit einem kurzen Zucken des Fingers ab und ging auf sein Ziel zu.

Teure RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt