24. Ertrinken

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Die Tür wurde eingetreten, gefolgt von einem lauten Rufen. Zunächst gelang es ihm nicht, irgendetwas zuzuordnen. Alles schön gleichzeitig zu passieren, direkt neben und doch so weit weg von ihm. Verwirrung breitete sich in ihm aus. 

„Polizei! Lassen Sie die Waffe fallen! Ich wiederhole es nicht noch einmal!" Es dauerte einige Sekunden, bis ihm die Bedeutung dieser Worte klar wurde.

Marko wusste, er stand jetzt vor der Wahl. Er könnte nun alldem ein Ende bereiten, oder den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Aber hinter Gittern hätte er immerhin keinen Kontakt mehr zu seinem früheren Leben, vielleicht wäre es also nicht das Schlechteste ... Das hätte er allerdings auch nicht, wenn er vollendete, was er schon vor einigen Tagen vorhatte.

Während ihm diese Gedanken durch den Kopf schossen, kamen immer mehr Polizisten durch die Tür. In voller Schutzausrüstung. Hielten sie ihn für so gefährlich? Wie hatten sie ihn überhaupt gefunden? 

Lisa! Wenn ich dich erwische, wirst du bluten!  Aber so oder so wirst du mit mir hängen! Nein, vielleicht war er selbst nach alldem immer noch nach Rache aus. Obwohl sie ihn nicht weit gebracht hatte, wie er nun erkannte. Für einen kurzen Moment befriedigt, ja. Aber nicht mehr.

Auf der anderen Seite war es gut, wenn Jan nun wusste, wer dahintersteckte. Falls er noch in der Lage war, das zu erkennen. Falls er noch lebte. Und wenn nicht, so würde Emma es wissen. Und sie würde wissen, dass er noch hier war, am Leben. Und hoffentlich würde sie den Rest ihres Lebens mit diesem Gedanken leben. So wie er mit seinen Gedanken leben musste, zu denen ihn all diese Leute auf ewig verdammt hatten. 

Ein trockenes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er ließ den Schraubendreher fallen und hob die Hände. Marko bot keinen Widerstand. Es war sinnlos. Vielleicht war es gut so. Das war seine Buße. Der Tod wäre endgültig, im Gefängnis zu versauern dagegen eine ganz andere Sache. 

Um ihn herum herrschte ein Gewusel, das er nicht verarbeiten konnte. Ein Gewicht drückte ihn zu Boden. Seine Bettdecke wurde aus dem Bett geschmissen, der leere Schrank aufgemacht und das Badezimmer durchsucht. Doch sie würden nichts finden. Alles, was er dabeihatte, befand sich noch in seinem Rucksack. 

In dem Moment, in dem sich die Handschellen mit einem Klicken schlossen, brach die Vergangenheit über ihn herein. Diesmal konnte er den Kopf nicht mehr über Wasser halten. Er ertrank in dem, was sich vor so langer Zeit ereignet hatte.

Teure RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt