Wenig später bogen wir auf die Lichtung. Planet schnupperte über den Deckel der Futtertonne, neben die Akira gerade die zweite Tonne zog. Justins Kommentare schienen vergessen.
„Was ist denn los?", fragte ich verwirrt und befreite Joy von ihrem Geschirr, damit sie zum Bach zum Trinken konnte.
„Schau mal da rein." Akira hob den Deckel von der Tonne mit den Pellets.
Ich beäugte die kleinen, grünen Grascops im Inneren. „Schaut aus wie immer.", gab ich dann verwirrt zurück.
„Eben. Und jetzt schau hier." Sie hob den Deckel von der Müslitonne und schob Joys Kopf zur Seite, die ihre Nase sofort im Inneren versenken wollte.
Das Müsli, das heute Morgen noch dreiviertel voll gewesen war, war nur noch bis zur Hälfte gefüllt. Ich starrte verwirrt in die Tonne. „Aber... ich hab doch jedem heute Morgen nur eine Tasse gegeben. Und wir waren doch nicht mal da?"
„Blitzmerker." Sie knallte die Tonne wieder zu. „Und..."
Akira schnappte sich meine Hand und zog mich zur Hintertür. Die Hintertür, die ich heute Mittag gewissenhaft abgeschlossen hatte, war angelehnt. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich streckte die Hand aus, um zu prüfen, ob ich mir das hier gerade nicht nur einbildete. Als ich die Hand auf das raue Holz legte, schwang sie mit einem leisen quietschen auf.
„Das ist nicht gut.", murmelte ich. Und schob mich durch die Tür ins Innere.
Während ich feststellte, dass die Vordertür noch so abgeschlossen war, wie ich sie zurückgelassen hatte, durchkämmte Akira die Speisekammer.
Beim Gang durch die Küche fiel mir nichts auf, bis ich den Brotkasten öffnete. „Akira, der Toast ist weg!"
Eine halbe Sekunde später kam sie schlitternd neben mir zum Stehen. „Wenn du die Packung Cheddar von draußen nicht genommen hast, dann fehlt die auch."
Ich schüttelte den Kopf. „Die ist hier im Kühlschrank."
Gemeinsam gingen wir wieder nach draußen zu unseren Ponys, die uns ebenso ratlos anstarrten, wie wir sie. Schnell zogen wir die Tonnen wieder in den Schuppen. Während ich das Geschirr und die Zugkette wieder aufräumte, tigerte Akira auf der Lichtung auf und ab.
„Karotten, Kleingeld, Brot, Pferdemüsli.", zählte sie immer wieder auf.
„Wer klaut denn sowas?", fragte ich und sprang frustriert von dem Unterstandsbalken, auf den ich mich gesetzt hatte.
Ich würde das klauen., entgegnete Joy fröhlich, die sich gerade in ihrer Matschecke gewälzt hatte und jetzt ihren Dreck in alle Richtungen schleuderte.
„Ja, ich weiß, dass du das klauen würdest, du alter Fresssack." Ich wuschelte ihr über die Ohren, die vom Dreck verschont geblieben waren und drehte mich zu Akira, die in ihrer Bewegung auf der Lärche, über die sie balanciert war, eingefroren war. Sie sah aus, als hätte sie einen Erstarrzauber abbekommen.
„Akira?", fragte ich vorsichtig.
Sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „N Pferd! Joy, du bist genial!"
Ich weiß. Sie trottete zu Planet, um neben ihm weiter Gras aus dem Boden zu zupfen.
Ich hob skeptisch die Augenbrauen. „N Pferd? N Pferd ist in unsere Speisekammer gelatscht?"
„Nora! Flitzpiepe. Jemand, der für ein Pferd stiehlt!" Sie sprang vom Baumstamm auf den vom Regen aufgeweichten Waldboden. „Such mal nach Hufspuren."
Immer noch etwas verwirrt begann ich, mit Akira den Boden abzusuchen. Aber außer Grashalmen, Matsch und Pferdeäpfeln fand ich zwar Hufspuren, aber ob diese nun zu unseren Pferden gehörten, oder zu jemand anderen war schlichtweg nicht zu erkennen.
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Die Einhörner vom Westwald || Magischer Frühling
Fanfic{Sternenschweif FF} Teil zwei von "Die Einhörner vom Westwald" Kaum aus dem letzten Abenteuer heraus stolpern Nora, Akira, Izzy und Nia mit ihren Einhörnern schon in das Nächste. Dinge verschwinden auf unerklärliche Weise und bald tut sich ein Probl...