Kapitel 8

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Nova

Jetzt liege ich hier, die Augen fest geschlossen, und täusche völlige Bewusstlosigkeit vor, während in meinem Inneren ein Sturm tobt. In Wahrheit geht es mir blendend, und das alles ist nur ein Teil meines hastig zusammengeschusterten Plans.

Seine Nähe ist überwältigend,
sein Duft durchdringt die Luft,
ich kann ihn sogar aus dieser Entfernung deutlich wahrnehmen.

Am liebsten würde ich meine Augen öffnen, um in seine tiefen, ausdrucksstarken Augen zu blicken, die mich immer wieder in ihren Bann ziehen. Doch ich kann den Hass, der dort lodert, nicht ertragen, diesen unerklärlichen Hass, der ohne jeden Grund dort zu sein scheint und mir jedes Mal einen Stich versetzt.

Ich bin nicht hier, um in seine Augen zu starren oder um von ihm zu träumen, wie ich es oft heimlich tue. Ich bin hier, um Elena zu helfen, um all den Frauen zu helfen, die auf meine Unterstützung zählen.

Mein Herz pocht wild in meiner Brust, während ich versuche, meine Gefühle im Zaum zu halten. Der Gedanke daran, dass mein Plan vielleicht doch funktioniert, gibt mir die Kraft, diese Situation zu ertragen. Ich bin bereit, alles zu tun, was nötig ist, um Elena und den anderen Frauen zu helfen, selbst wenn es bedeutet, meine eigenen Gefühle zu verleugnen und mich selbst in Gefahr zu bringen.

Ich höre, wie er sich im Hintergrund bewegt und schließlich auf eine Couch sinkt – zumindest vermute ich das. Mein Körper regt sich nicht, meine Augen bleiben fest geschlossen, doch ich spüre seinen durchdringenden Blick auf mir.

„Öffne die Augen.," raunt er plötzlich. Mein Herz setzt einen Moment aus und beginnt dann, schneller zu schlagen. Ein Schauer läuft über meinen Rücken. Habe ich mich verraten? Dennoch beschließe ich, still zu bleiben und weiterhin so zu tun, als würde ich tief und fest schlafen. Es muss ein Test sein, denke ich.

Er sagt nichts weiter, und eine bedrückende Stille senkt sich über den Raum. Nach einer Weile wird mir klar, dass er es mir wohl abgenommen hat. Seine stumme Prüfung hat ihn offenbar überzeugt, dass ich tatsächlich bewusstlos bin.

Die Spannung lässt ein wenig nach, aber ich weiß, dass ich wachsam bleiben muss. Noch ist mein Plan nicht vollständig aufgegangen, und jede Bewegung, jeder Atemzug könnte alles ruinieren.

Ich hoffe inständig, dass dieser Moment der Ruhe mir die Gelegenheit gibt, meine Gedanken zu sammeln und die nächsten Schritte sorgfältig zu planen. Das Schicksal von Elena und all den anderen Frauen hängt davon ab.

Stunden vergehen, in denen ich hier liege, weder schlafe noch die Augen öffne. Zwischendurch höre ich, wie Miles mit seinem Handy spielt, doch seit geraumer Zeit herrscht nun Stille. Als ich sein leises, regelmäßiges Atmen wahrnehme, das für mich den Anschein erweckt, er würde schlafen, halte ich die Augen weiterhin geschlossen. Ein unbehagliches Gefühl beschleicht mich, dass dieser Kerl nicht völlig auf den Kopf gefallen ist und dies ein weiterer Test sein könnte. Also warte ich noch einige Sekunden länger.

Die Geduld wird langsam zu meinem größten Feind. Endlich, als ich es nicht mehr aushalte, öffne ich vorsichtig die Augen. Mein Blick fällt sofort auf Miles, der auf dem Sofa ruht. Sein Kopf ist zur Seite gesunken, sein Handy liegt auf seiner Brust, als wäre er mitten in einer Nachricht eingeschlafen.

Langsam und bedacht schiebe ich die Decke zur Seite und setze mich vorsichtig auf. Jeder Muskel in meinem Körper spannt sich an, als ich mich vom Bett erhebe. Das Bett quietscht leise unter meinem Gewicht, und ich verziehe das Gesicht bei dem Geräusch.

Mit lautlosen Schritten tapse ich zur Tür und öffne sie behutsam, immer darauf bedacht, keinen Laut zu verursachen. Ein letzter Blick zurück zu Miles zeigt ihn noch immer tief in seinem vermeintlichen Schlaf versunken. Für einen Moment betrachte ich ihn, eine Mischung aus Erleichterung und Nervosität durchströmt mich, ehe ich das Zimmer leise verlasse und mich in die Dunkelheit hinauswage.

Turos 2 - Zwischen Liebe und VergebungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt