Kapitel 14

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Nova

„Miles", kam es entspannt und doch mit einem Hauch von Provokation aus Louis' Rachen, als er in der Tür stand. Sein Blick wanderte langsam zu Miles, der, wie ich sofort bemerkte, sich anzuspannen begann. Doch wider Erwarten schaffte er es, die aufkommende Wut zurückzuhalten, etwas, das ich von ihm nicht gewohnt war. Für einen Moment dachte ich, er würde auf Louis losgehen, die Situation eskalieren lassen, doch nichts dergleichen passierte. Die Spannung hing wie ein unsichtbarer Faden in der Luft, beide Männer in einem stillen, unausgesprochenen Kampf, nur mit Blicken.

„Louis", raunte Miles zurück, seine Stimme rau und knapp, als wolle er mit diesem einzigen Wort alles sagen, was in ihm brodelte. Ihre Blicke trafen sich wie Schwerter, kalt und scharf, und für einen Moment schien es, als würden sie nur durch die Anwesenheit des anderen existieren.

„Wir sehen uns morgen, Nova", rief Louis dann lässig und mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen. Seine Worte, scheinbar beiläufig, waren doch so bewusst gewählt, fast wie ein Messer, das er langsam in Miles' Brust drehte. Es war klar, dass er die Tatsache, dass wir uns am nächsten Tag wiedersehen würden, genüsslich unter Miles' Nase rieb. Und dann verschwand er, völlig entspannt, als hätte er gerade nicht die Atmosphäre in diesem Raum auf die Probe gestellt. Zurück blieb ich, allein mit Miles, dessen Präsenz sich schlagartig verdunkelte.

Ich seufzte leise und warf einen Blick auf die Uhr. „Was machst du hier? Wir haben doch noch mehr als eine halbe Stunde", fragte ich, bemüht, meine Stimme so neutral wie möglich zu halten. Ich wollte die Spannung brechen, die wie eine unsichtbare Mauer zwischen uns aufragte, doch es fühlte sich an, als ob jedes Wort zu schwer wog.

„Ich war schon da und dachte, ich hole dich einfach früher ab", antwortete er achselzuckend, als sei nichts gewesen. Doch ich sah, wie seine Kiefermuskeln sich anspannten, wie seine Finger sich in den Taschen seiner Jeans gruben, vielleicht um das Zittern oder die Wut zu verbergen, die unter seiner kontrollierten Fassade lag.

„Okay", sagte ich leise, „dann warte kurz." Ich verschwand in mein Zimmer, um meine Tasche und Jacke zu holen. Die kurze Zeit allein gab mir die Möglichkeit, Luft zu holen, doch die Gedanken in meinem Kopf rasten. Die ganze Situation mit Louis und Miles, die unausgesprochenen Gefühle, die unausweichliche Konfrontation, die irgendwann kommen würde – all das machte es mir schwer, klar zu denken. Louis war ein Sturm, der alles aufwühlte, und Miles... Miles war die tiefe, unergründliche See, die mich an ihre Oberfläche zog und gleichzeitig in ihren Tiefen ertrinken ließ.

Als ich zurückkam und die Tür hinter mir schloss, trafen sich unsere Blicke. Da war etwas in Miles' Augen, etwas Dunkles, das er zu verbergen suchte. Seine Hände steckten immer noch in den Taschen, und ich konnte fast spüren, wie sich die Spannung in seinem Körper aufbaute. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, doch ich kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass es ihm nicht leichtfiel. Es war, als würde er mir etwas sagen wollen, als kämpfte er mit den Worten, die er nicht aussprechen konnte. Doch schließlich ließ er es bleiben, und wir gingen schweigend nebeneinander her, bis wir das Gebäude verließen und in sein Auto stiegen.

Er fuhr los, und ich starrte stumm aus dem Fenster. Der Klang des Motors und das Rauschen der Welt um uns herum waren die einzigen Geräusche, die die drückende Stille zwischen uns durchbrachen. Es war, als lägen unzählige unausgesprochene Worte in der Luft, zu schwer, um sie einfach herauszulassen. So viele Dinge zwischen uns waren ungeklärt, so viele Fragen schwebten wie dunkle Wolken über unseren Köpfen.

Und dann war da noch das Geheimnis, das ich in mir trug. Ich wusste mehr über Miles, als er ahnte. Ich wusste Dinge, die ich eigentlich nicht wissen sollte, Dinge, die mich quälten, wann immer ich ihm in die Augen sah. Diese geheime Last machte es mir unglaublich schwer, in seiner Nähe zu sein, ihn anzusehen, als wäre alles normal. Die Spannung in meinem Körper wuchs mit jeder Minute, in der ich versuchte, die richtigen Worte zu finden – Worte, die ich nicht aussprechen durfte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 16 ⏰

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Turos 2 - Zwischen Liebe und VergebungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt