Turos 2 - Zwischen Liebe und Vergebung

Kapitel 10

Miles

Mit einem mulmigen Gefühl betrete ich das Turos, ein Ort, der für mich längst seine Anziehungskraft verloren hat. Während ich durch die Tür trete, kreisen meine Gedanken um all die unerledigten Dinge, die zu Hause auf mich warten. Eine weitere Gefangene ist ausgebrochen, und Jones hat mich fortgeschickt, weil die Polizei mich möglicherweise überwachen könnte – die Flüchtige hat mein Portemonnaie gestohlen. Also stehe ich hier, inmitten einer Szenerie, die mir unerträglich erscheint, vor allem mit der Möglichkeit, Nova zu begegnen.

Ihre Anwesenheit, die ihre atemberaubende Schönheit mit sich bringt, könnte mein Herz gleichzeitig heilen und brechen. Der Gedanke, sie zu sehen und den Schmerz ihrer Abwesenheit in jedem Moment zu spüren, erfüllt mich mit einer unerträglichen Sehnsucht. Es quält mich zu wissen, dass andere Männer draußen auf sie warten und sie umwerben könnten.

Nova ist eine Eins plus mit Sternchen, die perfekte Verkörperung dessen, was ein Mann sich wünschen könnte. Eigentlich sollte ich um sie kämpfen, sie festhalten und nicht loslassen. Doch tief in meinem Inneren gibt es eine Stimme, die sich dagegen sträubt, die mir sagt, dass es vielleicht besser ist, sie loszulassen. Vielleicht ist es besser so – für sie. Denn manchmal ist der größte Beweis von Liebe, jemanden gehen zu lassen, damit er in Freiheit und Glück leben kann

Und für mich.

In meinem Zimmer packe ich meine Tasche für das Training. Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät mir, dass es genau ein Uhr ist, was bedeutet, dass die Trainingshalle jetzt leer sein müsste, da Louis sein Training bereits beendet hat. Eigentlich sollte ich diese Einheit leiten, doch David hat mir den Job entzogen, nachdem ich seiner Tochter das Herz gebrochen habe.

Ich warte noch ein wenig, bevor ich mich auf den Weg mache, um sicherzugehen, dass ich Louis nicht über den Weg laufe und die Halle garantiert leer ist, wenn ich ankomme. Jeder Gedanke an eine mögliche Begegnung mit ihm lässt eine unangenehme Spannung in mir aufsteigen, eine Erinnerung daran, wie sich die Dinge verändert haben.

Doch als ich endlich ankomme, wünsche ich mir, ich hätte noch länger gewartet. Die Halle ist nicht so leer, wie ich es erwartet hatte.

Nova ist dort.

Sie steht mitten im Raum, in ihrer Haltung eine Mischung aus Entschlossenheit und Fragilität, die mir den Atem raubt. Ihr Anblick weckt eine Flut von Erinnerungen und Emotionen, die ich so lange zu verdrängen versucht habe.

Abrupt bleibe ich an der Tür stehen, als ich Louis und Nova zusammen sehe, obwohl die Halle ansonsten leer ist. Ein unangenehmes Ziehen durchzuckt mich, und meine Schritte weichen instinktiv zurück, um mich vor ihren Blicken zu verbergen. Doch ich kann nicht widerstehen und werfe einen verstohlenen Blick auf die beiden. Ihre Worte bleiben für mich unhörbar, aber die Geste von Louis' Hand, die zärtlich auf ihre Hüfte gleitet, spricht Bände. Sie wehrt sich nicht dagegen, und stattdessen strahlt ein Lächeln über ihr Gesicht, das mir wie ein Dolch ins Herz fährt. In diesem Augenblick wird mir klar, dass sich zwischen ihnen mehr entwickelt hat, als ich je befürchtet hatte.

Ein Feuer der Eifersucht lodert in mir auf, meine Fäuste ballen sich unwillkürlich, und der Drang, auf ihn loszugehen, ist nahezu überwältigend. Das ist es, was ihre Nähe mit mir macht. Das ist der Grund, warum ich versuche, sie zu meiden.

Doch als sie sich umdrehen, reagiere ich blitzschnell, ducke mich hastig und schlüpfe hinter die nächste Säule im Schatten des Turos. Mein Herz rast, und ich presse mich gegen den kalten Stein, während ich versuche, meine aufgewühlten Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Die Vorstellung, sie mit jemand anderem zu sehen, lässt meine Eingeweide sich zusammenziehen. Sie ist das Licht, das meine Dunkelheit erhellt, und doch scheint sie sich immer weiter von mir zu entfernen.