4. I'm a wreck

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Stille, laue Sommernacht. Keine Geräusche, außer das zirpen der Grillen und das rauschen des Windes. Nichts. Nur ich, die Sterne, der Mond und die Dunkelheit. Irgendwie beruhigend. Die Temperatur war angenehm.

Vorsichtig hatte ich mich rausgeschlichen aus unserer WG.

,,Du denkst wieder daran." Keine Frage eine Feststellung. Ich hatte nicht gemerkt, dass ich nicht mehr alleine war. Das mich jemand verfolgt hatte. Diese Stimme hätte ich unter 1000 wieder erkannt. Lee. Ich blieb weiterhin still.

Vielleicht sollte ich ihm jetzt sagen, dass ich es nicht tat und das es mir gut ging, aber nichtmal das schaffte ich. Also blieb ich still und starrte auf meine Hände, welche das eiserne Brückengeländer umklammerten. Normalerweise würde ich ihm jetzt sagen, dass ich einfach Lust hatte, etwas frische Luft zu schnappen. Okay, dass würde er mir nie im Leben abkaufen, aber es würde Lee beruhigen. Nicht lange, aber für einen kurzen Moment.

Er würde kurz denken, mir würde es besser gehen. (Tat es nicht.) Aber ich blieb weiterhin still. Er ließ mir Zeit. Und vermutlich rechnete er nichtmal mehr mit einer Antwort.
,,Ständig." Nur ein hauchen meinerseits. Aber es reichte ihm. Lee sah angestrengt nach vorn. Er wusste was ich hier machte. Was ich hier tun wollte. Dennoch sprach er es nicht aus. Tat es nie. Heute war nicht das erste mal, dass er mich hier fand.
,,Ich habe gedacht, dass es dir besser geht." Sprach er. ,,Hast du nicht." Eine Feststellung seinerseits. ,,Stimmt" das schmunzeln hörte ich aus seiner Stimme. ,,Aber ich habs gehofft." ,,Ich weiß..." dann stoppte ich.

Was hätte ich auch sonst noch sagen sollen? ,,Weißt du, wenn ich könnte, würde ich dir deinen ganzen Schmerz, die Depressionen und alles was dich sonst so belastet nehmen. Alles auf mich nehmen. Wenn es möglich wäre, aber das ist es nicht..." flüsterte er in die schwarze Dunkelheit. ,,Das ist lieb, aber das würde ich nicht zulassen. Niemals. Ich möchte nicht, dass du leidest." Auch wenn ich nach vorne sah und es dunkel war, spürte ich seinen Blick auf mir ruhen.

Langsam und Vorsichtig legte ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab, als würde er zu Staub zerfallen, wenn ich nur etwas zu schnell war. Außerdem wollte ich den Moment, die Atmosphere, nicht zerstören. Lee legte einen Arm um mich.

Ich genoss es, hier zustehen. Mit ihm. Auch wenn ich etwas tun wollte. Diese eine umausgesprochene Sache. Schweigend standen wir da. Bis der braunhaarige die angenehme Stille durchbrach. ,,Weißt du, Nate, ich mag dich. Ich mag dich wirklich." Kaum ein hauchen. ,,Das tut mir leid." Flüsterte ich zurück. ,,Warum?" Diese Frage warf mich etwas aus der Bahn. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. ,,Ich bin ein Wrack. Ich bin kaputt. So richtig kaputt." Sagte ich. ,,Dann ist es wohl meine Aufgabe dich zu reparieren." Ich hörte das er es ernst meinte. Tot ernst. Langsam ging die Sonne auf und tauchte die Welt in sanftes rot Orange.

,,Das- Nein!"flüsterte ich entrüstet zurück und hob meinen Kopf an. Er würde es nicht schaffen. Ich spürte seine weichen Hände sanft eine Träne von meiner Wange wischen. Ich hatte nicht bemerkt, dass Tränen anfingen meine Wangen runterzulaufen. Aber offensichtlich weinte ich.

,,Wir schaffen das, okay? Du bist nicht allein. Ich bin bei dir. Versprochen!" Hauchte Lee mir zu. Ich suchte nach einer Lüge in seinen Augen aber ich fand keine. Nur so unendlich viel Liebe und Zuversicht. Und dann küsste er mich. Und es explodierte ein Feuerwerk in meinem kompletten Körper.

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Happy 2024

BoyxBoy OS BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt