11. I will never hate you

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Ich saß auf der schwarzen Couch in meinem Wohnzimmer, starrte auf den großen Flachbildfernseher den ich von meinen Eltern übernommen hatte und schaute gerade irgendeine Trash TV Serie von der man merkte wie langsam die Hirnzellen schwanden. Und dennoch sah ich den Leuten zu. Da würde ich niemals mitmachen, schwor ich mir. Als würde ich für irgendjemanden den Hampelmann spielen nur zur Belustigung. Nicht in diesem Leben. Seufzend lehnte ich mich zurück. Ein vibrieren meines Handy riss mich aus den Gedanken.

Sofort schoss mein Puls in die Höhe, mein Herz raste förmlich und meine Hände zitterten wie verrückt.

Ich machte mein Handy an und sofort leuchtete mir mein Huntergrund Bild entgegen auf welchem Caleb mich auf seinem Rücken trug.

Wir grinsten beide in die Kamera. Ich hoffte so sehr das Caleb, mein bester Freund, wenn er das überhaupt noch ist, geschrieben hatte. Tja, dann die bittere Ernüchterung. Es war meine Mom, nur um mir einen Meme, welcher erstens mal so überhaupt nicht lustig war und zweitens schon seit mindestens 2014 im Internet kursierte zu schicken. Schnell tippte ich lachemojis ein.

Vor ca. Zwei Wochen war es soweit. Ich hatte ihm meine Liebe gestanden. Seitdem, nichts. Rein gar nichts. Keine Antwort auf meine unzähligen Nachrichten. Keine Antwort auf meine verzweifelten versuche ihn anzurufen.

Entweder er drückte mich weg oder ließ es einfach klingeln. Wenn ich vor seiner Tür stand, machte er nicht auf. Nichts. Nicht mal ein Lebenszeichen. Absolut nichts. Es wär gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich mir keine Sorgen machen würde, denn ich war kurz vorm Sterben vor Sorge. Immer größer werdende Angst machte sich in mir breit.

Ja, vielleicht braucht er nur Zeit um mein Geständnis zu verarbeiten und darauf klar zu kommen, aber vielleicht verabscheute er mich jetzt. Vermutlich hasste er mich jetzt und ich konnte es ihm nichtmal wirklich verübeln. Ich war mit der Tür einfach ins Haus gefallen, er stand mir total überfordert gegenüber. Ich hatte es einfach nicht mehr ausgehalten, mein kleines Geheimnis für mich zu behalten.

Wir standen auf meiner kleinen Terrasse, waren still. Niemand sagte auch nur ein Wort. Wir genossen die Stille, die zwischen uns herrschte, genossen die Anwesenheit des anderen, sahen in den Himmel und beobachteten den Sonnenuntergang. Der Himmel war in sanfte Orange und rosa Töne getunkt.

Bald würde die dunkle Nacht herein brechen. Die Dunkelheit würde sich leise über die Stadt legen wie eine schwarze Decke. Am liebsten hätte ich diesen Moment für immer festgehalten. Ich habe mir gewünscht, dass er nie vorbei geht. ,,Was ist los?" Er hatte meine Nervosität Anscheinend bemerkt. Wie auch nicht? Ich war die ganze Zeit hippelig und aufgeregt, hätte er das nicht gemerkt, hätte ich ihn wahrscheinlich zum nächsten Arzt geschleppt. Dennoch war ich überrascht von dieser plötzlichen Unterbrechung unserer angenehmen Stille.

,,Nichts- ich..." fast direkt Schnitt er mir das Wort ab. ,,Oh komm schon Logan, verarschen kann ich mich ganz gut selbst." Meinte er, während er seinen Kopf in meine Richtung drehte. Ich seufzte. ,,Ich- also-" stotterte ich ums wesentliche herum. Geduldig wartete er bis ich einen vernünftigen Satz zu stande brachte.
Ich atmete ein letztes Mal die kühle Luft ein.

,,Verdammt, ich liebe dich." Murmelte ich und hoffte er hätte es nicht verstanden, doch genau das hatte er. Mit einem undefinierbaren Blick sah er mir direkt in die auch. Zuerst waren da so viele Emotionen und Gefühle, plötzlich eiserne kälte, die mich mitten in mein verdammtes Herz traf. ,,Ich- ähm brauch zeit, oder so" Hauchte er zum ende hin immer leiser werdend, bevor er auf dem Absatz kehrt machte, sich seine Sachen schnappte und aus meiner Wohnung verschwand. Ich hatte es versaut.

Naja, und jetzt saß ich hier, versank hier in irgendwas zwischen Trauer und Verzweiflung. Zum 82737 Mal in der letzten Stunde machte ich mein Handy an, um zu sehen ob er nicht doch irgendwie versucht hatte mich zu kontaktieren. Unsinnig. Mein Handy hätte vibriert und dennoch war da diese Hoffnung. Doch, nichts.

Ein Tür klingeln riss mich aus meinen gedanken. Ich hatte nicht wirklich Lust jemanden zu sehen also blieb ich einfach stur sitzen und wartete bis diese Person von allein abziehen würde. Noch ein klingen. Und noch eins. Derjenige schien wirklich nicht aufgeben zu wollen.

Nach ein paar Minuten nervte mich dieses verdammte klingeln, dass ich aufstand und zur Tür ging.

Während ich die Tür aufmachte fing ich schon an mit: ,,Was fällt ih-" und als ich sah, wer dort vor mir stand, blieb mir das Wort im Hals stecken. Ich hielt, ohne es gemerkt zu haben, die Luft an. Vor mir erstreckte sich Herz zerreißenes Bild. Caleb vor mir. Sein Haare trieften nur so von Fett. Seine Augen waren stark gerötet, als hätte er in den letzten zwei Wochen nichts anderes getan als geweint. Tiefe Schatten unter seinen Augen. Zu wenig Schlaf. Eindeutig. Gegessen schien er auch kaum etwas. Er war definitiv dünner geworden. Keine Spur von einem Lächeln. Seine Augen drückten so viel leere, Verzweiflung, Trauer und Angst aus.

Ein klägliches schluchzen riss mich aus meinen Gedanken. Als ich mich wieder gefangen hatte, schloss ich ihn sofort in meine Arme und schob ihn in Richtung nach drinnen.

Er klammerte sich an mich, als würde er ertrinken. Als wäre ich sein letzter Halt. Ja, mich hatte es verletzt, dass er einfach verschwunden war, das stellte ich jetzt aber mal ganz weit hinten an. Das einzig wichtige war gerade er. Ich merkte wie seine Beine nachzugeben drohten, also ließ ich mich mit ihm auf den Boden gleiten. Sein schluchzen wurde lauter, schien nicht zu stoppen. Calebs Tränen ronnen meinen Hals herunter und durchnässten mein graues Shirt. Unwichtig. Nichts von Bedeutung.

Irgendwann hatte er sich soweit beruhigt, dass es so schien, als würden ihn seine Beine wieder tragen können. Also zog ich ihn mit nach oben um ihn zu meiner Couch, auf der ich eben selbst gesessen hatte, zu bugsieren. Er machte nicht mal Anstalt sich auch nur ein bisschen zu lösen. Ich nahm das so hin. Ließ ihn machen.

Caleb versuchte irgendwas zu sagen, wurde aber immer wieder durch heftige schluchzer unterbrochen. ,,Es ist okay. Du musst dich jetzt nicht erklären. Beruhig dich erstmal." Flüsterte ich ihm ins Ohr.

Irgendwann nach Minuten vielleicht auch einer Stunde, kam nur noch leises schniefen von dem kleineren. Ich wartete bis er bereit war, wollte ihn zu nichts drängen. ,,Ich- es tut mir leid." Seine Stimme kaum mehr als ein hauchen.

,,Ich war so überfordert und- und- jetzt bist du sicher wütend und-" erneutes schluchzen ertönte. ,,Ist okay. Alles ist gut." Murmelte ich. ,,Lass dir Zeit." Er versuchte es nochmal. ,,Ich war nur so verwirrt und überfordert, dann musste ich einfach weg. Ich hab mich so lang nicht gemeldet, weil ich dachte, dass du mich jetzt hasst..." der erste vollständige Satz heute. ,,Ich werde dich niemals hassen, okay?" Darauf nickte er, um zu signalisieren, dass er verstanden hatte. Vorsichtig Hauchte ich ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn, als Besiedelung. Als versprechen, ihn nicht zu hassen.
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