12. suicide prevention month

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September ist suicide prevention month. Laut der WHO sterben jährlich über 700.000 Menschen an suizid. Bitte sucht euch Hilfe, wenn ihr mit diesem Gedanken spielt.

Tw. Erwähnung von Suizid

Ein Jahr. Ein verfluchtes ganzes Jahr ist es jetzt schon her. Er wollte es tun, nur hatten sie ihn gefunden. Im Bad, vollgestopft mit Schlaftabletten. Kaum ansprechbar, bald darauf ohnmächtig. Seine Mutter hatte so bitterlich geweint und obwohl er diese schluchzer hörte, hatte er nichts, rein gar nichts, dabei gefühlt, hatte sie nur in den Arm genommen, nach dem er im Krankenhaus aufgewacht war. Sein Magen wurde ausgepumpt und er hatte sich noch etwas benommen gefühlt, aber er wollte versuchen, seiner Mutter etwas Komfort zu geben, so fern ihm das am Tropf angeschlossen, überhaupt möglich war. Ich fühlte nichts. Absolut nichts. Außer der bittere Geschmack, der Enttäuschung auf meiner Zunge. Die Enttäuschung des nicht Schaffens, des noch am Leben sein.

Pov: Aiden
Ich ließ meinen blick durch den weißen, sterilen raum wandern, nur um nicht weiter zusehen zu müssen, wie meine Mom stück für stück etwas mehr brach. Dann fiel mein Blick auf den anderen Stuhl. Genauso aus blauen Hartplastik, wie der meiner Mutter. Ein Mann saß dort, die Augen geschlossen. Ich erkannte ihn sofort. Die dunkelbraunen Haare, dieser hoodie, jap definitiv mein bester Freund oder Crush oder wie auch immer, Liam. Offensichtlich schlief er. Seine Haare waren komplett verwuschelt, nicht so perfekt wie sonst. Unter seinen Augen, die etwas rot geschwollen waren, zeichneten sich fette Augenringe ab. Trotz das er schlief, sah er so unfassbar müde und fertig aus.

Ich hatte absolut keine Ahnung welchen Tag oder Uhrzeit oder Monat oder Jahr wir hatten.

Meine Mutter richtete sich langsam wieder auf. ,,Ich bin so froh, dass du am Leben bist, ich hatte so eine Angst um dich!" Flüsterte sie, dann bemerkte sie meinen Blick. ,,Er hat jede freie Minute an deinem Bett gesessen." Antwortete sie auf meine ungestellte frage. Ich drehte meinen Kopf zu ihr. ,,5 Tage warst du weg." Murmelte sie. ,,Sie hätten nicht gedacht, dass du es noch schaffst." Etwas geschockt nickte ich. ,,Und er war fast die ganze Zeit hier? Hier bei mir?" Fragte ich im flüsterton, um Li nicht zu wecken. Er brauchte jeden Schlaf den er bekommen konnte. ,,Ja. Niemand hat ihn dazu bringen können dich zu verlassen. Er ist nur zum aufs Klo gehen aufgestanden." Mir rannte eine Träne runter. Irgendwie war ich gerührt und besorgt zu gleich.

Die Augenlider des braunhaarigen zuckten Unruhig hin und her, so als würde er gleich aufwachen. Dann schlug er seine Zartbitterschokoladenbraunen Augen auf, versuchte sich zu orientieren. Dann fixierten seine braunen meine blauen Augen. Braun trifft auf blau. Dann schien er zu begreifen, vor Schock hielt er sich die rechte Hand vor den Mund und Augen, seine Augen wurden wässrig. Krampfhaft versuchte er seine Tränen zu unterdrücken. ,,Ich lass euch mal allein." Meinte meine Mom mit einem schmall
Lippigen Lächeln und stand von ihrem unbequemen Stuhl auf, machte sich auf den Weg zur Tür. Dann verließ sie mein Zimmer. Kaum war sie draußen, brachen alle Dämme bei dem dunkelhaarigen jungen, den ich so lieb hatte. ,,Fuck man, tu das nie nie wieder. Ich kann dich nicht verlieren! Verdammt, ich- oh gott-" ,,Li, jetzt hol mal Luft, okay?" Versuchte ich ihn in seinem redefluss zu unterbrechen.
,,Beruhig dich mal." ,,Ich soll mich beruhigen? Wie soll ich mich beruhigen. Ich hätte dich fast verloren. Scheiße man." Guter Punkt. Ich blieb still, hatte nichts zu erwiedern. Etwas beschämt sah ich auf die weiße Bettdecke, die über meinen Körper gelegt war. ,,Ich ähm- hab den Brief gelesen." Damit lenkte er meine ganze Aufmerksamkeit wieder auf sich. Verdammt, stimmt der Brief. Ich war davon ausgegangen, dass ich jetzt tot war, also hab ich ihm meine Liebe gestanden. Allein für diese Dummheit hätte ich mich selbst schlagen können. ,,Tut mir leid, ich-" ich muste schlucken. ,,Ich liebe dich auch!"  Ich starrte Liam an, hatte ich mich gerade verhört? Ich sah ihm direkt in die Augen, suchte nach irgendwas wie Lüge, Hass oder Spott, fand nichts der gleichen.

Tja und genau so sind wir vor genau einem Jahr zusammen gekommen. Am 2. September. September, suicide prevention month. Ein wichtiger Monat für mich und viele andere.

Ich kam gerade in unser Wohnzimmer, auf der suche nach Li. Ich war gerade ohne ihn aufgewacht. Ungewöhnlich. Sonst lag er jeden Morgen neben mir, beobachtete mich wie ich schlief (ja, das klingt etwas creepy) und wartete bis ich meine Augen aufschlug. Nicht so heute. Verwirrt irrte ich in unserer Wohnung rum. Gerade kam mein Freund aus der Küche. Mit einem schwarzen Tuch in seiner Hand. Ich würde nur noch verwirrter. Skeptisch sah ich zwischen dem schwarzen Ding und seinem Gesicht her. ,,Guten morgen!" Begrüßte er mich. ,,Guten morgen?" Das klang zugegebenermaßen mehr nach einer Frage, wovon er sich nicht beirren ließ. ,,Ich ähm- verbinde dir die Augen." ,,Okay? Was willst du denn jetzt für ein Spiel spielen?" Versuchte ich irgendwie zu scherzen. ,,Kein Spiel, Überraschung." War seine einfache Antwort. Sanft, darauf achtend, nicht zu fest zuzuziehen, legte er mir das schwarze Tuch um die Augen. ,,Vertraust du mir?" Murmelte er direkt in mein Ohr. ,,Natürlich. Wenn nicht dir, wem sonst?" Eine Frage, auf die ich keine Antwort erwartete. ,,Gut, dann lass mich dich führen." Ich konnte sein Lächeln raushören. ,,Ich hab eh keine andere wahl, wie du gemerkt hast, bin ich blind." Spaßte ich. ,,Du bist unmöglich." Das Lächeln formte sich hörbar zu einem breiten grinsen. Eine Hand legte der dunkelhaarige auf meinen Rücken mit der anderen nahm er meine rechte Hand in seine. Langsam Schritt für schritt gingen wir zusammen on unsere kleine Küche. ,,Uuuuund stop." Das und zog er extra lang. ,,Warte, wenn ich sage 'jetzt' kannst du das Teil abnehmen." Ich nickte als Antwort. Ich konnte hören, wie Liams Schritte sich etwas entfernten. ,,Okay, jetzt!" Dann zog ich mir das schwarze Tuch nachunten, so dass es mir um den Hals hing. Ich blinzelte gegen die plötzliche Helligkeit unserer Deckenlampe an.
Ein Kuchen stand auf dem hölzernen Essstisch. Ein Kuchen mit einer großen 1 darauf. Und ein kleiner Stoffhund, auf dessen Geschirr  ,,emotional Support" steht. Tränen traten mir in die Augen. Tränen der absoluten Rührung. Er ging um den Tisch, nur damit er seine Arme um mich schließen konnte. ,,Du hast daran gedacht." Flüsterte ich überwältigt. ,,Natürlich hab ich das." Flüsterte er zurück und drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn.

BoyxBoy OS BuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt