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Ich kann immer noch nicht fassen, dass ich tatsächlich das getan habe. Ich habe getanzt. Mit einem Wischmopp. Und er hat mir dabei zugesehen. Nicht nur heute. Je länger ich darüber nachdenke, desto unruhiger werde ich. Wie oft er mich wohl schon beobachtet hat? Und wieso ist mir das nicht aufgefallen? Mit entgeht doch sonst nichts.

Wie immer, wenn ich nervös bin, fange ich an zu quasseln, während Tom meinen Hals mit Küssen verwöhnt. »Meinst du, wir sollten das professionell machen? So als zweites Standbein. Du hast ja gesagt, Leute würden dafür ein Vermögen zahlen.«

Oh Gott. Was rede ich da eigentlich schon wieder? Als ob ich das könnte. Vor fremden Männern tanzen.

Tom löst sich von mir. Grinsend hebt eine Augenbraue. »Ich dachte eher, ich sichere mir schnell die Exclusivrechte.«

Ich lache. Irrtum. Ich gackere. Wie eine geistesgestörte Henne. »Äh ...« Peinlich berührt räuspere ich mich. »Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das so einfach ist. Du weißt, die Bürokratie und so.«

Ehe ich das weiter ausführen kann, beginnt er, meine die Schleife meines Kimonos zu öffnen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als er den Satinstoff beiseiteschiebt und seine Augen an dem Hauch von nichts aus dunkler Spitze hängen bleiben. Gefällt es ihm nicht? Sagt er deshalb nichts? Quälend langsam gleitet sein Blick an mir herab, ehe er sich an dem Verschluss in meinem Schritt zu schaffen macht.

Das ist dann wohl der Moment der Wahrheit. Zum Glück liege ich wenigstens flach auf dem Boden, den Tom mit unseren Wolldecken und ein paar Kissen ausgelegt hat, nachdem wir entschieden habe, dass es zwischen Couch und Tisch doch ganz kuschelig ist. Ich bin so in Gedanken vertieft, dass ich es mir nicht etwas ausmacht, dass er meinen Schritt mit seinen Fingern streift, während er mit den Häkchen kämpft, die den Einteiler verschließen.

Der sanfte Luftzug, der meine Haut streift, als er den Stoff nach oben schiebt, hält mich dazu an, wieder ins hier und jetzt zurückzukehren. Hoffentlich nützt die nicht wirklich vorhandene Schwerkraft etwas, sodass wenigstens meine schrumpelige Haut nicht so auffällt, wenn ich schon nichts gegen die hässlichen Streifen auf meinem Bauch machen kann.

Entweder scheint es ihm tatsächlich nicht aufzufallen, nachdem ich, einem Geistesblitz sei dank, noch schnell das Licht auf ein erträgliches Maß gedimmt habe oder es ist ihm egal. Letzteres dürfte wohl eher Wunschdenken sein.

Dennoch schafft er es, dass ich seine Küsse und Berührungen halbwegs genießen kann. Ich kichere, als er sich weiter nach unten vorarbeitet, sodass sein Pony meinen Bauchnabel kitzelt. »Was machst du da?«

Unbeeindruckt hebt er seinen Kopf. »Ich suche nach dem Formular, wo ich unterschreiben kann.«

»Du Spinner.«

»Was denn? Ich will die Frist auf keinen Fall verstreichen lassen.« Zielsicher arbeitet er sich weiter nach unten vor.

Auch wenn es mich sämtliche Kraft kostet, führe ich unsere blödsinnige Diskussion weiter. »Habe ich da nicht auch noch ein Wörtchen mitzureden. Immerhin entscheidet der Dienstleister ebenso, ob er den Kunden annimmt.«

»Ich zahle gut.« Inzwischen ist er zwischen meinen Schenkeln angekommen. Quälend langsam gleitet er über meine Haut, nimmt mit seinen Augen jeden Quadratzentimeter davon in sich auf.

Stört ihn das denn so gar nicht? Innerhalb der letzten Minuten hat er ja wohl kaum eine Sehschwäche entwickelt. Wobei ... bei diesem Anblick müsste er blind werden, um das zu ertragen. Ich keuche, als er sich zur Mitte vorarbeitet. »Geld ist nicht alles.«

»Kein Geld«, verspricht er verheißungsvoll mit einem breiten Grinsen. »Kleine Kostprobe gefällig?«

Dann taucht sein Gesicht ab und ich beginne zu winseln wie ein Welpe, der gefoltert wird.

»Ich bitte darum.« Eigentlich flehe ich stöhnend, kaum noch in der Lage dazu einen klaren Gedanken zu fassen.

»Und? Wie gefällt dir das?«

»Ich glaube, ich bin noch nicht ganz überzeugt«, bringe ich unter Aufbietung meiner gesamten Kraft heraus.

»Hmm. Dann muss ich wohl nachlegen.«

O mein Gott! Eigentlich sollte ich mich daran gewöhnt haben, wenn er das macht. Aber irgendwie zerreißt es mich jedes Mal aufs Neue, wenn er da unten ...

»Besser?«

»Ver...handlungsfähig.«

Er grinst schelmisch. »Gut. Dann ... versuchen wir es hiermit.«

Was hat er denn jetzt schon wieder vor? Ich komme sowieso noch kaum dazu Luft zu ...

»H...h...heilige Scheiße!«, entfährt es mir, kurz davor zu zerspringen. Was er da genau macht, weiß ich nicht. Seine Zunge, seine Lippen, seine Finger ... sie sind einfach überall. Vielleicht will ich es auch gar nicht so genau wissen. Es tut mir gut. So gut, dass ich endgültig vergesse, dass ich auf dem Boden liege wie auf dem Präsentierteller.

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