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Das was in letzter Nacht geschehen ist, war bereits genug gewesen sodass die kleine Nymphe die Ereignisse ersteinmal verarbeiten musste.
Das Erkenntnis das die Kindergeschichten ihrer Tante teils der Warheit entsprachen lag tief.
Und auch wenn der Schlaf ihr nur im frühen Morgen etwas Erholung geschenkt hatte, hatte die Weißhaarige das Buch auf ihrem Schreibtisch verwahrt.
Unter ein Stappel eingestaubter Notizen, Gedichte und ihrem phoetischen Tagebuch, das schon lange keine neuen Ideen mehr gesehen hatte.
Sie war sich nicht sicher wann sie der Müdigkeit und letzendlich dem Schlaf in letzter Nacht verfallen ist.
Aber sie war sich sicher das ihre Gedanken noch lange in ihrem Kopf herum geschwirrt waren, sodass sie zu einem Knäul aus vielen Fragen und Sorgen gewuchert sind.
Sie wusste bereits das der Tag kommen würde, an dem sie sich mit dem auseinandersetzen müsste, warum sie eigentlich hier auf Saltvik war.
An dem sie sich mit der Tatsache auseinandersetzen musste, das sie selbst die Tochter, eine Prinzessin, einer verschollenen Königin ist.
Sie wusste nicht was sie mehr beunruhigen sollte. Das sie möglicherweise bald ein anderes Leben führen wird, als das sie kennt. Fern von ihrem Zuhause und ihren Freunden. Oder das sie schlafwandelnd beinahe in einer Badewanne ertrunken wäre.
Ein Einblick in die Vergangenheit zu bekommen, fühlte sich letzendlich nicht so toll an, so wie es schien. Denn die zwei Seiten ihres vorherigen Traumes, waren behütend und angsteinflößend zu gleich gewesen. Sodass es der Nymphe schwer fiel zu sortieren, ob Atla ihr gegenüber tatsächlich gut gestimmt war.
Trübes Tageslicht bahnte sich durch die Fensterscheiben direkt in ihr Gesicht.
Weckte sie aus ihrem schwachen Schlaf.
Das Kissen ihres kleinen Doppelbetts irgendwo verschollen auf dem Boden gefallen. Und ihre Decke bis hinunter an die Füße gestrampelt. Als sie sich streckte, gab das Latenrost ein leises Knarren von sich. So wie der Rest aus dem Eichenholzbett, war es zwar schon alt, aber dennoch zuverlässig.
Das Schlafzimmer im Dachgeschoss war nicht sonderlich groß. Aber auch nicht besonders klein.
Und obwohl es hier im Sommer unter dem Dachgeschoss kaum aushaltbar heiß ist und im Winter eisig kalt, war sie dankbar.
Ihr Bett befand sich in der rechten Ecke des Zimmers.
Darüber befanden sich ein paar kleine an den Wänden hängende Sideboards. Die ein paar ihrer Bücher, ein Schmuckkästchen und Sammelstücke trugen. Und zu der Linken strahlte das trübe Licht durch ein gerahmtes tiefgehendes Holzfenster.
Vielleicht hatten andere junge Frauen in ihrem Alter ein etwas luxuriöses Zimmer.
Aber obwohl die einfachen Möbel aus Holz zwar alt waren, und es unter dem Dach lag, verlieh es dem Raum eine gemütliche heimische Ader.
Ihr Schreibtisch lag nur knapp schräg gegenüber ihres Bettes, den sie schon längst hätte vor ein paar Wochen aufräumen sollen.
Und sie daran erinnerte, das sie viel lieber an der frischen Luft war, als hier ewig Zeit Im Haus zu verbringen.
Als sie ihre Beine streckte und sie sich letzendlich aus der weichen Matratze schlurfte, wusste sie nicht wirklich wie sie sich fühlen sollte.
Vielleicht würde sie es mit Jemanden beschreiben, der an einem Abend zu vor ordentlich zu tief in das Glas geschaut hat. Und von einem Bus überfahren worden ist. Aber einfach nur fertig, traf es auch.
Ein Blick in den goldenen üppigen Standspiegel in der einen Zimmerecke, ließ sie fast zusammen zucken.
Ihre hellen Strähnen hingen überall, aber nicht dort wo sie sollten. Und die tiefen Augenringe in ihrem Gesicht erinnerten sie an die schwarzen mysteriösen Löcher des Weltalls. Wo kaum jemand wusste wohin diese führten.
Sie rieb sich müde die Augen und erfasste im Spiegel das auf dem Schreibtisch liegende Buch.
Für einen Moment hätte sie schwören können es einfach nur verflucht zu haben.
Aber früher oder später würde sie sich damit auseinandersetzen müssen, wer Atla eigentlich war.
Vom Kleiderständer neben dem Spiegel zog sie einen braunes schmales Sweatshirt mit Kragen.
Und bei der Auswahl Ihrer Jeans, war sie nicht wirklich wählerisch. Ehe sie sich die schwarze Hose über striff.
Und ihre wilde weiße Mähne zu zwei lockeren französischen Zöpfen flocht.
Als sie das Zimmer fast verlassen hatte, hielt sie nochmals inne.
Und blickte hinauf zum Dachfenster, das von einer Jalousie bedeckt war.
Deljah griff den Stab des Rollos und zog die Jalousie nach oben. Das Licht glitzerte auf den matten Holzdielen.
Früher war sie oft mit Daphina durch das Dachfenster, mit der kleinen Holzleiter daneben, hinauf geklettert und hatte sich die Sterne angesehen.
Aber heute konnte sie sich nicht wirklich daran erinnern wann sie das Letzte mal da oben gewesen waren.
,,Morgen..",grüßte sie Daphina als Aprodithe die Treppen nach unten in die Küche überwunden hatte.
,,Wohl eher Mittag..",brummte sie und setzte sich widerwillig zu ihrer Schwester an den Tisch.
Ihrer Tante und Daphina unter die Augen zu treten, nachdem auch sie wussten was geschehen ist, war einfach unangenehm.
,,Geht etwa sie Sonne nochmal erneut auf?",flötete ihre Tante am Thresen.
,,Ach nein! Das ist ja meine zweite Tochter!",Maria drehte sich zuckerlächelnd zu der neu Auferstandenen.
Die zog ihre Mundwinkel zu einem schiefen Ausdruck.
Denn wenn Tante Ada mit so einem Auftritt fungierte, war immer etwas im Busch.
Sie stellte der Weißhaarigen plötzlich einen Teller mit frischen Waffeln und lieblich duftenden Blaubeeren vor die Nase.
Als Deljah die Süßspeisen vor sich vernahm, hob sie verwirrt die Augenbrauen.
,,So wie du sie liebst."
,,Danke. Aber...warum?"
Ihre Tante setzte sich ihr wieder gegenüber. Daphina und Maria waren gerade dabei Mittag zu essen, während Aprodithe gerade einmal frühstückte.
,,Naja einfach weil du lang geschlafen hast und du hast das Frühstück verpasst. Heute gab es halt einfach deine Lieblingswaffeln."
Tante Ada tat diese weltberühmten Waffeln nur backen wenn es einen bestimmten Anlass, oder eine Widergutmachung gab.
Nun zog die Nymphe die Lippen kraus und warf ihrer Schwester einen drohenden Blick zu.
,,Okey. Was ist hier los?",verlangte sie zu wissen.
Daphne hob ihre Nase vorsichtig vom Modeprospekt, hinter dem sie sich bisher versteckt hatte.
Sie musste erst gar nichts sagen, das Aprodithe verstand was Sache war.
Es war ganz einfach.
Daphina hatte Maria erzählt was geschehen ist und nun macht Tante Ada ein merkwürdiges Drama-
Wozu auch immer es gut sein sollte.
,,Schatz hast du denn kein Appetit?"
Es brauchte einen tiefen Atemzug ehe sie ohne ein Hauch von Verlegenheit antworten konnte.
,,Er ist mir gerade vergangen..",brummte sie und Maria, sowohl Daphina sahen ihr Familienmitglied überrascht an.
Eine so direkte Art passte normalerweise nicht zu ihr. Und während Deljah selbst gehört hatte, was sie von sich gegeben hatte, war sie ebenfalls ein wenig überrascht.
,,Oh..",japste die blonde Maria getroffen.
Ein Moment der Stille kroch über den Tisch.
Deljah korrigierte sich mit einem erschöpften Seufzen.
,,Ich meine...nicht viel.",die Tochter suchte den Blick ihrer Ziehmutter.
,,Tut das nicht.",flehte sie und wechselte einen Blick mit ihrer Schwester.
,,Was sollen wir nicht tuhen?",meldete sich diese zu Wort.
,,Tut nicht so als wäre dieser Tag irgendetwas Besonderes. Als wäre irgendetwas vorgefallen."
Beide sahen sie mit großen Augen an.
,,Ich weiß das das was passiert ist, passiert ist, aber das Letzte was ich brauche ist eine Familie die sich merkwürdig verhält."
Daphina hob skeptisch eine Augenbraue. Und eigentlich hatte sich bisher nur Maria merkwürdig benommen.
Ihre Ziehmutter legte die Hände flach auf den Tisch
,,Es tut mir leid wenn es dich so sehr mitnimmt. Ich dachte nur, das vorallem wenn du mit so vielen Sachen nun zu tragen hast, etwas Leichtigkeit vertragen könntest.",entgegnete sie erstaunlich sanft.
Das schlechte Gewissen begann sich irgendwo in ihrem Herzen breit zu machen.
Vielleicht hätte sie nicht direkt so hysterisch reagieren sollen. Allerdings hatte Tante Ada ein Talent dafür die Dinge kompliziert zu machen und zu dramatisieren.
Außerdem hatte sie geahnt das sie, sie mit einem mütterlichen Programm überschütten wollte, weil eine Auslese auch nichts anderes als mit so ähnlich wie die Pubertät eines Menschen zu vergleichen war.
,,Es ist alles so wie immer.",bestätigte Daphne konfliktschlichtend.
,,Ja es..Ich wollte nicht herzlos klingen. Aber ich dachte nur.."
,,Was dachtest du?",unterbrach sie Maria.
,,Ach. Nicht so wichtig."
Die Nymphe blickte auf die goldenen Waffeln unter sich.
,,Auch immer was es war. Vergiss es.
Ich weiß es scheint für dich jetzt ziemlich viel zu sein, was geschehen ist. Aber du kannst dich auf uns beide verlassen wenn es darum geht ein sicheres Zuhause zu haben."
Maria studierte besorgt die Mimik ihrer Tochter. Und bei diesen Worten fühlte sich das Gewicht auf ihren Schultern gleich dreimal schwerer an. Es war immer erstaunlich wie gut sie sie kannte. Und wie gut Tante Ada Deljah durchschauen konnte.
Ein Schweigen ihrerseits bestätigte ihre Vermutung.
,,Nur weil sich Dinge verändern, heißt das noch lange nicht das sich etwas hier an unserer Situation ändert."
Und innerlich musste sie ihr zustimmen.
Egal was passierte, sie würden eine Familie bleiben.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 06 ⏰

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𝑫𝒆𝒍𝒋𝒂𝒉𝒔 𝑶𝒄𝒆𝒂𝒏𝒔 - 𝐷𝑖𝑒 𝐾𝑙𝑎̈𝑛𝑔𝑒 𝑑𝑒𝑟 𝐸𝑟𝑑𝑒 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt