<< Kapitel 10 >>

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Es dauerte einen Monat, bis Calum endlich aus dem Krankenhaus entlassen werden durfte. Ich war jeden Tag bei ihm, Ash und Luke kamen jeden zweiten Tag vorbei. Als seine Hand endlich wieder in meine glitt, fühlte ich mich viel besser. Die ganzen Brandnarben brauchten ihre Zeit, bis sie verheilten. Ich hielt Cals Tasche in meiner linken Hand, während ich den Kiwijungen mit meiner rechten Hand durch die Welt führte. Seine neue, schwarze Brille leuchtete auf, als die Sonne auf uns hinunter schien. Ich zuckte mit den Augen, dich Cal blieb regungslos. Ich konnte mir vorstellen, wie er sich fühlte. Vor dem Krankenhaus standen wenige, verschlafene Fans. Sie waren immer für uns da, doch manchmal machten sie mir Angst. Zum Glück waren keine Paparazzis hier. Auf einmal wurde ein braunhaariges Mädchen auf uns aufmerksam und machte große Augen. "Calum, bist du das?", fragte sie den Tränen nahe. "Nein, ich bin blind.", kam es vom Bassisten, der vielleicht nie wieder spielen konnte. Bevor er in Tränen ausbrechen konnte, fuhr unser Tourbus vor und wir stiegen schnell ein. Dabei rannte Cal in die Arme von Luke und weinte sich sein zu gutes Herz aus seiner Seele. Ich wollte nicht weinen, denn sonst würde es ihm noch schlechter gehen. 

"Obere Seite, dann unten.", versuchte ich Cal zu erklären, wie man Bass spielte. Er zupfte eine falsche Seite und schmiss das Instrument wütend und traurig zugleich zur Seite. "Ich kann das nicht.", nuschelte Cal an meine Brust. Vorsichtig strich ich ihn über seinen Rücken, der sich krümmte.Er weinte leise vor sich hin und ich konnte nichts dagegen tun. "Calum, ich bin bei dir. Du kannst das, ich glaube an dich." Er hatte sich wirklich für mich ins Feuer geworfen. Bevor ich meine Gedanken beenden konnte, hörte ich ihn wimmern und küsste ihn sofort sanft auf den Kopf. "Calum?" Er sah mit seiner schwarzen Brille auf. "Ich..." - "Mikey, Cal!", hörte ich Ashton uns rufen. "Ich hab eine Überraschung!" - "Komm.", flüsterte ich in sein Ohr, küsste ihn auf seine Wange und ging mit ihm an meiner Hand ins Nebenzimmer von Luke und Ashton. "Calum!", rief Mali glücklich und fiel meinem Jungen in die Arme. "Mali, was machst du denn hier?", fragte Cal sie glücklich und umarmte sie fest. Er ließ meine Hand los und ich merkte, dass er wieder den Tränen nahe war. Seine Mutter lächelte mich bedrückt an. "Es tut mir so leid.", murmelte ich schuldbewusst, doch sie nahm mich fest in den Arm. "Danke.", flüsterte sie in mein Ohr und lächelte mich dann an. Ich verstand nicht, wofür sie sich bei mir bedanken wollte, deswegen sagte ich nichts mehr. Mein Blick wanderte zu Cal und Mali, die beide fast weinten und anfingen Sachen zu erzählen. Ich fühlte mich wie das fünfte Rad am Wagen und verließ das volle Zimmer, damit ich mich zurückziehen konnte. 

Der Wind blies mir durch meine Haare. Es war Sommer und zum Glück noch hell. Ich liebte die Dämmerung. Vor mir lag ein kleines Fotoalbum, was ich immer mit mir rumschleppte. Es waren fast alle Bilder von uns vier drin und es gab ein besonderes Kapitel, das von Calum und mir. Ich schlug es auf und sah mir die Bilder und Einträge von uns an. Cal wusste von dem Buch. Er schrieb immer wieder Sachen hinein, die mich zum lächeln und zum weinen brachten. Das letzte, was er rein schrieb, bevor er blind wurde, war, das hier:

Verdammt, ich kann nicht aussprechen, wie sehr ich dich liebe, Michael. Bis heute habe ich es noch nicht geschafft. Aber weißt du noch, als wir Ed Sheeran in der Mall in London trafen? Er sang mit einem Mädchen unser Lieblingslied, Photograph. Du hörst es bestimmt gerade, wenn du das hier liest, ich kenne dich, Mikey. :-) Er sah uns an und grinste nur, er erkannte uns. Wir haben es so weit gebracht, ich bin so stolz auf uns. Und ganz besonders auf dich, Mikey. Ich liebe dich so sehr.

Mir kamen die Tränen, als ich das nächste Bild ansah. Der Text passte so sehr. Auf dem Bild waren Cal und ich, wie wir beide 'Photograph' sangen. Ich spielte Gitarre und Cal sah mich verliebt an. Mir kam kurz ein Grinsen über meine Lippen, doch es verging schnell, als sich die Balkontür öffnete und ich Ashton hinter mir erkannte. Seine großen Hände legten sich auf meine Schultern und sein Oberkörper schmiegte sich sanft an meinen Rücken. "Es geht Calum gut. Er schläft gerade mit Mali im Bett, seine Mutter wollte Essen bestellen. Willst du etwas?", fragte mich der liebevolle Drummer. Ich zog meine Kopfhörer aus dem Ohr und sah zu Ash hoch. "Ich habe keinen Hunger.", murmelte ich kaum hörbar und sah zu ihm auf. "Ist alles okay? Hast du geweint?", fragte Ash mich besorgt. Er setzte sich neben mich auf das weiche Balkonsofa und legte einen Arm um mich. "Mikey, was ist passiert?" - "Es ist alles meine Schuld.", wimmerte ich und versuchte die Tränen zurück zu halten. "Ein Mädchen fragte heute, ob es wirklich Calum sei. Er sagte, nein, er sei nicht er, er sei blind. Ashton, ich hasse mich so sehr. Er ist für mich ins Feuer gerannt.", sagte ich etwas lauter, damit man mich überhaupt unter den Tränen verstehen konnte. "Nein, Mikey. Verdammt, nein.Es ist überhaupt nicht deine Schuld. Wir werden das mit dem Feuer sowieso abschaffen. Stattdessen nehmen wir Ballons oder Konfetti oder so.", versuchte er mich etwas aufzumuntern und nahm mich dabei in seine Arme. "Schade, dass er es nie sehen wird.", kam es von mir und ich brach in Tränen aus. Plötzlich öffnete sich die Balkontür und Calum stand mit einer schwarzen Akustik Gitarre in der Tür. "Michael, bist du hier? Spielst du mir Photograph vor?", fragte der Kiwijunge und mir kam ein kurzes Lächeln über meine Lippen. " Komm her, wir singen zusammen.", grinste ich und wischte mir die Tränen weg. Dabei reichte ich Cal meine Hand, der sich neben mich setzte. Ash zückte sein Handy und nahm uns auf, als ich die Akkorde für unser Lieblingslied anstimmte und Calum anfing zu singen. 

English love affair {5sos ff} ~ Malum (Abgeschlossen) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt