Stich ins Herz

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Das Wochenende hatte sich viel zu schnell dem Ende genähert, und der Ruf der Schule holte Emily zurück in die Realität. Der Gang zu ihrem Schließfach war von erwartungsvollen Gesprächen und lebhaften Grüppchen geprägt. Inmitten des regen Treibens erkannte sie plötzlich Noah, begleitet von seinen muskulösen Freunden, die alle in coolen Lederjacken gekleidet waren. Der vertraute, maskuline Duft von Noah erreichte ihre Nase, und impulsiv drehte sie sich um, um ihm ein Lächeln zuzuwerfen.

Doch zu ihrer Verwirrung schien Noah sie nicht zu bemerken. Sein Blick blieb ausdruckslos, als wäre sie Luft. Ein unsicherer Moment entstand, in dem Emily Noahs Ignoranz kaum fassen konnte. Seine Freunde schienen jedoch belustigt über etwas zu sein und stachelten Noah in spielerischer Weise an. Sie tuschelten, boxten ihn scherzhaft gegen den Arm, und einige von ihnen warfen Emily einen amüsierten Blick zu.

Ein schmerzhaftes Kichern brach unter Noahs Freunden aus, als sie Emily sahen, die versucht hatte, Noahs Aufmerksamkeit zu erregen. Es fühlte sich an, als würde das Lachen direkt auf Emily gerichtet sein. Die enttäuschenden Blicke und das spöttische Gelächter ließen Emily das Gefühl der Einsamkeit verstärken. Die Schulflure schienen plötzlich enger, und der Schatten von Noahs ignoriertem Lächeln verfolgte sie weiterhin, während sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

Verletzt und enttäuscht schloss Emily ihr Schließfach auf und ließ den Gedanken an Noahs Ignoranz nicht los. Hatte er den ganzen Abend auf der Party vergessen? Wahrscheinlich war er viel zu betrunken gewesen, um sich an irgendetwas zu erinnern. Doch selbst wenn sie versuchte, logisch zu denken, tat es trotzdem weh.

Noah, der auf der Party so charmant und anders gewirkt hatte, schien jetzt wieder der gleiche Arsch zu sein, der Emily zur Weißglut trieb. Ihr Herz fühlte sich schwer an, als sie sich auf den Weg zur nächsten Unterrichtsstunde machte. Während sie die Flure entlangging, versuchte sie, die verletzenden Gedanken zu vertreiben, aber die Unsicherheit nagte an ihr. Es schien, als wäre der magische Moment auf der Party wie von einem kalten Wind weggeblasen worden, und Emily fand sich wieder in der Realität, die bei Noah offenbar wenig Platz für Mitgefühl und Freundlichkeit bot.

Der Tag verstrich in einem gewohnten Trott aus Unterrichtsstunden und Pausen. Die Unsicherheit und Verletzung, die Noahs Ignoranz ausgelöst hatte, begleiteten Emily jedoch weiterhin wie ein schwerer Schatten. Als die Mittagspause anbrach, erblickte sie Noah, der einsam vor dem Sekretariat stand. Ein Entschluss formte sich in ihrem Inneren, und mit selbstbewussten Schritten näherte sich Emily ihrem Ziel.

Die Schulflure hallten wider von Gesprächen und Gelächter, als Emily vor Noah stehen blieb. Ihr Herz pochte laut in ihren Ohren, als sie ihn direkt ansprach: "Noah, was soll das?" Sie versuchte, ihre Verunsicherung hinter einem festen Blick und entschlossenem Tonfall zu verbergen.

Noah hob den Blick, und ihre Augen trafen sich. In seinem Gesicht zeigte sich kaum eine Regung. Emily konnte nicht genau deuten, was in seinem Inneren vorging. Hatte er wirklich vergessen, oder spielte er nur mit ihr? Das Schweigen zwischen ihnen wurde spürbar, und die Spannung hing wie ein dichter Nebel in der Luft.

Noah lehnte sich gegen die Wand, ein überhebliches Lächeln umspielte seine Lippen. "Ach süße, du bist es", sagte er mit einem Tonfall, der von Arroganz und Überheblichkeit geprägt war. "Die arrogante, kleine ...", er zögerte einen Moment, bevor er das Wort aussprach, "...Bitch, die sich an ihren ersten Tagen hier keine Freunde mit mir gemacht hat, stimmt's?" Noahs Worte waren von einer Mischung aus Selbstgefälligkeit und provokantem Unterton begleitet.

Emily spürte, wie sich die Wut in ihr aufbaute, als Noah seine herablassenden Worte aussprach. Ein bitteres Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht, während sie versuchte, die aufkommende Enttäuschung zu verbergen. "Anscheinend erinnerst du dich an nichts vom Winterball oder?" Ihre Stimme klang ruhig, fast beiläufig, aber der zornige Ausdruck in ihren Augen verriet ihre wahren Gefühle.

Noah zuckte gleichgültig mit den Schultern, sein Blick wirkte gelangweilt. "Party? Welche Party? Die hier in der Schule?" Ein selbstgefälliges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Ich hab echt keinen Plan, was du meinst."

Ein Stich durchzog Emilys Herz. Die Klarheit seiner Ignoranz verletzte sie mehr, als sie zugeben wollte. Sie atmete tief durch, um ihre Fassung zu bewahren. "Du bist wirklich das Letzte, Noah Flynn. Keine Erinnerung, keine Verantwortung." Ihre Worte waren leise, aber mit einer deutlichen Bitterkeit durchzogen.

Noah zuckte erneut mit den Schultern und lehnte sich gelangweilt an die Wand. "Was willst du, Süße? Habe besseres zu tun, als mich an langweilige Partys zu erinnern." Sein Blick streifte sie kaum, und Emily spürte, wie die Wut in ihr hochkochte.

"Du bist ein egoistischer Idiot!" platze es aus ihr heraus. "Du kannst mit den Gefühlen der Leute spielen und dich dann einfach aus der Verantwortung stehlen, oder?" Ihre Stimme schwankte zwischen Zorn und Verzweiflung. "Was hast du davon, die Menschen zu verletzen? Macht dich das glücklich?"

Noah zog eine Augenbraue hoch und lachte spöttisch. "Ach komm schon, Kleines. Wer hat dich denn gebeten, dich in mein Leben einzumischen? Du kennst mich doch gar nicht." Sein Tonfall wurde herausfordernd.

Emily spürte, wie die Tränen in ihren Augen aufstiegen, aber sie weigerte sich, vor Noah Schwäche zu zeigen. "Das ist genau das Problem, Noah. Niemand kennt dich wirklich, weil du dich selbst nicht kennst. Du versteckst dich hinter dieser Fassade, weil du zu feige bist, echte Gefühle zu zeigen."

Noah lachte wieder, dieses Mal jedoch ohne Spott, eher resigniert. "Gefühle? Das ist nicht mein Ding. Das war nie mein Ding."

"Und deshalb wirst du immer allein sein", entgegnete sie leise, aber mit einer Entschlossenheit, die ihre Worte durchdringen ließ. Emily wandte sich ab und verließ Noah, der weiterhin gleichgültig an der Wand lehnte. Ihr Herz pochte, die Enttäuschung nagte an ihr, aber gleichzeitig spürte sie eine gewisse Befreiung. Noah Flynn mochte der Schulhofkönig sein, aber sie hatte keine Absicht, eine seiner vielen Untertaninnen zu werden.

Ein Badboy zum verlieben - Noah Flynn & IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt