| 56 | 𝐉𝐚𝐜𝐤𝐬𝐨𝐧

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Miles Onkel drückte mir bestimmend die Hand gegen die Schulter, damit ich auf Distanz blieb und keine Dummheiten machen konnte. Denn er spürte nur allzu deutlich meine Laune und wusste, dass ich vor Nichts zurückschrecken würde.

Seine Schussverletzung, die ich ihm verpasst hatte, hatte das damals mehr als bewiesen.

„Bleib zurück!", verlieh er seiner Geste Nachdruck und öffnete im selben Moment die Haustür. Jedoch schüttelte ich demonstrativ seine Hand ab und quetschte mich an ihm vorbei, stand so zwischen ihm und dem Fremden, und zuckte überrascht zurück als ich mich gegenüber eines weiteren Cops sah. Die Marke an seiner Uniform stach mir unangenehm ins Auge und sofort stellten sich meine Nachhaare auf. Meine Muskeln spannten sich an und nervös machte ich direkt einen Rückzug, stieß dabei an meinen Mitbewohner. Dass der ältere, leicht dickliche Mann vor mir windelweich geprügelt aussah, ein blutiges Gesicht hatte und nur krumm vor mir stand, beruhigte mich nicht im Geringsten.

„Nick, was machst du denn hier? Und wie siehst du aus?", wollte Miles Onkel ebenfalls irritiert wissen und gab mir den Weg frei, damit ich mich ins Haus zurückziehen konnte. Schließlich wusste er von meiner eigentlichen Karriere und wollte scheinbar aus eigenem Interesse eine Begegnung von mir und seinem Arbeitskollegen verhindern.

„Überfallen... einfach so!", japste dieser angestrengt und stützte sich am Türrahmen ab.

Eilig zog ich mich ins Wohnzimmer zurück, während die beiden Polizisten noch ein paar wenige Worte wechselten und schließlich ebenfalls das Haus betraten. Nick wurde dabei von Miles Onkel unterstützt und ließ sich letztlich aufs Sofa fallen.

„Wills du was trinken?", fragte der Hausherr und wartete eine Antwort gar nicht erst ab, wandte sich stattdessen zu mir. „Jackson, hol von oben mal ein nasses Tuch, mein Diensthandy und Wundsalbe", befahl er und dankbar, dass ich verschwinden konnte, huschte ich die Treppe nach oben.

Beim Beschaffen der Sachen ließ ich mir extra viel Zeit und mürrisch musterte ich schließlich vom Fenster aus das Polizeiauto, welches einige Blocks weiter am Straßenrand parkte. Wieso stand er nicht direkt in der Einfahrt? Misstrauisch zog ich die Augenbrauen zusammen und stöhnte genervt auf als Miles Onkel fordernd nach mir rief.

Gehörig stapfte ich die Treppe wieder runter und sah den Fremden mit einer Tasse Tee auf dem Sofa sitzen. Mit einigen Metern Sicherheitsabstand blieb ich schließlich stehen und beobachtete Miles Onkel, der durch die kleine Wohnung huschte, mir die Sachen abnahm, sich um seinen Kollegen kümmerte und fragte ob dieser ärztliche Versorgung bräuchte, was dieser ablehnte.

„Was ist denn passiert?", wollte er erneut wissen und setzte sich zu ihm aufs Sofa.

Theatralisch warf Nick die Hände in die Luft. „Ja, keine Ahnung! Ich bin nur ausgestiegen, um mir einen Kaffee hier am Laden an der Ecke zu holen und dann kamen zwei Verrückte mit Motorrädern und Maske und haben mich einfach angegriffen!", meckerte er und steigerte sich schließlich in eine Hustenattacke, wodurch es vorsichtig an seinem Tee nippte.

Beinahe sofort lag der lauernde Blick meines Mitbewohners auf mir. Entschieden schüttelte ich den Kopf.

Das war im Leben niemand von uns! Sein Verdacht war zwar berechtigt, aber die Hydra gab es nicht mehr. Und welchen Sinn sollte das Ganze haben?! Einen Cop auf offener Straße mitten am Tag angreifen. Weswegen? Anderseits... passte die Beschreibung durchaus zu uns. Jeweils in 2er-Teams hatte die Hydra sich aufgeteilt und alle fuhren Motorrad. Zwar gab es durch die Straßenrennen noch jede Menge anderer Verrückter, aber das waren für gewöhnlich keine Verbrecher, geschweige denn Leute, die einen Cop angreifen würden. Sonst war mir niemand bekannt.

Wobei...

Mein Blick begegnete dem von Miles Onkel. Er dachte das Gleiche. Motorräder, schwere Körperverletzung durch Prügel... das kam uns beiden bekannt vor. Die Gruppe, die Miles nachts an der Tankstelle angegriffen hatte, könnte infrage kommen. Wer sonst? Abgedreht genug waren sie. Ich war bis vor kurzem selbst der Meinung es wäre eine neue Gang und war bereit unser Revier zu verteidigen. Doch seitdem hatten wir nichts von ihnen gehört und nun hatten wir kein Revier mehr... die Hydra war ausgestorben, bevor es zu einer Konfrontation kommen konnte.

„Sie wollten Informationen zu dem Brand in diesem verdammten Club", erklärte Nick weiter als sein Husten sich gelegt hatte. „Sie wollten, dass wir nicht länger Beweise zurückhalten und sie haben nach Miles und diesem anderen Typ gefragt... aus den Nachrichten."

Beunruhigt lehnte sich Miles Onkel zurück, sah seinen Kollegen beinahe schon kalt an. „Warum? Wie kommen die darauf?"

„Was weiß denn ich?!", fauchte Nick. „Jedenfalls waren sie sich sicher, dass die beiden noch am Leben sind und wir sie gefälligst nicht länger verstecken sollen. Aber ich meinte nur, dass ich nicht wüsste, wovon sie sprachen. Also haben sie mir ihre Unzufriedenheit gezeigt und anschließend hab ich mich hierher geschleppt", fuhr er leiser fort und sah nachdenklich zum Fernseher.

Schon wieder diese Behauptung! Ob die anonymen Hinweise von den Angreifern kamen?

Miles Onkel lehnte sich nachdenklich zurück und so herrschte eine angespannte Stille in der Luft. Unwohl trat ich von einem Fuß auf den anderen und stieß die Luft aus. Der Cop sollte sich vom Acker machen. Zu irgendeinem Arzt rennen oder zu seiner Frau und sich bei der ausheulen.

„Wer ist eigentlich dein neuer Freund hier? Da Miles leider tot ist, kann es schon mal nicht dein Neffe sein."

Sauer über diese Bemerkung verzog ich das Gesicht.

Miles Onkel hingegen seufzte schwer und spannte die Schultern wieder an. So, als würde auf ihnen eine unglaubliche Last liegen, unter der er ja nicht einknicken durfte.

Unauffällig winkte er mich zu sich. Nur widerwillig näherte ich mich den beiden, setzte mich aber nicht mit aufs Sofa, stand stattdessen allezeit bereit in der Gegend rum und verschränkte die Arme vor der Brust. Erwiderte auch den Gruße des Cops nicht, woraufhin er eingeschnappt seine Hand zurückzog.

„Das ist Jackson, ein Freund von Miles", antwortete mein Mitbewohner für mich. „Nach Miles Tod fanden wir es besser den Verlust gemeinsam zu verdauen."

Der Cop nickte daraufhin nur und musterte mich gründlich von oben bis unten. Als wüsste er, dass ich nicht ganz koscher war und suchte nun nach einem Hinweis, der seinen Verdacht bestätigte. Und mir wurde immer heißer unter der Haut. Bloß nicht den Blick abwenden, selbstbewusst wirken und keine Schwäche zeigen.

„Aha", kam es schließlich nur und ich atmete unmerklich auf. „Jedenfalls müssen wir die Typen finden, die klangen nicht so, als würden sie einfach aufgeben. Die glauben scheinbar wirklich, dass Miles noch am Leben ist. Wie auch immer die darauf kommen."

Miles Onkel nickte nachdenklich mit verbissener Mine. „Ja, wie die darauf nur kommen.

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Hey :)

Endlich mal ein neues Kapitel! Sorry, dass so lange nichts kam...
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Habt einen schönen Tag! ❤️

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 14 ⏰

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