Ich wache in einem Krankenhausbett auf und weiß sofort, was ich getan habe. Und was ich nicht getan habe. Ich habe Tabletten genommen. Und ich bin nicht gestorben.
Mit diesen beiden Gedanken bleibe ich liegen, reglos und stumm. Mir ist kalt, das warme Gelb der Wände kommt gegen die Dunkelheit nicht an. Da sind Atemzüge neben mir, Schatten über mir, Kissen unter mir, sonst nichts. Und irgendwo dazwischen: Ich.
Ich fühle mich merkwürdig normal, was wieder einmal bestätigt, dass ich ein einziger, konfuser Widerspruch bin. Wollte ich sterben? Will ich leben? Bin ich froh, überlebt zu haben?
Simple Fragen, simple Antworten. Ja. Nein. Vielleicht. Ich hasse es, um mich selbst zu kreisen und tue doch nichts anderes, wieder und wieder und wieder. Aber hat man denn eine andere Wahl, als bei sich selbst anzufangen, mit allem, was man tut? Zumindest habe ich mir große Mühe gegeben, bei allen anderen anzufangen, nur nicht bei mir. Ich starre in die Dunkelheit und frage mich, was jetzt passieren wird. Früher oder später wird jemand kommen und ich werde erklären müssen, was ich nicht erklären kann. Plötzlich bin ich müde, so müde. Da sind Kabel, auf meiner Brust, an meinem Finger, und über einen schwarzen Monitor laufen bunte Linien. Langsam kehrt die Erinnerung zurück an schrille Piepstöne, rasche Schritte, Finger an meinem Puls, Stimmen an meinem Ohr und mit der Erinnerung kommt die Angst. Ich drehe den Kopf, starre auf die flackernden Linien, um mich abzulenken. Halte den Atem an, um zu sehen, was passiert, und hole erst wieder Luft, als der unterste Wert sekundenschnell auf Null abfällt und nervtötend penetrant zu blinken beginnt. Schon gut, denke ich, schon gut. Ich atme. Ein, aus. Ein. Aus.
Zufrieden? Seid ihr jetzt alle zufrieden?
Als ob das alles wäre. Bevor ich weiterdenken kann, geht die Tür auf und ich schließe die Augen. Stelle mich lebendig. Und während da wieder Finger sind an meinem Puls und Stimmen an meinem Ohr und irgendwo auch Licht, drifte ich endlich weg.
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Dead Girl Walking
Teen FictionAm Tag meiner Entlassung liegt Schnee. Ich setze einen Fuß vor den anderen, so bewusst wie noch nie zuvor in meinem Leben, und überquere die Schwelle mit einem einzigen Schritt. Tür zu, Augen auf, da bin ich. ... Sofie wird nach einer Überdosis in d...