- Kapitel 14 -

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„Okay..ganz ruhig Misa. Du schaffst das schon", ermutigt die Brünette sich im kleinen Badezimmer des Krankenzimmers von Aris und klatscht sich energisch gegen die Wangen.
„Ist doch nichts dabei, du begleitest einen Produzenten zu einer Kinopremiere. Ist doch fast wie früher, oder?", fügt sie hinzu und betrachtet sich dabei im Spiegel. Sie legt letzte Handgriffe an und korrigiert ihren Eyeliner. Anschließend packt sie alles wieder ordentlich in Renees kleines Kosmetiktäschchen und zieht den Reißverschluss zu. Ihre Haare hat sie mithilfe des ebenfalls geliehen Glätteisens in seichte Wellen gebracht und die Ohrringe, die sie noch in einem ihrer Umzugskartons gefunden hatte funkeln im flackernden Licht der Neonröhren.
„Wird schon schief gehen", murmelt sie, ehe sie das Bad verlässt und fertig gerichtet vor Renee und Doktor Brennan tritt.
„Und? Was sagt ihr? Kann ich so gehen?", fragt sie und dreht sich dabei um ihre eigene Achse. Doktor Brennan, der darauf bestanden hatte das fertige Ergebnis sehen zu dürfen nickt zaghaft mit dem Kopf und pfeift dabei leise auf.
„Sie sehen umwerfend aus, Misa", lässt er seinen begeisterten Taten Worte folgen und auch Renee verneigt sich gespielt.
„Milady, ihr seht wunderschön aus", pflichtet sie ihrem Kollegen bei, woraufhin Misa nur die Augen verdreht.
„Es ist nicht..naja..zu viel oder?", erkundigt sie sich nervös und erntet synchrones Kopfschütteln. „Absolut nicht. Du siehst wirklich gut aus", kontert Renee und reicht ihr ihre Klatsch. Misa nickt hektisch und streicht sich übers Kleid. „Okay, hast du alles? Handy, Portmonee, etwas Geld, Pfefferspray?", rattert die Schwarzhaarige abschließend herunter und sieht Misa dabei einzeln nicken, ehe sie beim letzten Punkt verwirrt das Gesicht verzieht.
„Renee..das werde ich schon nicht brauchen", kontert die Brünette, woraufhin sich auch Doktor Brennan einschaltet.
„Ich finde sie sollten es dennoch mitnehmen. Nur zur Sicherheit", wirft er nachdenklich ein, während Renee es ihr bereits in die Tasche stopft.
„Gut, dann bist du fertig", meint diese nun lächelnd, während Misa seufzend die Augen verdreht. „Komm nicht allzu spät und melde dich ab und zu, ja?", weist sie die Brünette hin, die ihr genervt entgegen sieht.
„Ihr seid ja schlimmer als meine Eltern", spottet sie und erntet einen Schlag gegen die Schulter. „Hey, ich meine es ernst, klar?", stellt Renee deutlich klar, woraufhin Misa ergeben nickt. „Noch etwas", raunt die Schwarzhaarige ihr zu und hält sie am Unterarm fest, als Misa bereits in Richtung Zimmertür unterwegs ist. „Sollte der Kerl dich irgendwie zu irgendetwas zwingen oder verführen wollen wendest du dich an die nächste Person, die in der Nähe ist, verstanden? Ganz egal mit viel Geld er dich locken möchte..du hast deinen Stolz nicht verloren völlig gleich wie das letzte Jahr für dich gelaufen ist", flüstert sie ihr zu, woraufhin Misa ihr mit erhobenen Brauen entgegen sieht. Anschließend zieht sie Renee in eine feste Umarmung und nickt stumm. „Dankeschön", haucht sie, ehe sie sich winkend verabschiedet. Sie wirft einen letzten Blick auf Aris, der noch immer in derselben Position verharrt, wie schon seit Monaten. Irgendwann wird sie sich bei ihm entschuldigen können. Irgendwann wird sie ihre Kündigung bei ihm einreichen können. Irgendwann wird sie ihr Leben zurück haben. Doch bis es soweit ist wird sie alles tun was nötig ist. Alles, was sein muss.

Die schwarze Limousine steht bereits wartend auf dem Krankenhausparkplatz während der Fahrer irritiert am Kotflügel steht und sie musternd beäugt.
„Guten Abend, vielen Dank, dass sie diesen Umweg gemacht haben. Ich habe noch jemanden besucht", erklärt die Brünette, ehe sie einsteigt und der Fahrer desinteressiert die Schultern hebt. Die Fahrt dauert nur wenige Minuten und die Zeit vergeht in der Tat sehr schnell. Der Produzent, dessen Begleitung sie für den heutigen Abend spielt ist niemand anderes, als Thomas Attero, Travis Atteros älterer Bruder. Beide Namen sind recht bekannt in der Filmbranche. Auch als sie noch ein aktiver Bestandteil davon war fielen diese Namen unentwegt. Thomas ist ein wahrer Gentleman und führt sie ins heutige Abendprogramm ein, weshalb sie ihm sehr dankbar ist. Auch wenn sie solche Events in und auswendig kennt, ist es noch einmal etwas anderes als Gast dabei zu sein und nicht als Arbeitskraft. Zusätzlich dazu hat sie sich dem Trubel ein wenig entwöhnt. Es fühlt sich beinahe so an, wie damals beim aller ersten Mal, als sie mit Aris zusammen auf der Serienpremiere gewesen ist, die ihn quasi über Nacht zur Berühmtheit gemacht hat.
„Ich muss gestehen, dass ich überrascht gewesen bin, als ich ihren Namen auf der Website der Agentur gesehen habe. Es muss schwer für sie gewesen sein, Miss Wolff", reißt er Misa aus den Gedanken, woraufhin sie stumm nickt.
„Ich habe gehört, Mister Taden soll ein Zimmer im städtischen Klinikum bezogen haben. Er war es, den sie besucht haben, richtig?", hält er das Gespräch am Laufen.
„Ja ich habe kurz nach dem Rechten gesehen", entgegnet sie vage und setzt dabei ein gespieltes Lächeln auf.
„Haben sie sich absichtlich aus dem Filmgeschäft zurückgezogen? Ich meine..ich könnte es durchaus nachvollziehen. Dennoch sollten sie sich überlegen nicht doch wieder zu ihren Wurzeln zu finden. Ihre Arbeit war hervorragend", hakt er nach, weshalb sich ihr Körper anspannt.
„Ich..ja..es war einfach nicht mehr das gleiche ohne Mister Taden, wissen sie?", winkt sie ab und sieht aus den verdunkelten Fensterscheiben. „Das kann ich mir vorstellen. Er war ihr erster Klient nach ihrer Ausbildung, richtig?", bohrt er nach, woraufhin sie ihm einen verwirrten Blick zuwirft. „Bitte verzeihen sie, ich habe ein wenig recherchiert", entschuldigt Thomas sich und hält abwehrend die Hände vor sich. „Mein Bruder, Travis, ist..naja..er ist leicht zu manipulieren. Sein Management nimmt ihn regelrecht aus, doch er lässt sich einfach nichts von mir sagen", erklärt er seufzend. „Er wird heute Abend auch hier sein. Vielleicht können sie ja einmal mit ihm sprechen. Schließlich haben sie Mister Taden zu dem gemacht, was er war. Ihnen wird er sicher zuhören", fährt er fort und sieht ihr hoffnungsvoll entgegen.
„Nun.. es stimmt zwar, dass ich Mister Taden immer unterstützt habe, doch ich bezweifle, dass ihr Bruder Ratschläge von mir annehmen wird. Immerhin bin ich seit über einem Jahr aus diesem Business draußen. Außerdem ist es nicht ratsam sein Management zu entlassen wenn man nicht schon ein neues in der Hinterhand hat", entgegnet sie um den heißen Brei herumredend und atmet erleichtert auf, als sie den roten Teppich und die Fotografen vor dem Kino sieht. „Wir sollten uns nun auf die Veranstaltung konzentrieren, nicht wahr?", lenkt sie ab und hebt unterstreichend ihre Hand vor sich.
„Ja, sie haben völlig recht. Sie mögen vielleicht eine Weile weg gewesen sein, doch scheinbar haben sie ihr Gespür nicht verloren", entgegnet Thomas grinsend und steigt als erster aus, ehe er neben dem Wagen stehen bleibt und darauf wartet, dass sein Fahrer Misa zu ihm geleitet.

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