Ganz allein

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Ein Glas zersprang. Nein. Das hatte ich mir nur eingebildet richtig? Genervt drehte ich mich rum. Es war bereits drei Uhr? Wo war Charon? Verwirrt sah ich mich um. Wieso war er nicht neben mir? Ah. Plötzlich entdeckte ich ihn. Er kam auf mich zu. Wieso konnte ich sein Gesicht nicht sehen? War das Charon? N-Nein... das war er nicht. W-was... meine Augen fielen zu und ich konnte mich nicht bewegen. Was war hier los?

Panisch versuchte ich gegen die Dunkelheit anzukämpfen, doch es war zu spät. Irgendjemand hatte mich betäubt. Wieso? Jemand schien mich hochzuheben und mit sich zu nehmen, doch ich war bereits zu weit in die Dunkelheit gesunken, als dass ich es wirklich hätte einordnen können.

Waren zwei Stunden vergangen? Drei? Vielleicht auch viel länger. Mühselig öffnete ich die Augen, schloss sie jedoch sofort wieder. Es waren viel zu viele Eindrücke auf einmal und mein Kopf begann höllisch zu brummen. Wo zum Teufel war ich?

Erneut öffnete ich langsam die Augen und meine Sicht klarte nach und nach auf. Ich erkannte dunkle, edle Wände und grelles Licht, dass nur dazu dienen sollte mich zu blenden, zumindest fühlte es sich so an. Mein Kopf war immer noch benebelt und ich konnte nicht klar denken.

Langsam versuchte ich mich aufzurichten, doch um meinen Oberkörper spannte sich ein Seil, dass sich bis zu meinen Handgelenken wand. Das raue Seil schnitt in meine Haut und brachte mich dazu schmerzverzerrt das Gesicht zu verziehen. Was war bloß passiert?

Erneut ließ ich den Blick durch das Zimmer wandern. Das hier war ganz sicher kein dunkler Keller, wie man es bei einer Entführung erwarten würde. Stattdessen sah es mehr nach... einem Luxus-apartment aus? Zugegeben, das verwirrte mich doch etwas. Wer entführte jemanden, nur um ihn dann kurze Zeit später in seinem Wohnzimmer an einen Stuhl zu fesseln?

"Na endlich bist du wach" murrte eine dunkle Stimme und ich unterdrücke den Impuls zusammenzuzucken. Wer auch immer das war, er blieb hinter mir, so, dass ich nur seine Präsenz spürte und seine Stimme hörte.

"Was willst du?" fragte ich neutral. Die Frage wer er war, sparte ich mir, denn er würde sie sowieso nicht beantworten. Viel wichtiger war der Grund, wieso er mich entführt hatte und was er von mir wollte.

Ein raues Lachen ertönte, bevor mir eine kalte Hand über den Nacken fuhr. Ich trug bloß ein Schlafshirt und einen Zopf, was ihm die Möglichkeit gab mich zu berühren. Ich bekam eine unangenehme Gänsehaut und zuckte weg.

"Du bist so stur, wie ich es erwartet hatte Neoma" hauchte er mir gegen mein Ohr. Wann war er mir so nahe gekommen? Ich hatte keine Angst vor ihm, doch selbst mir war klar, dass diese Situation brenzlich werden könnte.

Ein dumpfes knurren entkam meiner Kehle. Es war der einzige Laut, den ich machte, doch ich hoffte, dass er zumindest verstand, dass ich nicht einfach so aufgeben würde. Es war nicht die erste gefährliche Situation in der ich war und würde garantiert auch nicht die letzte sein.

Dann trat er endlich in mein Sichtfeld. Ein großgewachsener Mann, mit dunklem Haar und breiten Schultern. Er hatte die gleiche, dunkle Ausstrahlung wie Charon, seine Gesichtszüge waren jedoch deutlich schärfer und er hatte viel mehr Tattoos. Auch er trug, wie die meisten Geschäftsmänner, einen Anzug, doch irgendwas an ihm war anders. Er wirkte so gar nicht, wie ein Geschäftsmann. Selbst Charon, ein skrupelloser Mann direkt aus der Hölle, wirkte wie einer von diesen reichen, gerissenen Männer.

"Was. Willst. Du" fragte ich erneut, doch diesmal mit mehr Nachdruck. Ich hatte keine Lust auf solche Spielchen, erst recht nicht mit jemandem der mich entführt hatte. Wo Charon wohl war? Hatte er mein Verschwinden überhaupt bemerkt? Ich brauchte keine Rettung. Doch trotzdem, irgendwo im hintersten Teil meines Kopfes, dachte ich daran, wie er kam, nur um mich zu retten.

𝐘𝐨𝐮𝐧𝐠 𝐠𝐨𝐝𝐬 - 𝐛𝐢𝐬 𝐳𝐮𝐫 𝐡𝐨̈𝐥𝐥𝐞 𝐮𝐧𝐝 𝐳𝐮𝐫𝐮̈ 𝐜𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt