Louis hatte sich damit abgefunden, dass das hier nun sein Leben war. Irgendwie würde er den Rest seines Lebens herum bekommen, damit er dann wieder mit Harry vereint werden würde. Vielleicht würde er in der Zwischenzeit neue Leute kennen lernen, sich vielleicht ein wenig verlieben. Vielleicht würde er sich ein bisschen die Welt ansehen. Vielleicht würde er neue Dinge lernen. Kochen zum Beispiel. Dann müsste Harry sich auf der anderen Seite des Flusses etwas neues einfallen lassen, um ihn zu ärgern. Das war eine gute Idee. Er sollte kochen lernen.
Er würde Harry nicht wieder lebendig bekommen. Vollkommen gleichgültig, was er auch versuchen würde. Es spielte keine Rolle. Seine Zeit ging weiter, während Harrys stehen geblieben war. An all den neuen Situationen und Erfahrungen würde Harry keinen Anteil haben.
Vielleicht würde er ihm aber bei ihrem Wiedersehen davon erzählen können?
Dann wollte er lieber gute Storys auf Lager haben können. Nicht nur: ich hab geschlafen und dazwischen war ich Mal wach.
Eigentlich würde Louis Harry auch gern erzählen, was und wer diesen denn so einfach aus dem Leben genommen hatte.Aber die Ermittlungen waren ins Leere verlaufen. Kein Täter hatte ermittelt werden können. Man ging von einem missglückten Raubüberfall aus. Harry war gestorben, weil er einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war.
Louis konnte nicht in Worte fassen, was er dabei gedacht hatte, als man es ihm eröffnet hatte. Zu Beginn war er noch ab und an mal angerufen worden, weil doch noch Fragen offen geblieben waren. Inzwischen betrachtete er die Sache als erledigt. Vielleicht würde man irgendwann eine mickrige Gestalt finden, die so etwas tat. Was würde es Louis helfen? Natürlich war da Wut in seinem Bauch und ein Teil von ihm wollte, dass die Person, die das getan hatte Ewigkeiten litt. Schlimm litt. Für das, was sie ihm angetan hatte.
Aber... Nichts würde Harry wieder lebendig machen. Gar nichts.Louis lebte weiter. Ein halbes Jahr lang nun schon. Gewohnheiten setzten ein. Alle, außer ihm, stolperten über die Schuhe im Flur, die Louis jedes Mal wieder genau dort hinlegte.
Hatte er auch irgendwann die Lebensmittel entsorgen müssen, die er selbst nicht aß, kaufte er hin und wieder noch Harrys Parfum und stellte es zu den anderen Packungen in den Schrank. Er lächelte für Liam, ging mit Kollegen aus und tat alles, was man eben so tat.Er war zur Hochzeit von Phoebe nach Doncaster gefahren und hatte die Feier schön gefunden. Natürlich fühlte man sich gerade bei so einem Fest ein wenig einsam. Also mehr noch als sonst.
"Bis, dass der Tod euch scheide." War ja Mal eine vollkommen beschissene Formulierung. Es ging weiter danach. Für denjenigen der nicht der Erste war, endete die Liebe nicht mit dem Tod des Partners. Klar, die Ehe ließ sich schwerlich in Abwesenheit des Einen fortsetzen, aber... An den Gefühlen konnte der Tod eben nur sehr wenig ändern.Aber sie alle hatten bei der Hochzeit gesagt, er würde wieder besser aussehen. Tat er das? Es kam ja auch niemand und sagte: "Man, man, man, du siehst ja immer noch so scheiße aus. Reicht's nicht langsam mal mit dem Getrauere?"
Aber sie alle wirkten wirklich erfreut über seinen Zustand.
Ging es ihm besser? Louis hatte keine Ahnung, aber bedankte sich jedesmal, ohne zu wissen, ob das etwas war, wofür man sich so zu bedanken hatte.Er ging auch mit Liam wieder mehr aus. Jetzt als zwei Singles. Ein komisches Gefühl. Aber Dinge waren, wie sie eben waren.
Sie gingen tanzen.Und irgendwann passierte es. Louis landete mit einem Typen im Bett. Oder zumindest in dessen Wagen. Blonde Locken und braune Augen. Fleischliche Gelüste waren nichts, was man mit Sehnsucht an einen Verstorbenen befriedigen konnte.
Er war danach nach Hause gegangen. Er hatte kein schlechtes Gewissen Harry gegenüber. Wer wusste schon, was der so auf der anderen Seite so tat. Aber... Es war eben eine kurzweilige Ablenkung. Also nicht, dass der Typ nicht lange genug durchgehalten hätte, aber es war, wie mit den Träumen. Man konnte sie nicht festhalten. Und nach einem Abenteuer mit einem Mann, war eben die Zeit danach vorprogrammiert. Und die war nun einmal einsam und allein. Denn eine Beziehung konnte Louis nicht suchen. Vielleicht eines Tages. Aber nicht jetzt. Noch nicht.Regelmäßig suchten ihn die verschiedensten Träume heim. Sie waren ganz verschieden. Mal sah er einfach Harry, wie er lachte, wie er tanzte, wie er Spaß hatte. So lebendig. So echt. Nur um dann aufzuwachen und die leere Bettseite neben sich zu sehen.
Manchmal sah er Harry mit leblosen Augen in seinen Träumen in einer kalten Gasse liegen. Mit aufgeschlitzter Kehle, dann wachte er auf und war noch immer in dem Alptraum. Eben nur eine Weile später.
Harry existierte so oder so nur noch in seinen Träumen. Und sobald er aufwachte war sein Harry weg. Das war die Konstante. Das war das, worauf er sich verlassen konnte. Das Merkmal, woran er Unterscheiden konnte, ob er schlief, oder ob er wach war.Es war einer dieser Träume, in denen Harry ihn anlachte, durch die Wohnung tanzte und einfach alles gut war. Diese Träume wärmten Louis mehr, als seine Bettdecke oder die Sonne. Er wollte in solchen Momenten einfach nicht mehr aufwachen. Wollte sie festhalten. So lange, bis er ihm folgen könnte.
Aber wie auch sonst, wurde er irgendwann wieder hinaus katapultiert. Einfach so.Er lag mit geschlossenen Augen in seinem Bett und hoffte, weiter träumen zu können, wenn er nur die Augen nicht öffnete.
Aber wie immer klappte das ja doch nicht.Also öffnete er sie.
Und alles was er zu Wissen geglaubt hatte, fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Ließ nichts mehr übrig.Die leere Bettseite war nicht leer. Dort saß Harry. Seine Augen lagen gedankenverloren auf Louis' Körper. Er spielte mit den Ringen an seinen Fingern, wie er das immer machte, wenn er nervös war.
Louis blinzelte. Er wurde entweder verrückt oder sein müdes Hirn zeigte ihm, nur damit er Ruhe gab, was er sehen wollte. Aber das konnte doch nicht sein.
Louis riss die Augen erneut auf.
Und war allein.Bis dann.
Viele Grüße ^_^
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Bloody Love - wird fortgeführt auf Storyban
FanfictionLouis' Leben liegt in Trümmern, als sein Partner ermordet wird. Er versinkt im tiefer Trauer. Bis Harry, den er doch beerdigt hatte, eines Nachts an seinem Bett sitzt. Aber: ist das wirklich ein Segen, oder doch eher ein Fluch? Explizite Sprache S...