Kapitel 2

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Als Maggie das Büro von Professor Smith betrat, war ihr sofort klar, dass diese Begegnung eine der härtesten Prüfungen ihres akademischen Lebens darstellen würde. Die Luft im Raum war geladen, die Stille so dicht, dass jeder Herzschlag wie ein Donnerschlag widerhallte. Negan, eine Autoritätsperson, deren strikte Haltung bereits legendär war, fixierte sie mit einem Blick, der an Schärfe nichts zu wünschen übrig ließ. „Mrs. Greene“, seine Stimme war wie Eis, jede Silbe ein unmissverständlicher Ausdruck seiner Enttäuschung, „Ihre fortwährenden Abwesenheiten haben einen Punkt erreicht, an dem ich nicht nur Ihre Ernsthaftigkeit in Frage stelle, sondern auch Ihre Eignung für dieses akademische Programm.“ Maggies Herz sank. Die Tiefe von seiner Missbilligung war noch intensiver, als sie befürchtet hatte. „Ich verstehe, Professor“, begann sie, ihre Stimme zittrig vor Angst. „Die Gründe für meine Fehlzeiten waren unumgänglich, doch ich sehe ein, dass...“ „Genug“, unterbrach der Professor sie scharf. „Ihre Gründe interessieren mich nicht länger. Was zählt, sind Taten, nicht Worte. Um zu beweisen, dass Sie Ihren Platz hier ernst nehmen, erwarte ich von Ihnen einen detaillierten Aufsatz über ein zentrales Thema des verpassten Stoffs. Und um klarzustellen, wie ernst mir diese Angelegenheit ist: Sie haben genau zwei Tage Zeit, um diese Arbeit abzuliefern.“ Zwei Tage. Der Zeitrahmen hallte in Maggies Kopf wider, ein Echo voller Unmöglichkeit. „Zwei Tage?“, wiederholte sie leise, ihre Stimme ein Hauch von Verzweiflung. „Aber, Professor, bei allem Respekt, das ist...“ „Nicht verhandelbar, Mrs. Greene“, fiel er ihr ins Wort, sein Tonfall ließ keinen Zweifel an seiner Unnachgiebigkeit. „Das ist Ihre letzte Chance, mir und sich selbst zu beweisen, dass Sie die Disziplin und den Willen haben, die Anforderungen dieses Kurses zu erfüllen.“ Maggie fühlte sich wie in einem Strudel aus Angst und Frustration gefangen. Die Aufgabe, die der Professor ihr gestellt hatte, schien eine Sisyphusarbeit zu sein. Doch tiefer als die Angst war ihre Entschlossenheit. Sie würde nicht zulassen, dass diese Herausforderung sie besiegte. „Sie werden Ihren Aufsatz bekommen. In zwei Tagen“, erklärte sie mit einer Festigkeit in ihrer Stimme, die sie selbst überraschte. „Darauf werde ich bestehen. Erwarten Sie, dass ich Ihre Arbeit mit größter Aufmerksamkeit bewerte.“ Mit dieser letzten Warnung entließ Smith sie. Nachdem Maggie ein letztes Mal zustimmend genickt hatte, verließ sie sein Büro. Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, blieb sie einen Moment auf dem Gang stehen, nahm einen tiefen Atemzug und versuchte, die Anspannung, die sich während des Gesprächs aufgebaut hatte, abzuschütteln. Die Stille des Flurs stand in krassem Gegensatz zur Intensität der Unterredung, und sie spürte, wie ihr Herz noch immer gegen ihre Brust hämmerte. Als Maggie in den Vorlesungssaal eilte und sich neben Tracy niederließ, wurde sie von Megan mit einem warmen Lächeln begrüßt. „Schön, dass du wieder da bist, Maggie“, sagte ihre Freundin, ihre Freude über Maggies Rückkehr unverkennbar. Greene erwiderte das Lächeln. Kaum hatte sie Platz genommen, begann Tracy, sie auszufragen. „Na, erzähl! Was hat der strenge Professor gesagt?“ Bevor sie jedoch antworten konnte, schob Tracy mit einem schelmischen Grinsen nach: „Und sag mir bitte, dass er so richtig streng war. Ich schwöre, er sieht doppelt so gut aus, wenn er ernst ist. Wie ein Superheld... aber in akademisch.“ Maggie konnte nicht anders, als bei Tracys Kommentaren zu schmunzeln, auch wenn sie sich bemühte, ernst zu bleiben. „Konzentrieren wir uns lieber darauf, wie ich einen verdammten Aufsatz in zwei Tagen fertigstellen soll, ja?“, antwortete sie, doch ihre Freundin ließ nicht locker. „Zwei Tage? Wow, das ist ja fast ein Speed-Dating mit der Bibliothek“, witzelte Tracy und zwinkerte. „Aber im Ernst, ich stelle mir gerade vor, wie Professor Smith so da steht, streng und mit diesem Blick, der sagt ‚Ich weiß, dass du es besser kannst, Mrs. Greene'. Ganz ehrlich, ich würde für diesen Blick fast meine Hausaufgaben machen... fast.“ Maggie lachte trotz sich selbst. „Ich bezweifle, dass seine strenge Art so gemeint ist.“ „Ach, komm schon“, fuhr Tracy fort, „stell dir vor, er wäre weniger Professor und mehr so... geheimnisvoller Held der Nacht. ‚Bei Tagesanbruch rette ich die Welt mit meiner Strenge, aber bei Nacht...'“ „Tracy!“, unterbrach Greene sie lachend, ihre Sorgen für einen Moment vergessend. „Du solltest wirklich darüber nachdenken, Drehbücher zu schreiben.“ Die Vorlesung begann, und die Mädchen richteten ihre Aufmerksamkeit schließlich auf den Dozenten. Nachdem die Vorlesung nach gut einer Stunde beendet war, versammelten sich Maggie und ihre Freundinnen noch auf dem Gang, umringt von dem geschäftigen Treiben anderer Studierender. Die Stimmung war gelöst, und schnell kam die Idee auf, gemeinsam etwas essen zu gehen. Doch für Maggie stand mehr auf dem Spiel als ein entspanntes Mittagessen mit Freundinnen. „Ich kann nicht. Ich muss in die Bibliothek und mit dem Aufsatz anfangen.“ „Oh, natürlich, die Bibliothek“, seufzte Tracy theatralisch, als wäre die Vorstellung allein schon eine unerhörte Tragödie. „Wer braucht schon Essen und Freunde, wenn man stattdessen in staubigen Büchern nach einem mysteriösen Thema suchen kann, das Professors ‚Herz aus Stein' beeindrucken wird.“ Maggie hob ihre Augenbrauen etwas. „Dir droht auch kein Rausschmiss aus dem Seminar. Und hör auf mit diesen Anspielungen. Er ist ungefähr eine Millionen Jahre alt.“ Tracy zuckte spielerisch mit ihren Schultern. „Du weißt, was man sagt, auf alten Pferden...“ Die Mädchen lachten - Maggies Gesicht war zu einem angewiderten Ausdruck verzogen. Mit einem letzten Lachen und einem Versprechen, sich später zu melden, trennten sich ihre Wege. Angekommen zwischen den hohen Bücherregalen der Universitätsbibliothek, stand Maggie einen Moment lang still, umgeben von dem vertrauten Geruch alter Bücher und dem leisen Rascheln von Seiten, die umgeblättert wurden. Sie war hier, um ein Thema für ihren Aufsatz zu finden - ein Thema, das nicht nur ihre eigene Neugier wecken, sondern auch Professor Smith beeindrucken sollte. Doch angesichts der schier endlosen Möglichkeiten, die sich in den Reihen vor ihr ausbreiteten, fühlte sie sich überwältigt. Während sie nachdenklich durch die Gänge schlenderte, kam ihr eine Idee. Der Professor hatte vor einigen Tagen in der Vorlesung seinen eigenen Roman besprochen - ein Werk, das nicht nur seine akademische Expertise, sondern auch seine Fähigkeit als Schriftsteller unter Beweis stellte. Maggie erinnerte sich, wie fasziniert sie von der Tiefe der Charaktere und der Komplexität der Handlung gewesen war. Vielleicht war das die perfekte Gelegenheit, tiefer in sein Werk einzutauchen und ihre Analyse als Grundlage für ihren Aufsatz zu nutzen. Entschlossen, machte sie sich auf die Suche nach dem Buch. Als sie es schließlich in einer ruhigen Ecke der Bibliothek fand, zog sie es vorsichtig aus dem Regal und blätterte die Seiten durch. Die Worte sprangen ihr entgegen, lebendig und anspruchsvoll. Dies war ein Roman, der nicht nur zum Vergnügen geschrieben worden war, sondern auch, um zu provozieren, zu hinterfragen und den Leser zum Nachdenken anzuregen. Maggie setzte sich an einen der leeren Tische, weit entfernt vom leisen Gemurmel der anderen Studierenden. Sie begann, Notizen zu machen, Ideen zu skizzieren und Passagen zu markieren, die sie in ihrem Aufsatz verwenden könnte. Ihre Analyse würde sich nicht nur auf die literarischen Aspekte des Romans konzentrieren, sondern auch auf die darin enthaltenen philosophischen Fragen und wie diese sich auf die heutige Gesellschaft beziehen ließen. Je mehr sie las und reflektierte, desto mehr wuchs in ihr die Überzeugung, dass dies der richtige Weg war. Indem sie Professor Smiths eigenes Werk als Grundlage für ihren Aufsatz wählte, würde sie nicht nur ihr tiefes Verständnis für die Materie demonstrieren, sondern auch ihre Fähigkeit, kritisch und unabhängig zu denken - Qualitäten, die in der akademischen Welt hochgeschätzt wurden. Mit neuem Enthusiasmus vertiefte sie sich in ihre Arbeit, die Seiten ihres Notizbuchs füllten sich schnell mit ihren Gedanken und Analysen. Die Zeit verging, und während sie arbeitete, fühlte sie eine wachsende Zuversicht. Dieser Aufsatz könnte tatsächlich die Chance sein, ihn zu beeindrucken und zu zeigen, dass sie die Anforderungen und Herausforderungen ihres Studiums meistern konnte und wollte. Nachdem sie Stunden damit verbracht hatte, sich tief in den Roman ihres Professors zu vertiefen, war die Bibliothek still geworden, fast wie ausgestorben. Die Zeit war im Flug vergangen, und ohne dass sie es bemerkt hatte, war sie die letzte Person, die noch an einem der Tische saß, umgeben von Notizen und dem aufgeschlagenen Buch. Ihre Augen fühlten sich müde an, und ihre Gedanken begannen zu schwimmen, als sie sich schließlich dazu zwang, eine Pause einzulegen. Sie stand auf, streckte sich und rieb sich die Augen, um die Müdigkeit zu vertreiben. In diesem Moment, noch desorientiert von der Anstrengung der letzten Stunden, machte sie einen Schritt nach vorne und stieß unvermittelt gegen etwas - oder besser gesagt, jemanden. Es war eine unerwartet feste und unerschütterliche Präsenz, die sie abrupt stoppte. Überrascht und ein wenig benommen blickte sie auf und fand sich Auge in Auge mit ihrem Professor wieder, in den sie hineingelaufen war.

teacher's pet [negan x maggie]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt