6 - Eine Aufgabe

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Snape ließ sie nach diesem Vorfall kaum allein.

Hermine blieb wie immer in der Nacht bei ihm und am nächsten Morgen durfte sie zumindest in ihr Zimmer gehen, um sich umzuziehen und frisch zu machen.
Nach dem Frühstück wollte er sie bereits wieder in seinen Armen haben und sie gab nach, ließ sich den ganzen Tag von ihm tragen oder lag auf seinen Schultern. Sie war noch immer etwas erschöpft, aber vor allem schien er es zu brauchen. Er musste spüren, dass er sie nicht verloren hatte, dass sie noch lebte und es ihr gut ging.

Sobald sich ihm in diesen Tagen jemand näherte, nahm er sofort eine defensive Haltung ein und seine Magie umgab ihn wie einen Schutzschild — um sie zu schützen.
Hermine wusste, warum er so handelte und sie ließ es zu. Er hatte schon einmal jemanden verloren und sie wusste, dass er zu ihrer Katzengestalt eine besondere Bindung aufgebaut hatte, deren Verlust ihn hart treffen würde. Wie es mit ihrer menschlichen Seite aussah, konnte sie nicht so recht beurteilen.

Ihre Freunde beobachteten diese Situation skeptisch, doch sie näherten sich ihm nicht, da sie sahen, dass es ihr trotzdem gut ging.

In den nächsten Wochen normalisierte sich sein Verhalten und Hermine besaß wieder die Freiheit, am Tage allein durch das Schloss zu streifen — ob als Animagus oder Mensch, hing von ihrer Laune ab.

Sie bereiteten im Moment alles für das neue Schuljahr vor: Klassenzimmer wurden neu eingerichtet und bestückt, die Gemeinschaftsräume und die Schlafsäle bekamen den letzten Schliff und Snape und McGonagall bemühten sich um neue Lehrkräfte für Muggelkunde, Verteidigung gegen die dunklen Künste und Zaubereigeschichte, da Professor Bims seit der Schlacht spurlos verschwunden war. Zaubertränke übernahm Snape weiterhin selbst.
Hermine half, wo sie konnte und oft genug saß sie als Katze bei den Bewerbungsgesprächen der Lehrkräfte auf seinem Schreibtisch und beobachtete den Bewerber. Einige machte das offensichtlich nervös — kombiniert mit Snapes eigener düsterer Ausstrahlung endete es damit, dass der Bewerber ging, bevor etwas entschieden war.
„Könnt ihr das bitte lassen?", seufzte McGonagall nach einem weiteren gescheiterten Gespräch. „Deine finsteren Blicke reichen schon, Severus. Eine viel zu intelligent aussehende Katze gibt ihnen offensichtlich den Rest", sagte sie und sah zu Hermine, die sich zur Antwort nur zu Snape drehte und sich von ihm streicheln ließ.
„Du machst ihnen Angst, Kätzchen", sagte er leise zu ihr und sie drehte sich sogleich von ihm weg, warf ihm ihren buschigen Schwanz ins Gesicht und stolzierte über den Tisch, auf dem sich Pergamente und Bücher sammelten.

Schließlich fand sich ein Auror für Verteidigung und ein ehemaliger Uniprofessor für Zaubereigeschichte, der sich auch gleich dazu bereit erklärte, die jüngsten Ereignisse in die Chroniken des Schlosses zu übertragen. Muggelkunde blieb weiterhin ein Problem.

Snape löste dieses, indem er Hermine eine Woche vor Schulbeginn beim Frühstück ein Pergament hinlegte. Sie sah ihn fragend an, dann las sie, was dort stand und ihr Blick huschte erneut zu ihm.
„Ich soll Muggelkunde unterrichten?", fragte sie ungläubig.
„Wir haben bisher keinen Lehrer gefunden und du kennst beide Welten genug, um es ohne weitere Vorbereitung zu unterrichten", erklärte er. „Außerdem hast du dich bisher nicht weiter dazu geäußert, was du in Zukunft machen möchtest." Er sah sie forschend an.

Hermine schluckte. Da hatte er Recht. Irgendwie war ihr noch nicht wohl dabei gewesen, das Schloss schon zu verlassen — ihn schon zu verlassen. Sie wusste, dass sie sich eigentlich hier versteckte. Es wurde Zeit, dass sie wieder hinaus in die Welt ging und sich zeigte. Dass sie eine sinnvolle Aufgabe übernahm. Wenn diese Aufgabe allerdings die Lehrstelle für Muggelkunde war, dann sollte es so sein und sie konnte bleiben.
„Kann ich meinen Abschluss nebenbei nachholen, Sir?", fragte sie nach einigen Momenten. Er war der Schulleiter und es lag an ihm, dies zu genehmigen.
„Mit der Lehrstelle bist du nicht voll ausgelastet, da es ein Wahlfach ist. Demnach sehe ich kein Problem darin."
„Danke, Sir." Wieder erschien das kleine Lächeln.

Kätzchen [Eine Sevmione Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt