ꕤ Kapitel 2 ꕤ

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Wenn man vom Trottel spricht
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„𝓐𝓵𝓼𝓸 so etwas ist mir ja meinen Lebtag noch nicht passiert", meckerte er vor sich hin. „Was bildet der sich eigentlich ein? Was glaubt er denn, wer er ist."

Einar konnte es einfach nicht fassen, dass man ihn so behandelt hatte.

Der Regen war schon unangenehm genug gewesen, denn er hatte sein schön geputztes Fell komplett ruiniert. Auch noch das...
Die Leute hier waren aber auch abergläubisch. Unglaublich, und dass trotz all dem Wissen, das vorhanden war. Das grenzte ja fast schon an Diskriminierung, dass man ihn wegen seiner Fellfarbe schlecht behandelte.
Wirklich unerhört.

Und wieso war das bei Raben anders? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn. Einar schwor sich, nie mehr etwas für sie zu machen. Er war vorher schon mit solch Ungerechtigkeiten konfrontiert worden, aber das heute übertraf wirklich alles.

Hätte Jerelyn ihm bloß nicht diese Genüßlichkeiten angeboten, dann wäre er nie in Versuchung gekommen. Ganz ehrlich, wo fand man in diesem Kaff schon vernünftigen Trüffel?

„Was ist das auch für ein fürchterliches Wetter. Ist ein wenig Sonnenschein zu viel verlangt?"

Einar verabscheute den Herbst mit ganzem Herzen. Nicht richtig kalt und nicht richtig warm. Dafür richtig stürmisch und für seinen Geschmack zu viel Regen. Da klebte einem das Fell widerlich am Körper und wenn er sich schüttelte, sah er aus wie ein schwarzer, aufgeblasener Kugelfisch auf Beinen.
Eine wahrlich grauenvolle Vorstellung.

Wie dem auch sei, jetzt musste er erst einmal Jerelyn berichten, dass er ihre Auserkorene nicht finden konnte. Zum einen freute ihn es ungemein, dass dieser ach so kluge Vogel falsch gelegen hatte, zum anderen würde er dann auch keinen Trüffel bekommen, was er bedauerte.

„Der ganze Aufwand für nichts, großartig", ließ er seiner Wut Luft, denn seine Laune hatte inzwischen die Qualität des Wetters erreicht.

Da erst ihm fiel die noch vor ihm stehende, tropfnasse Jugendliche auf, die gütiger Weise seinen Aufprall um einiges vermindert hatte und er somit nicht wie dieser Dorftrottel geendet hatte. Auch wenn ihm das Ganze ein wenig peinlich war, denn sonst landeten Katzen stets auf den Füßen. Aber für ihn „galten andere Gesetze der Schwerkraft" wie Jerelyn es bezeichnet hatte. Was auch immer das bedeuten sollte.

Er sollte sich zumindest bedanken, denn das gehörte sich so. Als Einar den Kopf hob, um letzteres zu tun, bemerkte er ihr Starren. Wie lange tat sie das schon? Warum war sie überhaupt noch hier? Die Menschen mochten doch Regen auch nicht so gern, wenn er sich recht erinnerte.

„Entschuldigung, es ist sehr unhöflich jemanden anzustarren. Besonders, wenn es sich um einen Fremden handelt", tadelte er die junge Dame. Gleich darauf zuckte er mit dem Schwanz. Die konnte ihn doch eh nicht verstehen. Warum redete er dann mit ihr?

„Oh I-ich, a-also, das... E-entschuldigung" Einar wollte sich schon abwenden, als die Jugendliche antwortete. Er drehte sich so ruckartig um, dass sie zurückzuckte. Hatte sie gerade mit ihm gesprochen? Erstens, was war denn das für ein Benehmen, und zweitens, hatte sie ihn wirklich verstanden? Das erhob natürlich auch die Frage, ob sie alles vorher schon gehört hatte. Das wäre extrem unangenehm. Er kniff die Augen zusammen und betrachtete sie.

Äußerlich würde er auf Seemanns- oder Händlerstochter tippen. Dürr mit leichten Muskeln, aber nicht unterernährt. Ihre Kleidung war zwar schwarz, aber das Material war nicht nur grobe Leinen, sondern auch gut verarbeitete Wolle.

„Du hast echt den Verstand verloren. Jetzt redest du schon mit Katzen, weil du glaubst, sie könnten sprechen. Das macht doch wirklich gar keinen Sinn", sagte sie mehr zu sich selbst.

Hausnummer 2123 (ONC 2024)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt