ꕤ Kapitel 13 ꕤ

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Die Wahl zwischen Hölle und Feuer
Cassia
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Sie verriegelte die Tür mit einem schweren Holzbalken und schob so viel wie möglich davor. Falls das Feuer sich durch die Pforte fressen würde, würde es hoffentlich erstmal die Möbel in Asche verwandeln, bevor es...

Cassia seufzte. Worauf hatte sie sich hier nur eingelassen?
Eingebrochen in den Westminster Palace und verfolgt von züngelnden Flammen in einer unterirdischen Kapelle.
Großartig.

Oh Gott, jetzt klinge ich schon wie Einar

Dieser war eindeutig ebenso unglücklich über die Situation, in die er „hineingezwungen"
worden war. Er lief unentwegt hin und her und warf ständig ein Auge auf die Tür, als ob sie jeden Moment in Flammen aufgehen könnte.

„Reiß dich zusammen. Aurelia zählt auf uns"
Jerelyn flog zielstrebig zu dem Altar hinüber und zog an einer Schnur eine unscheinbare Box darunter hervor.
„Normalerweise brauchen wir das nicht, aber für dich ist es das erste Mal und ich glaube, da ist eine Anleitung ganz hilfreich."

„Das Leben sollte mit einer Anleitung kommen", murrte Einar. „Und am besten ein paar Tipps, wie man törichte Wesen erkennt."

Jerelyn ignorierte ihn und schob Cassia die Box zu.
„Darin ist alles, was du brauchst und wie gesagt, eine Anleitung."
Dankbar nahm sie das gute Stück an und öffnete es.

Die Box enthielt lediglich eine Schriftrolle, drei Kerzen, Schwefelhölzer und ein Dolch. Irgendwie hatte Cassia mehr erwartet, ein Artefakt oder ein magisches Schmuckstück.

Sie warf einen Blick in die Schriftrolle.
„Warum muss es immer Blut sein?", fragte sie gequält und schaute den Dolch an.
„Es ist deutlich ästhetischer als Spucke", gab Einar zurück.

Es knackte und Cassia zuckte zusammen. Durch einen Riss in der Tür entdeckte sie erste Flammen. Sie musste sich beeilen.

„Los, los"
„Ja, ich mach ja schon"

Cassia zündete die erste Kerze mit einem Schwefelholz.
„Möge meine Seele die Trennung der Welten überschreiten"
Sie stellte sie direkt vor sich hin und schaute noch einmal in die Anleitung.

Cassia wollte schon nach einem zweiten Schwefelholz greifen, als ihre Hand von einer Pfote weggeschlagen wurde.
„Vermassle es ja nicht", warnte Einar sie.

Gehorsam entzündete sie die zweite Kerze an der ersten.
„Möge mein Körper die Trennung der Zeit überwinden"
Sie stellte die Kerze auf die rechte Seite.
„Nein, links"
Cassia korrigierte ihren Fehler schnell.

Die Tür ging in Flammen auf, während die Jugendliche die letzte Kerze anzündete und den letzten Vers sprach. Die Sprache kannte sie nicht.
Eilig platzierte sie die Kerze rechts und schnappte sich das Messer.

Ein Blick zurück sagte ihr, dass die Tür längst nicht mehr existierte ebenso wie der Stuhl und das Holzkreuz. Das Feuer fraß sich gierig durch alles, was es zufassen bekam.
„Beeil dich, so entwürdigend will ich nicht sterben", motzte Einar von der Seite.

„Hetz mich nicht", meckerte Cassia genervt zurück. Sie machte hier die ganze Arbeit und er hatte nichts Besseres zu tun als sich zu beschweren.

Sie schnitt sich in den Finger und ließ das Blut in der gleichen Reihenfolge in die Kerzen tropfen wie sie sie angezündet hatte.
Die Flammen erloschen sofort und ein großer schwarzer Kreis bildete sich auf dem Boden mit
Cassia im Zentrum. Sie sprang reflexartig auf.

Unsichtbare Hände malten mit Blut — ihrem Blut — ein Muster auf den Boden, das schon bald als Pentagramm zu erkennen war.
„Nun macht schon", feuerte Cassia sie an und drehte sich immer wieder panisch um.

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