Kapitel 7

15 1 1
                                    

Die Wochen vergingen und er sehnte sich endlich danach nach Hogwarts zu kommen. Raus aus seinem neuen Alltag, der ihn anfangs noch gut abgelenkt hatte, aber mit der Zeit drifteten seine Gedanken häufig zu dem Todestag seiner Mutter. Er wollte das nicht mehr. Er wollte sich an die schönen Momente mit seiner Mum erinnern und nicht an den letzten. Aber heute war es endlich so weit. Er würde nach Hogwarts Reisen. Theo erhoffte sich, dass das Internatsleben ihn so sehr einnehmen würde, dass er keine Zeit hatte, an diesen einen furchtbaren Tag zu denken.

Gerade war er dabei alles für die Reise vorzubereiten, als es an der Tür klopfte. Erschrocken zuckte er zusammen.

»Ja?«, fragte er zögernd. Professor McGonagall konnte es nicht sein, da sie sich vor einer Stunde von ihm verabschiedet und ihm sein Ticket in die Hand gedrückt hatte.

»Theodore? Ich bin Molly Weasley und Professor McGonagall bat mich, dich mit zum Bahnhof zu nehmen.«

»Ähm, okay?«, fragte er zögernd, ließ die Tür aber geschlossen.

»Wir warten unten auf dich«, sagte sie und Theo hörte, wie ihre Schritte sich entfernten. Ratlos stand er im Zimmer herum. Wer war diese Person? Und wieso hatte Professor McGonagall nichts davon erwähnt? Er war davon ausgegangen, dass er mit der U-Bahn zum Bahnhof fahren würde. Aber die Frau hatte die Professorin erwähnt, also konnte er ihr wohl vertrauen. Er atmete tief durch und packte schnell seinen Koffer zu Ende. Bevor er ihn aus dem Zimmer schleppte, sah er sich noch einmal um. Trotz der Umstände war der Tropfende Kessel so etwas wie sein Zuhause geworden und ein bisschen wurde ihm schwer ums Herz. Mit einem letzten Ruck zog er den schweren Schrankkoffer über die Türschwelle und ging los in Richtung einer ungewissen Zukunft.
Unten angekommen stand er einer großen Familie gegenüber. Sie alle hatten rote Haare und unterhielten sich.

»Ah, du musst Theo sein?«, sprach ihn eine rundliche, ebenfalls rothaarige Frau an. Er nickte.

»Ich bin Mrs. Weasley und wie ich eben schon sagte, bat mich Professor McGonagall, dich heute mit zum Bahnhof und zum Gleis zu nehmen. Bist du bereit?« Wieder nickte er.

»Also schön. Arthur, sind die Wagen da?« Ein Mann steckte den Kopf zur Tür herein.

»Ja, Molly, wir können dann. Ist der andere Junge auch da?«

»Arthur, er heißt Theo und ja, ist er.« Sie lächelte Theo aufmunternd zu. »Also los, dann alle Mann in die Dienstwagen vom Ministerium«, wies sie ihre Kinder an. Theo fiel auf, dass zwei keine roten Haare hatten und fragte sich, weshalb sie Teil der Gruppe waren. Ob sie, so wie er, auch alleine zum Bahnhof hätten reisen müssen? Aber sie sahen älter aus, also wussten sie wahrscheinlich sowieso, wie sie zum Gleis kamen. Stumm folgte er der Gruppe hinaus. Mr. Weasley hielt sie an sich zu beeilen, aber Theo blieb vor der Autotür stehen. Er fragte sich, wie sie alle in die beiden Autos passen sollten.

»Herzchen, ist etwas?«, sprach ihn Mrs. Weasley liebevoll an.

»Ähm, also-«, stammelte er.

»Los Molly, wir müssen uns beeilen«, rief Mr. Weasley.

»Keine Sorge, es ist Platz für alle, du wirst sehen«, sagte sie und schubste Theo sanft in den Wagen. Drinnen war es erstaunlich geräumig und der Junge staunte.

»Wow«, hauchte er vor Begeisterung.

»Nicht schlecht, oder?«, sagte ein rothaariger Junge. »Ich bin übrigens Ron und das sind Hermine, Harry und Percy. Wir sind in Gryffindor«, stellte er alle vor.

»Theodore, aber sagt gerne Theo«, sagte er schüchtern und blickte anschließend aus dem Fenster. Sie hatten sich bereits in Bewegung gesetzt und kamen ohne einen Stau am Bahnhof Kings Cross an. Schnell stiegen alle aus und er bemerkte, wie Mr. und Mrs. Weasley sich häufig nervöse Blicke zuwarfen und sich umschauten. Sie verluden die Koffer auf Gepäckwagen und schon hasteten sie durch den vollen Bahnhof. Plötzlich blieben sie stehen und Theo krachte fast mit Ron zusammen. Grade so konnte er noch stoppen und sah sich um. Sie standen mitten auf einem Bahnsteig.

»Pass auf, dass du keinen Arm zurücklässt, wenn du durch die Absperrung läufst«, sagte einer der Jungen ernst. Theo sah ihn mit großen Augen an.

»Fred, lass ihn gefälligst in Ruhe«, sagte das einzige rothaarige Mädchen. »Hör nicht auf ihn. Er erzählt dummes Zeug. Du musst einfach nur durch die Mauer da vorne laufen und dann kommst du auf Bahnsteig Neundreiviertel.« Das Mädchen lächelte ihn an und schon rannte sie los. Er hatte nicht mitbekommen, dass Ron und Harry vor ihm bereits weg waren. Irritiert blickte er ihr nach und fürchtete schon, dass sie einfach von der Wand wieder abprallen würde. Kurz bevor sie an der Wand ankam, hielt er die Luft an, aber es geschah nichts. Sir war einfach weg. Mit großen Augen starrte er auf die Stelle, durch die sie verschwunden war.

»Los, Theo. Jetzt du«, sagte Mrs. Weasley und deutete auf die Wand. Nervös blickte er sich um. War das hier nicht super auffällig? Personen, die nach und nach verschwanden? Aber keiner der anderen Reisenden schien Notiz von der großen, bzw. nicht mehr ganz so großen, Gruppe zu nehmen. Theo atmete tief durch und lief auf die Mauer zu. Kurz bevor er ankam, hielt er die Luft an und schloss die Augen, aber der Aufprall blieb aus. Stattdessen fand er sich, als er die Augen wieder geöffnet hatte, auf einem Bahnsteig voller Menschen wieder. Eine rote Dampflok blies unaufhörlich Dampf in den Himmel und über die Köpfe der Menschen. Theo blieb wie angewurzelt stehen, um all die Eindrücke, die auf ihn einprasselten, irgendwie verarbeiten zu können.

»Kommst du?«, fragte ihn das rothaarige Mädchen. Langsam setzte er sich in Bewegung und folgte der Familie. Die ersten fingen schon an, die schweren Koffer in den Zug zu heben und er fragte sich, wieso niemand der Erwachsenen die Koffer klein zauberte.

»Gib mal her, dann helf ich dir, den Koffer in den Zug zu heben«, sagte der Junge, der ihn zuvor noch veräppeln wollte.

»Danke, Fred«, sagte er.

»Fred? Ich bin George, Kumpel«, sagte er und schüttelte lachend den Kopf. Theo sah ihn verwundert an, als ein identisch aussehender Junge an die Zugtür trat. Zwillinge. Theo musste grinsen und stieg in den Zug ein. Das Mädchen folgte ihm.

»Komm, lass uns was suchen. Ich bin übrigens Ginny«, sagte sie freundlich und marschierte los. Theo folgte ihr und warf, genau wie Ginny, einen Blick in jedes Abteil, allerdings fanden sie einfach kein freies.

»Los, hier rein«, sagte sie schließlich. »Hey Luni, wie waren die Ferien?«, fragte Ginny das Mädchen, das schon in dem Abteil gesessen hatte. Sie sah Ginny an und dann fiel ihr Blick auf Theo.

»Oh, ein Freund von dir?«, sagte sie in einer sing sang Stimme.

»Wir haben ihn vom Tropfenden Kessel aus mitgenommen. Ich weiß gar nicht, wieso. Wieso eigentlich, Theo?« Die Frage richtete sie direkt an ihn. Er ging hinter ihr in das Abteil hinein und schloss die Tür, bevor er antwortete.

»Ähm, ich hab sozusagen im Tropfenden Kessel gewohnt, die letzten Wochen-«, fing er an zu erzählen. Theo erzählte den beiden Mädchen, wieso er im Tropfenden Kessel war, aber sparte großzügig seine Erlebnisse im Krankenhaus aus. Sie unterhielten sich eine Weile, bis der Zug plötzlich anhielt.


WolfsblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt