Kapitel 24 - Bitter Sweet Confessions

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Er hielt ein Bierglas in der Hand und unterhielt sich mit Jamie. Verstohlen beobachtete ich ihn, registrierte seine breiten Schultern, die unter dem schlichten, weißen T-Shirt besonders gut zur Geltung kamen. Eine Haarsträhne fiel ihm in die Stirn, als er sich ein wenig vorbeugte, wohl um Jamie besser verstehen zu können.

Ich knirschte mit den Zähnen ohne es zu merken.

Chase Blick begegnete meinem im selben Moment, in dem Levy seinen Arm um mich legte und fragte, was ich von einem gemeinsamen Trip nach Las Vegas mit Vic und Kimberly halten würde.

„Tolle Idee", rief ich aus, wobei mein Tonfall in etwa genauso viel Begeisterung beinhaltete, wie der Gesichtsausdruck von Kimberly.

Als ich erneut zu Chase herüber sah, drehte er mir den Rücken zu. Sofort krampfte mein Magen. Es fühlte sich an, als hätte ich die Eiswürfel aus meiner Cola im Ganzen geschluckt.

Mia, die gerade mit einem großen Glas Weißwein von einem der Stände zurückkam, entdeckte mich und winkte enthusiastisch. Ich winkte zurück.

„Ach, ich wusste gar nicht, dass Mia auch hier ist", stellte Levy fest.

Ich nickte nur.

„Mit einem Haufen komischer Typen", fügte er hinzu, und ich hörte einen gehässigen Unterton in seiner Stimme mitschwingen.

Eine Weile beobachtete ich Levy, wie er sich mit Vic unterhielt und dabei viel gelöster wirkte als bei unseren Gesprächen. Ich sah zu, wie er auf eine Äußerung Kimberlys mit einem freundlichen Lächeln reagierte und etwas erwiderte, das klang wie: „Wirklich toll, wie Du das angehst."

Wann hatte er etwas Ähnliches zuletzt zu mir gesagt?

Gerade als ich einen Versuch starten wollte, mich an der Unterhaltung zu beteiligen, warf Levy einen Blick auf seine Armbanduhr. Dann wandte er sich an mich.

„Ich werde nicht mehr so lange bleiben, weil ich noch ein paar Sachen erledigen muss, die unter der Woche einfach liegengeblieben sind. Kommst du mit nach Hause?"

Ach, du, wenn du mich so fragst...

„Jetzt schon? Ich würde vielleicht noch bleiben, aber nur, wenn du mich nicht brauchst", antwortete ich diplomatisch.

Levy zog die rechte Augenbraue hoch.

„Brauchen? Also ich brauche dich nicht dabei, aber ich freue mich natürlich, wenn wir gemeinsam fahren."

„Ist schon gut. Bestimmt kann Mia mich mitnehmen. Dann hast du Ruhe."

Er nickte zustimmend, hob sein noch halb volles Weinglas und sagte:

„Aber ich trinke das hier noch aus."

Mit einem Gesichtsausdruck, den man nur als verklärt bezeichnen konnte, fragte Vic nach Levys Meinung zu Windows 95 und den sich dadurch ergebenden Möglichkeiten. Ich schaffte es nicht länger, mich zum Zuhören zu motivieren.

Stattdessen durchsuchte ich die Menge der Feiernden nach Chase. Drehte er mir noch immer den Rücken zu? Wo war er überhaupt? Ich konnte ihn nirgends entdecken. Alle anderen standen noch an der selben Stelle wie einige Minuten zuvor.

Ich verspürte eine leichte Panik in mir aufsteigen. Hatte er am Ende das Fest verlassen? Unwillkürlich stellte ich mich auf die Zehenspitzen. Das konnte doch jetzt nicht sein.

Und dann sah ich ihn. Er saß etwas abseits von seinen Freunden auf der kleinen Steinmauer, die die Promenade vom Strandzugang abgrenzte, und rauchte. Außerdem beobachtete er mich. Was bedeutete, er musste meine körperlichen Anstrengungen bei der Späh-Aktion bemerkt haben.

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