Kapitel 12 - Die Hochzeitsfeier, auf der ich eigentlich nicht eingeladen war

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Ich tappte mit nackten Füßen und nur mit Slip und meinem weiten Levi's-Shirt bekleidet ins Badezimmer. Wie sehr es mich nervte, wenn meine schmerzende Blase mir den Schlaf raubte und mich zwang, das warme, behagliche Bett zu verlassen. Im Halbschlaf wankte ich auf die Toilette zu, wollte gerade den Deckel anheben, als ich erneut einen großen schwarzen Umriss auf dem Rand der Badewanne bemerkte.

Der Schreck fuhr mir schmerzhaft in die Glieder. Entsetzen schwappte über mich wie eine eiskalte, dunkle Welle. Ich riss die Augen auf und fokussierte den Fleck, der auf dem leuchtenden Weiß der Fliesen wie ein verhöhnendes Schandmal wirkte.

Bitte nicht!

Vor mir saß eine voluminöse Spinne, mit schwarzen, behaarten Beinen und einem bräunlich grauen Körper.

Als habe sie meinen Blick bemerkte, richtete sie sich plötzlich auf ihren vier Hinterbeinen fast senkrecht auf. Deutlich erkannte ich die spitzen, dolchartigen Beißwerkzeuge und die rötlichen Markierungen auf ihrem behaarten Leib. Das Tier begann nun, in einer einzigen bösartigen Drohgebärde, seinen Körper vor und zurück zu bewegen. Es tanzte! Es vollführte einen wiegenden, sanften, grausamen Todestanz.

Ich öffnete den Mund, um zu schreien. Doch es kam nur ein erbärmliches Krächzen heraus.

Und dann erwachte ich.

Ein Stöhnen entwich meiner rauen Kehle. Ich musste während des Albtraums verzweifelt versucht haben zu schreien, denn mein Rachen fühlte sich furchtbar trocken und heiser an.

Auf meiner Stirn stand der Schweiß, mit meinen Fingerkuppen konnte ich die kühle Feuchtigkeit zwischen den Haarwurzeln ertasten.

Gott, war dieser Traum realistisch gewesen.

An Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Seufzend schob ich die Decke zur Seite und quälte mich aus dem Bett.

Mit einem Kaffee bewaffnet, setzte ich mich ans Telefon und wählte Mias Nummer.

„Guten Morgen, du Frühaufsteher", begrüßte sie mich vorwurfsvoll.

Ich verkniff es mir, ihr von meinem Spinnentraum zu erzählen. Stattdessen fragte ich:

„Wie ist das denn heute Abend geplant?"

„Wir werden um 20:00 Uhr in den Tennisclub fahren, komm doch einfach zu uns, dann können wir zusammen hin."

Meine Blicke schweiften kurz durch den Wohnungsflur, glitten über meine Reitstiefeln, die ich natürlich nicht auf den Balkon verbannt hatte und blieben schließlich an den Chucks hängen, an denen noch immer der Sand von gestern Abend klebte.

Wollte ich wirklich heute auf diese Feier, für die ich keine Einladung hatte?

„Ava, wieso sagst du nichts?"

„Sorry, ich habe gerade überlegt, ob ich da so einfach auftauchen kann. Ich habe keine Einladung, ich kenne diesen Robbie nicht und auch nicht die Braut", überlegte ich laut.

„Der Club ist ziemlich groß! Da fällt es nicht auf, ob einer mehr oder weniger kommt. Und Chase versteht sich gut mit Robbie, das geht sicher in Ordnung. Jeremiah meint übrigens auch, dass du problemlos einfach mitkommen kannst. Und ich wäre echt froh, wenn ich dich dabei hätte."

Ihre Worte klangen verlockend, zumal sie mit der Vorstellung konkurrierten, den Abend alleine zu verbringen.

Eine Sache ließ mich dennoch zögern, hatte mich zutiefst verunsichert und, auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, verletzt.

„Chase hat doch sicher schon ein neues Objekt seiner Begierde gefunden", sagte ich böse, „bestimmt hat er Claire gestern auch noch eingeladen.

Ein glucksendes Geräusch drang aus dem Hörer.
„Du bist wirklich einmalig Ava, warum lässt du dir nur immer gleich die Butter vom Brot nehmen? Er hat dich gefragt! Und zwar nachdem sie ihren Eroberungsangriff gestartet ist oder?"

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