Kapitel 2 ● Wellen der Veränderung ●

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Kapitel 2

Akari

Am nächsten Tag legte das Schiff tatsächlich ab und die erste Nacht, die ich in meiner Kabine verbracht hatte, war eine Qual. Die Aufregung in mir wuchs stetig an, seitdem ich das Schiff betreten hatte.

Die Gerüchte über die Verbannung des Prinzen hatten sich damals wie ein Flächenbrand verbreitet, aber Genaueres blieb im Nebel der Ungewissheit verborgen. Bekannt war nur, dass sein Vater ihm die Narbe zugefügt hatte und Zuko verbannt wurde. So wusste aber zum Beispiel niemand genau, wo er sich seit der Verbannung aufhielt. Meine Vermutung war immer, dass er sich in eines der Ferienhäuser der Familie zurückgezogen hatte. Dort Zuflucht gesucht hatte.

Was immer noch nicht ausgeschlossen war, denn natürlich hat mir niemand gesagt, wo wir hinsegelten. Dabei war das meine erste Fahrt mit einem Schiff. Und niemals hätte ich damit gerechnet mit zwei aus der Familie des Feuerlords gemeinsam auf einem zu reisen. Das machte die Aufregung nicht unbedingt besser und zu wissen was unser Ziel ist oder wie lange wir unterwegs sein würden, hätte mir vielleicht geholfen.

Aber die fehlende Kommunikation seitens der Mannschaft trug nur dazu bei, mein Unbehagen zu verstärken. Kein Wort wurde mit mir gewechselt, seitdem der Prinz das letzte Mal diesen Raum betreten hatte. Sogar die Wachen, die mir regelmäßig Essen brachten, schwiegen wie Gräber. Ein Gefühl der Isolation umhüllte mich und machte etwas mit mir.  Als würde das Zimmer jede Minute schrumpfen. Ich fühlte mich krank. Nur konnte ich nicht mehr unterscheiden ob es der Körper oder mein Kopf war.

Inmitten dieser beklemmenden Stille blieb das Essen auf meinem Teller unberührt, denn selbst der Gedanke daran erzeugte ein flaues Gefühl in meinem Magen. Außerdem traute ich den Wachen aus der Hauptstadt nicht, die nun doch mit uns mitgekommen waren. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten sie einfach wieder dorthin zurückkehren können. Ich wurde auch das Gefühl nicht los, dass sie mich auf dem Kieker hatten. Deswegen rührte ich das Essen erst recht nicht an. Trotzdem fühlte sich mein Magen an, als hätte ich es getan.

Nach einiger Zeit hatte sich ein zäher Klumpen aus Unbehagen in meiner Magengegend niedergelassen, und meine Gedanken kreisten unermüdlich um die quälende Frage nach dem Prinz und seinem Schicksal, das nun unweigerlich mit meinem verknüpft war. Doch während ich in meinen Grübeleien gefangen war, begann sich ein unangenehmes Flattern in meinem Inneren auszubreiten, das von einem leichten Schwindelgefühl begleitet wurde. Meinem verwirrten Verstand entglitt langsam die Kontrolle, und ich spürte, wie sich kalter Schweiß auf meiner Haut bildete, der meinen ganzen Körper zum Zittern brachte. Langsam rollte ich mich auf dem Bett zusammen und wollte einfach nur noch, dass es aufhörte.


Zuko

Es war schon später Abend, als die Wache mir mitteilte, dass unsere Gefangene anscheinend den Hungerstreik weiterhin durchzogen. Die Nachricht, dass Akari nichts gegessen hatte, hatte mich umgehend alarmiert. Seitdem sie hier war, hatte sie noch rein gar nichts zu sich genommen. Wie trotzig konnte man sein?!
 Mit schnellen Schritten machte ich mich auf den Weg zu ihrer Kabine. Als ich die Tür öffnete, war mein erster Impuls, sie anzuschreien. Aber als ich sie vor mir sah, blieb mir abrupt die Luft weg. Akari sah blass und erschöpft aus, ihre Augen waren von Übelkeit gezeichnet. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als mir klar wurde, dass sie anscheinend seekrank war.
Warum hat sie nichts gesagt, verdammt?!

Als sie mich endlich bemerkte, stand sie langsam vom Bett auf. Das Verbeugen fiel ihr sichtlich schwer und sie hielt sich mit der Hand die Stirn, als hätte sie starke Kopfschmerzen.

"Du siehst nicht gut aus", teilte ich ihr meine Feststellung mit, die Stirn dabei besorgt gerunzelt.
"Oh, du weißt, was Frauen hören wollen", erwiderte sie ironisch, aber ihr Grinsen war schwach und gequält.
"Fang nicht so an..." versuchte ich ihren sarkastischen Kommentar zu ignorieren und trat näher. "Was ist los? Warum hast du nichts gegessen?"
"Mir- ... mir gehts nicht so gut", gestand sie schließlich leise. Diese Tatsache war ihr wohl unangenehm.
"Seekrank vielleicht?" Ich runzelte die Stirn erneut, kam näher und betrachtete sie genauer. "Ich bin es nicht gewohnt, auf einem Schiff zu sein... Eigentlich war ich noch nie auf einem Schiff. ", nuschelte sie. "Warum hast du das nicht gesagt?", zischte ich und fuhr mir übers Gesicht und versuchte zu überlegen, was ich tun konnte.
"Bisher hat ein gewisser jemand nicht den Eindruck gemacht, ihm wäre mein Wohlergehen wichtig", murmelte sie und senkte den Blick.

Captured: Zuko x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt