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Erschöpft lasse ich mich auf die Couch sinken.

So sehr ich meine Kollegen, meine zweite Familie, auch mag, bin ich jetzt einfach nur froh, endlich alleine zu sein. Mir geht es nicht gut, schon lange nicht, doch das würde ich vor ihnen niemals zugeben. Keiner von ihnen soll mich für schwach halten oder glauben, dass ich dem Druck der ständigen Missionen nicht gewachsen bin. Denn das bin ich... Oder nicht?

Ein kleines Seufzen entweicht mir und ich ziehe die Knie eng an die Brust.

Eigentlich wollte ich mir ein, zwei Folgen meiner Lieblingsserie anschauen, doch gerade erscheint mir die Distanz zur Fernbedienung unfassbar weit, weshalb ich einfach die Stille genieße...

Bis die Fernbedienung langsam vom Schrank in meinen Schoß schwebt.

Erschrocken zucke ich zusammen, Telekinese gehört eigentlich nicht zu meinen Fähigkeiten...

Als sich dann auch noch die Decke bewegt, bin ich mir sicher, dass ich nicht mehr alleine bin.

"Wanda?" Frage ich unsicher, doch das heisere Lachen, das auf einmal den Raum erfüllt, gehört nicht zu ihr...

Sondern zu Loki.

In den letzten Monaten geht er im Tower ein und aus- und auch, wenn Tony sich anfangs darüber beschwert hat, nimmt er es jetzt einfach nur noch... Zur Kenntnis.

Ändern kann er es sowieso nicht.

Schnell richte ich mich auf und zwinge mir ein Lächeln ins Gesicht.

"Ich wusste gar nicht, dass du hier bist."

"Bin ich auch noch nicht lange. Aber lass dich von mir nicht stören, ich ziehe mich gleich in meine Räume zurück." Seine Stimme ist ruhig, beinahe entspannt. "Du brauchst etwas Zeit für dich, das merke ich. Ich wollte nur sichergehen, dass du nicht frierst, du sahst so erschöpft aus. Sonst wäre ich direkt hochgegangen."

"Musst du nicht, du kannst gern bleiben." Ich richte mich noch etwas auf, doch Loki winkt ab.

"Ich möchte dich nicht stören, du bist selten genug allein."

"Du störst nicht. Tust du nie." Entweicht es mir, noch bevor ich darüber nachdenken kann. Aber es stimmt.

Auch, wenn wir Anfangs unsere Differenzen hatten, empfinde ich Lokis Gesellschaft schon lange nicht mehr als unangenehm. Im Gegenteil.

Seitdem Loki die Seiten gewechselt hat, haben wir immer wieder Zeit miteinander verbracht und ich durfte den wahren Loki kennenlernen. Den, den er unter all den Schichten Sarkasmus, Zynismus und Ablehnung verborgen hat.

"Ich würde mich freuen, wenn du bei mir bleibst." Konkretisiere ich es jetzt noch einmal - und das Lächeln auf Lokis Gesicht wird ein wenig breiter.

"Wenn das so ist..." Er durchquert den Raum und setzt sich zu mir auf die Couch.

"Was schauen wir?"

"Ich hatte an meine Lieblingsserie gedacht."

Bei jedem anderen hätte ich erklären müssen, welche Serie ich am meisten liebe, doch bei Loki... Weiß ich, dass er es sich gemerkt hat. Nicht, weil er müsste, sondern weil es seine Art ist. Loki merkt sich alles, egal, wie unwichtig es sein mag. Das ist ein weiterer Grund, warum ich mich in seiner Gegenwart so wohl fühle.

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