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Sara hatte das Spiel der Minnesota Wilds nicht genießen können. Stattdessen hatten sich ihre Fingernägel in ihre Handballen gebohrt und sie hatte sich die Innenseite ihrer Wange blutig gebissen. Seitdem Mathias' Name gefallen war, hatte sie ihre Augen nicht mehr von ihrem Ex-Freund nehmen können. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie ihn nie wiedersehen würde. Hatte er vor etwas weniger wie vier Jahre die Universität so plötzlich verlassen – ohne ein Wort zu sagen wohin er ging oder warum er gehen musste. An einem Tag war er noch da, sie hatten sich geliebt und am Nächsten war er weg. Einfach so, ohne irgendetwas zu sagen. Kein Zettel, keine Nachricht, kein Anruf.

Sie hatte das Spiel über zwar mit den Wilds mitgefiebert, aber viel mehr, weil sie Angst hatte, dass Mati bei jedem Rempler der Gegner auf dem Eis zusammenbrechen würde. Als er das erste Tor des Abends geschossen hatte, hatte er siegessicher seine Runde auf dem Eis gedreht. Sein Stock hoch erhoben, ein breites Grinsen in seinem Gesicht und seine Haare flatterten im Fahrtwind. Es hatte nur noch gefehlt, dass er ihren Blick aufgefangen hätte, so wie damals, und dann auf sie gezeigt hätte. So wie er es während des Studiums auch immer gemacht hatte. Sie hatte kein Spiel von ihm verpasst.

Umso erleichterter war sie, als sie in den VIP-Bereich von Dales Club gelassen wurden. Jack saß alleine mit Dale, dem ehemaligen Torwart der Universität auf einem der Samtsofas und weit und breit war nichts von Mati zu sehen. Also begrüßten Lucy und sie die Jungs. Sie fingen zum Lachen an, als Lucy theatralisch ihre Hände in die Luft geworfen hatte und davon erzählte, dass der Türsteher sie erst nicht reinlassen hatte wollen.

„Es tut mir echt leid, dass wir schon gehen müssen", sagte Lucy, hängte sich an Saras Seite und lächelte Jack und Dale entschuldigend an, „Ich muss morgen früh raus. Man sieht sich."

Sie drückten sowohl Jack als auch Dale in eine innige Umarmung, ehe sie sich umdrehten und aus dem Club gehen wollten. Doch Sara blieb in Mitten ihrer Bewegung stehen, als sie einen Mann erkannte, welcher direkt vor dem Booth stand und sie mit leicht geöffneten Mund anstarrte.

Sara schluckte schwer. Ihr blondes Haar rutschte ihr über die Schulter und sie richtete sich erschrocken auf. Mati stand direkt vor ihr. Sein betörender Duft von Pfefferminze, Zimt und Leder drang zu ihr hinüber und seine muskulöse Statur nahm fast den ganzen Ausgang des Booths ein. Sein Adamsapfel sprang auf und ab, als er schluckte.

„Sara", sagte er mit seinem leichten Akzent, den sie sonst immer so geliebt hatte.

Eine Gänsehaut bildete sich auf ihrem Körper. Mati hatte seinen Kopf etwas schief gelegt, seinen rechten Mundwinkel hochgezogen und sah sie so intensiv an, dass seine blauen Augen funkelten. Nervös fuhr er sich durch seine haselnussbraunen Haare, ehe er seine Handflächen an seiner Jeans abwischte.

„Wie geht es dir?", fragte er.

Sara antwortete nicht. Stattdessen starrte sie ihn fassungslos und mit leicht geöffneten Mund an. Sie schüttelte sich, trat zwei große Schritte nach vorn und wollte sich wortlos an ihm vorbeidrücken, als seine große Hand, sie sanft, aber bestimmend am Handgelenk festhielt.

„Bitte bleib."

Sara biss sich auf die Innenseite der Wange, blickte einen Moment stur geradeaus, ehe sie sich ruckartig zu ihm umdrehte, ihm ihre Hand entriss und ihn wütend anfunkelte: „Ich bin geblieben. Du bist derjenige gewesen, der damals ging."

Marigold DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt