Marigold Desire

02.

Mathias hatte vier verpasste Anrufe auf seinem Handy, als er nach einem anstrengenden Training mit seinem Eishockey-Team aus dem Duschraum gekommen war. Mati hatte die Luft angehalten und seinen Agenten sofort zurückgerufen. In der Umkleide war es gespenstisch still geworden, als er angefangen hatte zu telefonieren. Jeder in seiner Mannschaft wusste, welcher Tag war – das Ende der Transferperiode der NHL. Mati hatte einen Luftsprung gemacht, als sein Agent ihm gesagt hatte, dass die Minnesota Wilds ihn im Team haben wollten. Und als er aufgelegt hatte, war ihm sein Team um den Hals gefallen.

Schnell hatte er sich von seinen Teamkameraden verabschiedet, ebenso von seinem Trainer, der ihn überhaupt erst so weit gebracht hatte. Danach war er nach Hause gefahren, hatte einige Sachen gepackt und sich von seiner Familie verabschiedet.

Wenige Stunden später war er im Flugzeug gesessen und hatte nicht glauben können, dass er es in die NHL geschafft hatte. Erst als der Wirbel etwas nachgelassen hatte und er holländischen Boden unter den Füßen gehabt hatte, hatte er die Zeit dafür gehabt, durch sein Handy zu scrollen.

Doch nun, als er in der Lounge des Flughafens saß und eine Erinnerung auf seinem Handydisplay aufpoppte, zog sich sein Herz zusammen, nur um dann doppelt so schnell weiter zu schlagen. Vor vier Jahren war der Parkplatz der Universität von Michigan in den schönsten Farben des Sonnenuntergangs getaucht gewesen. Und neben ihm und zwei Burgern war die bezauberndste Frau gesessen, die er je kennengelernt hatte.

Er hatte Michigan vor vier Jahren genauso überstürzt verlassen, wie er heute seine Heimat verlassen hatte. Doch damals hatte er es nicht geschafft, sich von ihr zu verabschieden. Vielleicht lag ihm genau deshalb so viel daran, dass er sich heute von allen wichtigen Personen der letzten Jahre verabschiedet hatte. Weil er es damals nicht geschafft hatte.

Mathias seufzte leise und sank etwas in seinem Stuhl hinunter. Noch zwei Stunden würde er festen Boden unter den Füßen haben, ehe er für mehr als zehn Stunden in der Luft sein würde. Doch jede Minute, die verstrich, brachte mehr Aufregung mit sich.

Ihm war bewusst, dass er am letzten Tag der Transferperiode gekauft worden war. Es war ein taktischer Zug gewesen, um die Wilds näher an die Play-offs zu bringen. Viele der großen Vereine warteten den letzten Tag ab, um die besten Spieler zu kaufen oder zu verkaufen. Meist bekamen die Spieler nichts von den Geschäften mit und erhielten nur den Anruf, dass sie am nächsten Tag in einem anderen Teil des Landes erwartet wurden. Es war schwierig sich mit einem neuen Team einzuspielen, und es war noch schwieriger die Erwartungen zu erfüllen. Doch das war der Kick der Club Bosse, die Millionen Dollar hin und her schoben. Mati hatte sich mit diesem System schnell abgefunden. Es brachte nichts, sich über etwas aufzuregen, wenn man nichts daran ändern konnte.

Ein kleiner Funken an Hoffnung keimte jedoch in seinem Herzen auf. Jeden Meter, den er mehr zurücklegte, war er näher an ihr. Näher ander Veterinärmedizinstudentin, von welcher er sich nicht hatte verabschiedenkönnen.