Marigold Desire

08.

Er hatte es gewusst. Mati hatte tief in seinem Inneren gewusst, dass sie genauso reagieren würde, wenn sie sich wieder gegenüberstehen würden. All die Hoffnungen, die er sich gemacht hatte, waren wie Seifenblasen zerplatzt, als sie ihn verbittert und wütend angeschaut hatte.

In dieser Nacht war an Schlaf nicht zu denken. Mati hatte es versucht. Doch nach stundenlangem Hin und Her wälzen, seinen schmerzenden Muskeln vom Spiel und dem Tinnitus vom Club konnte er nicht anders und war vor seinem Handydisplay gelandet.

Es waren wenige Klicks im Netz gewesen, als er alles herausgefunden hatte, was sie die letzten Jahre über getrieben hatte.

Sie führte zusammen mit ihren jüngeren Brüdern eine Tierarztpraxis südlich von Minneapolis. So wie sie es ihm immer vorgeschwärmt hatte, wenn sie über ihre – gemeinsame – Zukunft gesprochen hatten. Auf dem Bild der Website hatte sie ein Lamm auf ihrem Arm und strahlte in die Kamera.

Ein Suchergebnis unterhalb des Tierarztpraxis wurde die Website des örtlichen Eishockey-Vereins angezeigt. Sie war nach ihrem Studium ehrenamtliche Trainerin der Kleinschüler geworden. Auch hier strahlte sie in die Kamera, den Stick locker auf ihren Schultern balancierend, während ihre blonden Haare in alle Richtungen abstanden und ihre Wangen gerötet waren.

Nochmals eine Seite darunter, die Seite der örtlichen Gemeinde, war ein Artikel über sie erschienen. Sie war vor zwei Jahren als Tierärztin des Jahres von der Tierärztlichen Vereinigung von Michigan ausgezeichnet worden. Abermals lächelte sie breit in die Kamera und hielt den Preis in ihren Händen.

Am Rand der Gemeindeseite konnte man die kommenden Veranstaltungen sehen. Ende des Monats war ein Skijöring-Event angesetzt. Mati scrollte durch die Videos und glich anschließend den Tag des Events mit seinem Spielkalender ab. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er erkannte, dass sie an diesem Tag kein Spiel hatten und ein Ruhetag für sie eingeplant war. Somit kein Training und keine Reise durch die Staaten.

Mati war sich sicher, dass Sara dort sein würde. Er grinste siegessicher.

Er wusste, dass er sich hätte melden müssen, als er zurück nach Finnland geflogen war. Doch die erste Woche war so turbulent und voller Sorgen gewesen, dass er keinen Nerv gehabt hatte, auf sein Handy zu blicken. Er hatte sich nicht vom Coach und nicht von seinen anderen Teamkameraden verabschiedet. Stattdessen hatte er seine Sachen gepackt und war zum Flughafen gefahren, ehe er im ersten Flieger zurück nach Helsinki gesessen war.

Erst eine Woche später hatte er auf sein Handy geblickt und die zahlreichen Nachrichten von Sara gelesen. Anfangs waren sie noch besorgt gewesen, doch dann waren sie immer wütender geworden. Bis sie ihn schließlich blockiert hatte. Auf allen sozialen Medien. Er hatte keinen Kontakt mehr mit ihr aufnehmen können. Sie hatte noch nicht mal Jack anhören wollen, als dieser versucht hatte, ihr alles zu erklären. Jack hatte ihm erzählt, dass sie sich einfach umgedreht hatte und weggegangen war.

Er musste so selbstbewusst wie nur irgendwie möglich an dieses Skijöring-Event ran gehen, damit sie sich wenigstens seine Entschuldigung anhörte. Sie musste ihm ja nicht sofort vergeben, doch er wollte dieses riesige Missverständnis endlich aus der Welt schaffen. Koste es, was es wolle.