der ( kleine ) Ballsaal

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Regulus schlief bis acht Uhr und zog sich seine etwas bequemere Hauskleidung an. Das Essen verlief überraschend ruhig, vielleicht weil Sirius nicht da war.

Sie hatten etliche Speisen auf dem Tisch stehen, doch er wusste, sobald er mehr als einen Löffel von drei Speisen nahm, würde seine Mutter ihn als gefräßig beleidigen, also lief er zur Hälfte noch immer hungrig zurück zu seinem Zimmer.

Das war zumindest sein Plan gewesen.

Eine alte lila Tür ließ ihn anhalten. Er hatte Lila schon immer dem tristen Grau bevorzugt, aber das war nicht angemessen für einen stattlichen jungen Mann.

Er öffnete die alte Tür und trat hinein. Sie schloss sich mit einem knarrenden Geräusch und erschreckte ihn leicht.

"Tut mir leid, mein Prinz", hörte er eine nette Stimme. Er zuckte zusammen und sah sich mit brennenden Augen im Raum um.

"Wer ist da? Zeig dich!", schrie er.

"Hey, hey, ganz ruhig, willst du etwa, dass sie uns finden?", fragte die Stimme, und ein leichtes blaues Licht erhellte den Raum.

"Du, du leuchtest", flüsterte er und versuchte durch den Fremden hindurchzutasten.

"Hey, nicht übergreiflich werden", der Lichtjunge schwebte zurück.

"Wer oder was bist du?", fragte Regulus verwirrt, doch bewunderte er ihn irgendwie.

"Ich bin James, James Potter genauer gesagt, und ich bin ein Mensch, zumindest war ich das mal. Jetzt bin ich tot, aber immer noch charmant, nicht wahr, kleiner Prinz?", lächelte James strahlend.

"Warum nennst du mich so?", fragte Regulus.

"Wie denn, Kleiner Prinz?", fragte James und kam Regulus näher.

"Kleiner Prinz", hauchte Regulus. James war nun nur Zentimeter von ihm entfernt. "Was tust du da?", fragte er zögernd.

"Du bist hübsch. Außerdem ist das hier ein Schloss, und du, Gott, du kannst keine Dienstmark sein. Dein Haar ist zu glänzend, dein Akzent zu französisch und deine Augen zu schön. Du musst ein Prinz sein, und dazu noch, bist du ziemlich klein. Also, bist du ein kleiner Prinz, nicht wahr?", fragte er und drehte eine von Regulus' Locken um seinen Finger.

"Du bist also tot?", fragte Regulus erstaunt.

"Das ist alles, was du mitbekommen hast?", grinste der Fremde warm und herzlich. Regulus wusste, dass er hübsch war; es gab unzählige Gemälde, Skulpturen und Gedichte, die das bewiesen, doch was würde es ausmachen, wenn er der schönste Mann der Welt wäre? Selbst dann könnte er nicht mit denjenigen zusammen sein, die er liebte.

"Es ist das Einzige, was mich interessieren darf", entgegnete er und versuchte, James nicht zu sehr anzustarren, was kaum möglich war. Er war pures Licht, hatte lockeres Haar, glühende Augen und trug eine Bluse mit vornehmen Hosen. Er war mindestens ebenso schön.

"Dich darf interessieren, was du willst. Nur unsere Herzen sollten uns leiten, Kleiner Prinz. Was möchtest du? Warum bist du hier bei den kalten Menschen? Du bist so warm", schwärmte James.

"Es sind meine Eltern. Woher kommst du, dass du so über die Liebe sprechen kannst?", fragte Regulus. Er fühlte sich seltsam sicher in der Anwesenheit des Geistes, vielleicht, nein, ganz bestimmt, war es ein Traum, der schönste, den er je hatte.

"Von überall, schätze ich. Meine Eltern. Sie reisen - reisten viel, früher, vor Jahrzehnten", er sah nun traurig hinab.

"Sie waren gute Menschen? Deine Eltern?", fragte Regulus. Wenn dies ein Traum war, könnte er ihn auch ausleben.

"Oh ja, die besten, Kleiner Prinz", lächelte James sanft.

"Das ist schön", lächelte Regulus sanft. Er versuchte, seine Trauer zu verstecken.

"Wo sind wir hier überhaupt? Und warum bist du tot?", fragte er vorsichtig.

"Oh, so viele Fragen, Kleiner Prinz. Also, die erste gefällt mir. Wir sind im kleinen Ballsaal. Kannst du tanzen?", fragte James herausfordernd.

"Natürlich kann ich das", erklärte Regulus leicht beleidigt.

"Beweis es mir", bot James an und hielt ihm seine Hand entgegen.

"Ich, nein, du bist keine Frau, das wäre lächerlich und obszön", fiel Regulus über seine Worte.

"Ein Tanz für eine Antwort", lächelte James.

Regulus ergriff seine Hand.
Sie tanzten.

"Du kannst also wirklich tanzen, Kleiner Prinz", staunte James verträumt.

"Du hast mir Antworten versprochen", entgegnete Regulus und versuchte, die Röte aus seinen Wangen zu vertreiben.

"Gut, gut", lächelte James laut.

Es war seltsam, mit einem Geist zu tanzen. Es war ein Gefühl wie auf einer Wolke, als würde die Sonne ihm direkt ins Gesicht strahlen, aber vielleicht war das auch nur James.

"Ich bin erstochen worden", erklärte James und räusperte sich.

"Warum?", fragte Regulus vorsichtig.

"Ein Hinterhalt, aus inneren Kreisen. Mein engster Freund, Peter von Pettigrew, ein Lord aus dem fernen Osten, wollte meine Position übernehmen und versuchte, sich diese so zu nehmen", lächelte James traurig. Er hielt Regulus' Taille in einer Hand.

"Er war dein engster Freund?", fragte Regulus traurig.

"Das war er", bestätigte James.

"Was war deine Position?", fragte Regulus.

James' Mundwinkel zuckten. "Ich war der Prinz. Ich bin hier, weil ich meine Pflicht noch immer nicht erfüllt habe. Ich kann erst dann Frieden finden. Ich warte schon eine lange Zeit, bis ich bereit bin", erklärte James aufrichtig und sah zu Boden.

"Was ist deine Pflicht?", fragte Regulus.

James blickte auf. "Das weiß ich selbst nicht", erklärte er.

"Ich werde dir helfen" Hörte er die Worte aus seinem Mund Sprudeln dich bevor er sie zurück nehmen konnte sah er das hoffnungsvolle Lächeln auf James Gesicht.

" danke, kleiner Prinz."

Bring me back to life (or die with me)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt