Duskwood - Schatten des Waldes

11. Kapitel

Mona hatte fast die Hälfte aller Bilder bearbeitet, als auf ihrem Handy eine Meldung aus Hannahs Cloud erschien. Es war das Bild einer Katze, die ihrem Kater erstaunlich ähnlich sah.
Ein relevanter Fund für den Hacker? Das sollte er entscheiden. Mona leitete das Bild weiter.
Ihr Blick wanderte zum Fenster. Ihr fehlte die Energie weiterzuarbeiten und das Regenwetter trug nicht gerade zur Besserung ihrer Stimmung bei.
Zack hatte sich noch nicht einmal bei ihr gemeldet. Sie hatte Hunger und hätte ihn gerne gefragt, ob sie zum Abendessen beim Asiaten bestellen wollten. Aber eigentlich hoffte sie, dass er sich zuerst melden würde. Nur einmal.

Stattdessen schrieb der Hacker ihr.

Entschuldige dass ich mich erst jetzt wieder melde

Was hätte Mona dafür gegeben, diese Nachricht von Zack zu bekommen.

Ich werde versuchen einige Informationen über diese Bilder herauszubekommen.

Was zum Beispiel?

Metadaten: Wo wurden diese Bilder aufgenommen, wann hat Hannah sie in ihre Cloud geladen...
Umso mehr ich weiß, umso besser.

Gib mir ein wenig Zeit dafür.

Was bleibt mir auch anderes übrig, dachte Mona und erwartet, dass er direkt wieder verschwinden würde. Stattdessen schickte er ihr eine Handynummer.

Das ist Dans Nummer

Die Polizei hat ihre Augen auf Thomas gerichtet.
Du solltest deine auf jemand anderen richten.

Und schon war er wieder verschwunden.
Dan war gestern im Gruppenchat nicht besonders gut auf die gesamte Situation zu sprechen gewesen. Und auch nicht auf Mona. Ihr fiel kein cleverer Start für eine Konversation ein, also schrieb Mona einfach

Hallo

Oh ne
Ne ne ne

Gut, das ging schon mal nach hinten los.

Du lässt mich in Ruhe!

Davon würde sie dem Hacker sicher nichts erzählen. Oder konnte er ihre Chats vielleicht sogar mitlesen? Wenn ja, dann reagierte er jedenfalls nicht auf ihren missglückten Versuch.
Monas Handy klingelte. Eine unterdrückte Nummer rief sie an. Manchmal war das Zack und Monas Herz machte einen kleinen, hoffnungsvollen Hüpfer.
Doch das war nicht Zacks Stimme. 

Hast du Angst?

Ich kann dich sehen!

Misch dich nicht in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen!

Monas Puls raste. Ehe sie wusste, was sie sagen sollte, hatte der Anrufer wieder aufgelegt. Ihre Hände zitterten. Er kann mich nicht sehen, er kann mich nicht sehen, rief Mona sich immer wieder ins Gedächtnis.

Es war der Schlüssel im Schloss, der Mona wie schon am Vortag aufschrecken ließ. Die Anspannung ließ sie aufspringen. Sie warf sich Zack in die Arme und vergrub ihr Gesicht in seiner regennassen Jacke.
"Na nu, warum so stürmisch?", fragte er und lachte leise.
"Ich... habe dich vermisst." Sie schaffte es nicht, ihm von dem Anruf zu erzählen. Wie hätte sie das auch erklären sollen.
"Ich dachte, wir könnten beim Asiaten bestellen", murmelte sie stattdessen in seine Jacke.
"Natürlich." Zack drückte ihr einen Kuss auf's Haar und schob sie sanft von sich. "Lass mich nur kurz meine Jacke ausziehen und unter die Dusche springen."
"Soll ich mitkommen?"