21. Kapitel

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Mona hatte nicht mitbekommen, dass Zack hereingekommen war. Sie hatte sie viel zu sehr auf Cleo und die Situation in Hannahs Wohnung konzentriert. Sie brauchte einen Moment, um sich zu fangen. Ihr Puls raste.

"Cleo ist... eine Freundin." Das war keine Lüge. Zumindest versuchte Mona, sich das einzureden.
"Du klangst ziemlich aufgeregt. Ist alles in Ordnung?" Zack hielt ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen und sie in eine Umarmung zu ziehen.
"Ja. Ja, ich habe mich nur... erschrocken. Die Verbindung war so plötzlich weg. Bestimmt ist nur ihr Akku alle." Zack hielt sie noch einen Moment länger fest und die Umarmung tat gut. Mona schaffte es, sich soweit zu beruhigen, dass Zack ihr ihre Sorge um Cleo hoffentlich nicht mehr ansah. Trotzdem war sein Blick eindringlich, als er sie ein Stück von sich wegschob und ihr ins Gesicht sah.
"Darf ich für dich kochen?", fragte er und deutete auf eine vollbepackte Einkaufstüte, die neben der Wohnungstür stand. Ein Lächeln huschte über Monas Gesicht. "Gerne."
Zack konnte genau ein Gericht zubereiten und Mona aß nichts lieber als sein Kürbisrisotto.
"Ist es okay, wenn ich kurz unter die Dusche springe?"
"Natürlich." Ehe Mona ins Bad huschen konnte, um Cleo zu schreiben, zog Zack sie noch einmal zurück und drückte ihr einen Kuss in den Nacken.
"Bis gleich", murmelte er in ihre Haare und eine leichte Gänsehaut breitete sich auf Monas Körper aus.

Mona hatte die Tür hinter sich geschlossen und ihr Handy hervorgeholt. Cleo hatte ihr gerade geschrieben. Mona drehte die Dusche auf und setzte sich auf den geschlossenen Toilettendeckel.

Ich hab mir Sorgen um dich gemacht!

Tut mir wirklich leid 🙁

Irgendwie war plötzlich die Verbindung weg
Das da gerade ab der Tür war Thomas...

Thomas?? 😯

Also weißt du wir sind beide gerade noch in der Wohnung

Cleo tippte, zögerte und schickte dann doch keine Nachricht. Etwas stimmte da nicht. Mona hätte Cleo am liebsten angerufen, aber sie hatte nicht das Gefühl, dass Cleo vor Thomas frei sprechen wollte. Oder konnte.

Stimmt etwas nicht, Cleo?

Ich schreib dir wenn ich zu Hause bin

Ich wollte dir nur kurz sagen dass alles ok ist und du dir keine Sorgen machen musst

Ich bin froh, dass es dir gut geht 🙂

Danke 🙂
Bis später

Mona hätte Cleo gerne geglaubt, doch sie konnte das schlechte Gefühl nicht abschütteln. Auch die heiße Dusche beruhigte sie nicht.

Erst als sie eingewickelt in ihren dunkelblauen Bademantel auf dem Sofa saß und Zack beim Kochen zusah, meldete sich Cleo wieder.

Hey ich bin wieder daheim

Es geht mir gut, aber ich bin müde.
Ich melde mich morgen bei dir.

Alles klar Cleo
Schlaf gut 😊

"Warum lächelst du so?", fragte Zack, der mit zwei voll beladenen Tellern auf sie zukam.
"Cleo hat mir geschrieben." Mona zögerte kurz. "Sie ist jetzt wieder zu Hause und wir telefonieren morgen weiter."
"Woher kennt ihr euch?" So oft hatte Mona in den letzten Tagen überlegt, Zack von allem zu erzählen. Aber sie konnte sich nicht dazu durchringen. Er hatte seine Geheimnisse und nun hatte sie auch eins. Und sie war noch nicht bereit, es zu teilen.

"Wir kennen uns über Freunde", antwortete Mona vage und schob sich einen viel zu heißen Löffel Risotto in den Mund. Eine Weile aßen sie schweigend, dann fragte Mona vorsichtig: "Wo warst du letzte Nacht?"
Sie bemerkte Zacks Zögern genau.
"Arbeiten", antwortete er. Und ehe Mona weiter nachfragen konnte, ergänzte Zack: "Du weißt, dass ich dir nicht mehr darüber sagen kann. Es ist kompliziert im Moment, viel zu tun. Jederzeit kann der nächste Anruf kommen, deshalb hatte ich gehofft, dass wir die Zeit vielleicht noch etwas genießen können."
"Schon okay."
"Wenn ich dir sage, dass ich einen Job habe, über den ich nicht reden darf, kannst du dir den Rest dann nicht denken?"
"Kann ich?" Mona wurde wütend. "Keine Ahnung! Arbeitest du für die Regierung? Bist du ein Auftragskiller? Oder betrügst du mich einfach und bist gar nicht arbeiten?"
"Ach Momo, wie oft sollen wir das denn noch diskutieren? Natürlich betrüge ich dich nicht. Ich... Was ich mache, ist nicht ungefährlich. Und je weniger du weißt, umso sicherer bist du."
"Also bist du doch ein Auftragskiller."
"Hör auf mit dem Quatsch, was ich mache ist nicht gegen das Gesetz. Ganz im Gegenteil."
"Dann sag es mir doch einfach!"
"Das kann ich aber nicht!"

Resigniert vergrub Mona das Gesicht in den Händen. Der Appetit auf Risotto war ihr vergangen. Zack beugte sich zu ihr herüber.
"Tut mir Leid. Lass uns nicht streiten", sagte er sanft und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Tut mir auch Leid." Mona fühlte sich zu kraftlos für weitere Diskussionen. "Ich sitze seit Tagen in der Wohnung, dazu das schlechte Wetter. Ich muss einfach mal wieder raus. Zum Glück habe ich morgen eine Schicht im Laden."
Doch Zack hörte schon gar nicht mehr richtig zu. Er küsste ihr Ohr, ihren Hals, ihr Schlüsselbein. Langsam schob er den Bademantel von ihren Schultern. Und dann schaffte er es mal wieder, all die schlechten Gedanken aus Monas Kopf zu vertreiben.

Duskwood - Schatten des WaldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt