Kapitel 9 - Auf dem richtigen Weg

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Die Blätter der Bäume leuchten in den schönsten herbstlichen Farben.
Vereinzelt liegen kleine Laubhaufen an den Straßenrändern.
Trotz der recht milden Temperaturen zeigt sich der Oktober in all seiner Pracht.
Ein blauer Jaguar fährt durch die Straßen von Brooklyn und parkt schließlich nahe dem kleinen Café von Mrs. Porter.
Meverrick zieht den Zündschlüssel und atmet einmal tief durch.
Sein Blick geht Richtung Café.
Durchs Schaufenster hindurch kann er Sky erkennen, die mit einer Tasse in der Hand an einem Tisch sitzt.
Kurz lässt er die letzten Wochen Revue passieren. Im Club kommt er gut voran. Er hat ein gutes Verhältnis zu Lilly, auch wenn es dort noch eine kleine Hürde gibt und das mit Sky,- braucht Zeit.
Mit einem Lächeln steigt er aus und betritt kurz darauf das Café.
,,Einen wunderschönen guten Tag. Ich bringe dir gleich deinen Kaffee", begrüßt ihn Mrs. Porter gewohnt fröhlich.
Mit einem Schmunzeln begrüßt er die alte Dame und geht dann zu Sky.
Gedanken verloren sitzt sie, mit ihrer Tasse in der Hand da. Vor ihr liegt ein großer, brauner Umschlag.
,,Hey mein heißer Teufel", begrüßt er sie und setzt sich ihr gegenüber.
Sky hebt ihren Blick und schenkt ihm ein zartes Lächeln.
,,Hey."
,,Du wolltest etwas mit mir besprechen?"
Sky nickt ihm zu, wartet jedoch einen Moment, als Mrs. Porter Meverrick seinen Kaffee serviert.
,,Ich hätte auch ein, zwei Anliegen", lässt er Sky wissen und greift nach der Tasse.
,,Okay. Du zuerst?"
,,Ich möchte Lilly sagen wer ich bin", sagt er frei raus.
,,Das möchte ich auch."
Ein sanftes Lächeln, begleitet ihre Worte.
Erleichtert atmet Meverrick auf. Er hat zwar gewusst, dass sie es nicht verhindern möchte, aber durchaus damit gerechnet, dass sie mehr Zeit verlangt.
,,Gut, und dann. Theoretisch hättest du das Recht Unterhalt für die vergangenen Jahre zu verlangen."
,,Meverrick,-"
,,Mir ist bewusst, dass du kein Geld von mir willst", unterbricht er sie direkt.
,,Ich weiß, dass du jeden Monat eine erhebliche Summe in Lillys College Fond investierst. Deine Bankunterlagen lagen neulich auf dem Küchentisch", erklärt er vorweg.
,,Ich möchte das übernehmen."
Sky greift nach ihrer Tasse und nippt an ihr, ehe sie ihm antwortet.
,,Einverstanden."
Sie würde es nie zugegeben, aber damit nimmt er ihr eine riesige Last von den Schultern.
Als Sky zu ihrem Anliegen kommen möchte vibriert ihr Handy.
Sie zupft es aus ihrer Hosentasche und öffnet die Erinnerung, die dort angezeigt wird.
,,Verdammt, heute ist Donnerstag."
Sie stellt ihre Tasse ab und steht auf.
,,Sky?"
,,Wie konnte ich das vergessen. Für Lucy ist das zu kurzfristig. Und Lilly- Was,- dann muss sie mit."
Meverrick beobachtet wie sie beinahe hektisch nach ihren Sachen greift und vor sich hin debattiert.
,,Sky?!", versucht er ein weiteres Mal ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
Doch vergebens.
Kurzerhand steht er auf, greift nach Skys Handgelek und zieht sie zu sich. Ehe sie wirklich reagieren kann  liegen Meverricks Lippen auf ihren.
Überrascht lässt sie ihre Sachen fallen.
Ein warmes kribbeln breitet sich in ihrem Bauch aus und ihr Herz beginnt augenblicklich schneller zu schlagen.
Ursprünglich wollte Meverrick sie einfach zum Schweigen bringen, doch als Sky den Kuss beinahe leidenschaftlich erwidert, macht er keine Anstalten sich von ihr zu lösen.
Er zieht sie näher, bettet eine Hand auf ihrem Hintern und intensiviert den Kuss.
Für den Augenblick scheint alles vergessen und sie verlieren sich in dem Moment und den Gefühlen die dieser Kuss in ihnen auslöst.
Als er sich schließlich schwer atmend von ihr löst, verliert er sich in ihren hellen grünen Augen.
,,Was?", murmelt Sky.
,,Anders hältst du ja nicht den Mund."
Bei seiner Antwort färben sich ihre Wangen leicht rose und erneut breitet sich dieses warme Gefühl in ihr aus.
,,Also, was ist das Problem?"
,,Ähm. Ich habe heute einige Gespräche mit Studenten und für Lillys Babysitterin ist das zu Kurzfristig", erklärt sie ihm.
,,Dann mach ich das. Ich hol sie ab und verbringe den Tag mit ihr."
Das ist für ihn mehr wie selbstverständlich. Lilly ist seine Tochter und umso mehr Zeit er mit ihr verbringt umso besser lernt er sie kennen.
Sky lächelt sanft. Sie ist es so gewohnt allein zu sein, dass sie nicht auf die Idee kam, ihn zu fragen.
,,Okay dann,-", weiter kommt Sky nicht.
Mrs. Porter geht gut gelaunt an ihnen vorbei und drückt Meverrick den Ersatzschlüssel für Skys Wohnung in die Hand.
,,brauchst du den Schlüssel", beendet Sky amüsiert den Satz und hebt ihre Sachen auf.
,,Ich sag in der Kita bescheid."
Etwas zögerlich drückt sie ihm einen Kuss auf die Wange und flüstert:,,Danke."
Meverrick sieht Sky nach, als sie kurz darauf das Café verlässt.
,,Du bist auf dem richtigen Weg, mein Junge"
Bei den Worte von Mrs. Porter dreht er sich lächelnd um.
,,Ich hoffe."
Meverrick bezahlt die Rechnung und verabschiedet sich von Mrs. Porter, ehe er ebenfalls das Café verlässt.

Auch wenn der Weg nicht weit ist, steigt er in seinen Wagen und findet sich wenige Minuten später vor dem bunten Gebäude der Kindertagesstätte wieder.
Etwas nervös steigt er aus, geht durch das laut quietschende Tor und schließlich ins Gebäude.
Er hatte Sky bereits einige Male begleitet, weshalb er Lillys Gruppe direkt findet.
Dennoch lässt er seinen Blick über die vielen gemalten Bilder an den Wänden und den chaotischen Gaderoben schweifen, bis er an der blauen Tür ankommt.
Leise betritt er den Gruppenraum, in dem ihm eine beachtliche Lautstärke entgegen schallt.
,,Mr. Oswin?", spricht ihn eine hohe Stimme hinter ihm an.
Er dreht sich um und blickt das freundliche Gesicht einer jungen, rothaarigen Frau.
,,Ja. Ich bin hier um Lilly abzuholen."
,,Ich weiß, Sky hat bereits angerufen. Lilly spielt da vorn mit Luis", sagt die Erzieherin freundlich und deutet auf die Fensterfront.
Meverrick schaut in die Richtung und entdeckt Lilly, die mit einem Jungen am Tisch sitztend und knetend.
Er nickt der jungen Frau dankend zu und geht dann zu den beiden.
Erst jetzt bemerkt er die zahlreichen Narben, in dem Gesicht des Jungen und das ihm ein Teil des rechten Armes fehlt.
,,Rick", begrüßt ihn Lilly fröhlich und steht auf um ihr zu umarmen.
,,Das ist Luis. Er ist mein aller, aller, aller bester Freund", stellt sie direkt den Jungen vor.
,,Freut mich dich kennenzulernen", sagt Meverrick freundlich.
Das getuschel hinter ihm versucht er zu ignorieren, auch wenn deutlich heraus zu hören ist, dass der Junge nicht gemocht wird.
,,Können wir in den Park gehen?", fragt Lilly und beginnt damit den Tisch aufzuräumen.
,,Ähm klar."
Fröhlich räumt Lilly alles weg, ehe sie Luis einen Kuss auf die Wange drückt um sich zu verabschieden.
,,Bis morgen."
Lilly greift nach Meverricks Hand, um mit ihm den Gruppenraum zu verlassen.
Sie schlüpft in ihre verschieden farbenden Gummistiefel, zieht sich ihre Jacke über das bunte Kleid und setzt sich den ebenso bunten Sonnenhut auf.
,,Fertig", verkündet sie und reicht ihm ihren Rucksack.
Gemeinsam verlassen sie kurz darauf das Gebäude und gehen Richtung Park.
,,Luis ist also dein bester Freund?", fragt Meverrick schmunzelnd, während Lilly etwa einen halben Meter vor ihm von Stein zu Stein hüpft.
,,Jep. Die anderen Kinder mögen ihn nicht, weil er anders aussieht. Aber mir ist das egal. Jeder ist Richtig so wie er ist, egal wie man aussieht.
Die verpassen einen tollen Freund, nicht ich", sagt sie selbstbewusst und ehrlich.
,,Da hast du vollkommen Recht", stimmt er ihr zu.
Nach einigen Minuten kommen sie in dem Park an, den man von Skys Balkon aus sehen kann.
,,Ich geh schaukeln", verkündet Lilly und läuft über die Wiese, vorbei an der großen Rutsche zu den Schaukeln.

Lächelnd sieht er ihr nach und setzt sich dann auf eine Holzbank am Rand des Sandkastens.
Sein Blick schweift über den Spielplatz, ehe er seine Tochter beobachtet, welche fröhlich auf der Schaukel steht.

Das laute Geschrei eines anderen Kindes erregt jedoch wenig später seine Aufmerksamkeit.
Ein kleiner Junge, etwa in Lillys alter, versucht sich lautstark gegen die Beleidigungen zweier anderer Jungen zur wehr zu setzen.
,,Das gibt's doch nicht", murmelt Meverrick zu sich selbst und steht auf.
Als der kleine Junge nach einem kräftigen Schubser im Sand landet, springt Lilly von der Schaukel und stellt sich schützend vor den Jungen.
,,Lasst ihn in Ruhe!", faucht Lilly die beiden anderen an, die daraufhin anfangen zu lachen.
,,Sicher das das ein Junge ist? Er trägt ein Kleid."
,,Und Zöpfe", verspottet die Jungen ihn weiter.
,,Und? Jeder darf rumlaufen wie er möchte", stellt Lilly klar und verschränkt die Arme vor der Brust.
,,Probleme damit?"
,,Ja", antworten die beiden Jungen wie aus einem Mund.
,,Pech für euch. Macht euere Probleme nicht zu seinen!"
Mit diesen Worten dreht Lilly sich um, und hält dem weinenden Jungen ihre Hand entgegen, um ihm auf zuhelfen.
,,Alles okay?"
,,Ja, danke", antwortet der Junge und wischt sich die Tränen weg.
Lilly schenkt ihm ein Lächeln und deutet dann auf die beiden freien Schaukeln.
,,Kommst du mit?"
,,Wirklich?", fragt der Junge ungläubig.
,,Klar. Komm."
Erneut greift sie nach seiner Hand und geht mit ihm zu den leuchtend roten Schaukeln.
Meverrick hat die Szenerie, mit Stolz, aus der Nähe beobachtet.
Bereit einzuschreiten, wenn es nötig gewesen wäre.
Er setzt sich wieder und lehnt sich zurück.
Seine Aufmerksamkeit auf Lilly gerichtet, die die meiste Zeit fröhlich mit diesem Jungen spielt.
Erst als sich Himmel allmählich in lila und rottöne färbt und somit den Abend einleutet, ruft er sie zu sich.
Lilly verabschiedet sich von dem Jungen und läuft auf ihn zu.
,,Lass uns gehen. Du solltest noch was essen."
Mit einem breiten Lächeln greift Lilly nach seiner Hand.
,,Können wie Nuggets und Minions essen?", fragt sie während sie den Park verlassen.
,,Minions?"
Nuggets hatte er als Kind selbst gern gegessen, doch mit den Minions kann er nichts anfangen.
,,Das sind Pommes nur das sie aussehen wie Minions", erklärt ihm Lilly, während er den Schlüssel rauskramt und kurz darauf die Haustür aufschließt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 20 ⏰

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