Kapitel 2 - Der Geist der Vergangenheit

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Der Nachmittag neigt sich dem Ende und somit auch ihr letzter Kurs.
In aller Ruhe geht Sky durch den Raum und sieht sich die Ergebnisse ihrer Studenten an.
Bei einem bleibt sie stehen.
,,Das ist wirklich gut. Wenn Sie an dieser Stelle noch etwas mehr Schattierungen setzen, bekommt das ganze noch etwas mehr tiefe", schlägt sie vor.
Die blonde junge Frau nickt ihr zu und setz an der Stelle nochmals den Stift an.
Sky geht zurück zu ihrem Schreibtisch und lehnt sich entspannt dagegen.
,,Da der Kurs in fünf Minuten zuende ist, möchte ich Sie bitten zum Ende zu kommen und Ihren Platz aufzuräumen."
Während ihre Studenten dieser Aufforderung nach kommen, packt sie selbst ihre Sachen zusammen.
Einen kurzen Blick sowohl auf ihr Handy als auch ihre To Do liste.
Wenn sie pünktlich raus kommt, schafft sie es noch einzukaufen, bevor sie Lilly aus dem Kindergarten holen muss.
Nach und nach leert sich der Raum.
Kurz nach dem letzten Studenten verlässt auch sie den Raum.
Sie geht durch die leeren Gänge, die Treppen nach unten und schließlich durch die Hintertür hinaus auf den Parkplatz.
Auf dem Weg zu ihrem Wagen, wühlt sie in ihrer Tasche nach dem Schlüssel und bekommt nicht mir, dass ihr jemand entgegen kommt.
Erst, als sie dem jeneigen mehr oder weniger in die Arme läuft und dabei ihre Tasche fallen lässt, bemerkt sie, dass sie nicht allein ist.
,,Verzeihung", entschuldigt sie sich prompt und geht in die Hocke, um den Inhalt ihrer Tasche wieder einzusammeln.
,,Du brauchst dich nicht entschuldigen, Sky."
Sky erstarrt in ihrer Bewegung, als sie die dunkle, ihr wohl bekannte,  Stimme hört.
Das kann nicht.... das ist....
Sie schafft es nicht einen klaren Gedanken zu fassen, geschweigeden auf zu blicken.
Sie sammelt ihre Sachen zusammen, steckt alles zurück in ihre Tasche und steht dann auf.
Kurz überlegt sie, ob sie nicht einfach an ihn vorbei gehen soll, doch bewegt sie sich keinen Millimeter.
Mit schmerzhaft schlagendem Herzen hebt sie den Kopf und sieht in die dunklen Augen des Mannes, den sie seit fünf Jahren nicht mehr gesehen hat.
Den sie versucht hat zu vergessen, es aber nie geschafft hat.
Wie auch, wenn man bedenkt, dass er der erste und einzige Mann ist, für den sie je etwas empfunden hat.
Den sie nie verlassen wollte.

Schweigend stehen sie sich gegenüber.
Sein Blick gleitet unauffällig über ihren Körper, als müsse er sich jeden Millimenter wieder ins Gedächtnis rufen und bleibt schließlich bei ihren hellgrünen Augen hängen, in denen sich soviel Schmerz spiegelt.
Er versucht den Kloß in seinem Hals runter zu schlucken. Irgendwas von dem zu sagen, was er sich vor genommen hatte, doch schafft es kein einziges Wort über seine Lippen.
Schließlich ist es Sky, die die Stille zwischen ihnen unterbricht, auch wenn sie es nicht schafft ihren Blick von seinem zu lösen.
,,Was machst du hier?"
Von allen Fragen, die ihr gerade durch den Kopf gehen, war das die erste, die sie hervor bringt.

Er räuspert sich vor seiner Antwort. warum war er hier? Weil er sie nie vergessen konnte, egal wie sehr er es versucht hat. Alle Ablenkungen brachten ihn dennoch genau hier her.
„Ich versuche einen Fehler wieder gut zu machen.“

Für einen kurzen Augenblick hat Sky das Gefühl, ihr Herz würde stehen bleiben.
,,Fünf Jahre", ist das einzige, was ihr nach seinen Worten über die Lippen kommt.
Er nickt kaum sichtbar.
Ihm ist bewusst, dass er hat zu viel Zeit verstreichen lassen. Das er nicht erwarten kann, dass sie ihm vor Freude in die Arme fällt und alles vergessen ist. Dennoch hofft er, dass er seinen Fehler korrigieren kann.
,,Warum jetzt? Warum nicht vor fünf Jahren? Warum..."
Das Klingeln Ihres Telefons unterbricht sie.
Sky kramt es aus ihrer Tasche und erschrickt beinahe, als sie den Namen der Kita auf dem Display sieht.
,,Verdammt."
Sie sieht kurz zu Meverrick, dann nimmt sie das Gespräch an.
Das es bereits so spät ist, hat sie nicht gewusst. Sky entschuldigt sich und versichert der Kitaleitung das sie bereits auf dem Weg ist.
Mit einem Seufzen legt sie auf und lässt das Handy wieder in ihre Tasche fallen.

,,Ich muss los."
Als sie an ihm vorbei gehen möchte, greift er nach ihrem Handgelenk, um sie aufzuhalten.
,,Warte."
,,Meverrick, ich muss."
,,Ich meinte das ernst", unterbricht er sie.
,,Lass uns darüber reden."
Damals konnten sie es.
Immer.
Sie haben sich teilweise Nächte lang einfach unterhalten.
,,Du verstehst nicht. Ich habe Fragen, viele sogar. Und am liebsten möchte ich dich anschreien. Aber ich muss wirklich los. Ich muss meine Tochter von der Kita abholen. Oder sollte ich sagen,- unsere Tochter."
Der letzte Satz verpasst seinem schlechten Gewissen nochmal einen extra Schlag.
Er lässt sie los und greift in seine Jacketttasche.
,,Melde dich, bitte."
Er hält ihr eine Karte mit seiner Handynummer entgegen.
Sky nickt ihm zu und greift danach.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, geht sie zu ihrem Wagen, steigt ein und fährt vom Parkplatz.

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