𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝐈𝐈

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Meine Augen weiteten sich überrascht. »Ihr... Ihr seit vom Hotel? Dem Hotel mit Lucifer?« Angel Dust nickte.

»Ja, Lucifer ist der Dad einer Freundin...«, meinte er. Ich war so glücklich in diesem Moment. Angel Dust und Husk waren von dem Hotel, das ich suchte! Was für ein Zufall! Ich schlug mit der Faust auf den Tisch.

»Ihr müsst mich hinbringen! Ich muss mit Lucifer sprechen! Ich muss...« Wissen, was ich tun soll. Ich zuckte ein bisschen zusammen, als Schmerz durch meinen Rücken kroch. »Ich brauche eure Hilfe, bitte. Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll«, sagte ich mit fester Stimme. Angel Dust lächelte.

»Wir bringen dich hin«, versprach er mir. Er stand auf und ich zog mich qualvoll an dem Tisch hoch. Auch Husk stand auch auf und gemeinsam verließen wir die Bar. Ich stolperte hinter Angel Dust her und hoffte, dass ich nicht zu erbärmlich aussah. Husk hinter mir betrachtete meinen Rücken.

»Hattest du einmal Flügel?«, fragte er. Ich schaute kläglich über meine Schulter.

»Ja, sie wurden mir abgeschnitten, als ich aus dem Himmel verbannt wurde«, erzählte ich. »Wieso fragst du?«

Husk räusperte sich, er fühlte sich eindeutig unwohl in seiner Haut. Seine großen Ohren zuckten ein wenig. »Nun ja... auf deinem Rücken sind... relativ große Narben«, meinte er. Ich fuhr herum und spürte sofort wieder Schmerzen.

»Wirklich?« Ich lief hinkend zum nächsten Schaufenster und betrachtete in der Spiegelung meinen Rücken. Zwei riesige, dunkle, und auch irgendwie wulstige Flecken prangten auf meinem Rücken. »Meine Güte«, keuchte ich auf. Angel Dust und Husk kamen zu mir und Angel legte mir eine Hand auf die Schulter.

»Hey, alles ist gut« meinte er. »Wir sind gleich am Hotel.« Ich reagierte nicht und schaute nur in mein Spiegelbild. Mein Gesicht war zerstört, eine meiner Lippen war geschwollen. Mein Haar war grausam zugerichtet und meine vier Augen sahen geschwollen aus.

»Fuck...«, flüsterte ich. Angel Dust zog mich sanft mit. Ich starrte auf den Boden. Was zur Hölle war mit mir geschehen? »Bin ich wirklich ein Jahr gefallen?«, flüsterte ich.

Angel, der das gehört hatte, fragte: »Woran machst du das fest?«

»Als ich aus dem Himmel verbannt wurde, was das kurz nach der letzten Auslöschung. Aber jetzt ist ein Jahr vergangen und die letzte war gestern«, versuchte ich es zusammenzufassen. In meinem Kopf passte das alles nicht ganz zusammen.

Husk lachte. »Tut mir leid, dir das zu sagen, aber die letzte Auslöschung wurde um ein halbes Jahr nach vorn verlegt. Die Exorzisten besuchen uns jetzt alle halbe Jahr!« Ich schaute ihn an.

»Wirklich? Ich habe nur ein halbes Jahr verpasst?«, fragte ich.

»Naja, so wie du aussiehst, könntest du gut auch noch eine oder zwei Wochen auf der Straße gelegen haben...«, meinte Angel Dust ein wenig amüsiert.

»Wirklich witzig, Angel Dust«, erwiderte ich. Ich stolperte, aber die beiden fingen mich glücklicherweise noch rechtzeitig auf. »Danke«, keuchte ich und zog mich an ihnen hoch. »Ich bin wirklich ein großer Haufen Unglück!«, lachte ich zart. Angel Dust lächelte sanft und zog mich weiter.

Nach ein paar Minuten, die sich aber gezogen haben wie Stunden, standen wir endlich vor dem Hotel. Mein Mund stand offen, als ich es sah. »Wow...« staunte ich. Das Hotel war riesig. Lichter leuchteten und ein großes Auge starrte mich von oben an. Eine riesige Eingangshalle lauerte hinter den dunklen Wänden und ich sah ein paar Personen darin umher huschen. »Wann habt ihr das gebaut?«, fragte ich. Ich hatte in den Nachrichten gesehen, dass das Hotel zerstört sein sollte, doch es stand hier in voller Pracht.

»Gestern und heute. Zum Glück hatten wir Lucifers Magie!«, meinte Husk. Ich war wirklich erstaunt. Das Hotel war so wunderschön.

»Und da drinnen ist Lucifer? Der König der Hölle?«, fragte ich ehrfürchtig. Angel Dust zuckte mit den Schultern.

»Wahrscheinlich schon, keine Ahnung. Komm erst einmal mit hinein.« Er griff nach meiner Hand und führte mich hinein. Im Hotel war es warm und gemütlich. Roter Teppich lag auf dem Boden und eine leere Rezeption war in einer Ecke. Ansonsten standen hier noch ein paar rote Sessel und Tische. In einer anderen Ecke leuchtete eine Bar mit vielen unterschiedlichen Sorten vom Alkohol. »Charlie?«, rief Angel Dust. Husk schlenderte währenddessen zur Bar und ließ sich dahinter nieder. Ich begriff, dass er wohl der Barkeeper war.

Etwas polterte und eine Person kam hinunter gerannt. Ein heller Blitz jagte auf uns zu und hielt vor uns. »Angel!«, rief das Mädchen, das so auf uns zu gesprintet war. »Du hast einen Gast mitgebracht? Hi, mein Name ist Charlie Morningstar, willkommen im Hazbin Hotel!« Sie schüttelte wild meine Hand. Ich war wahnsinnig dankbar, als Angel Dust sich einschaltete.

»Hör mal, Charlie, ich weiß, du bist noch aufgeregt wegen gestern und auch so wegen jeder neuen Person, die hier auftaucht, aber ich glaube, unser Gast braucht etwas Ruhe«, beruhigte er sie. Charlie räusperte sich.

»Aber natürlich«, versuchte sie, in einem ernsten Ton zu sagen, doch es klang eher albern. »Wie heißt du denn?«

»Uriel«, sagte ich schwach. Ihre Augen weiteten sich.

»Uriel wie in Erzengel Uriel?«, fragte sie. Ich nickte. Charlie schluckte. »Du solltest dich ausruhen. Angel, zeig ihr bitte ein Zimmer, ja? Ich spreche mit meinem Dad.«

»Lucifer?«, hauchte ich. Plötzlich wurde mir schwindlig und ich taumelte. Angel konnte mich gerade so noch halten.

»Ja, Lucifer. Komm, ich bringe dich hoch«, flüsterte er mir sanft zu. Er schleppte mich hinauf. Jede einzelne Treppenstufe war ein Hindernis für mich. Ich blieb entweder mit meinen Füßen hängen oder fiel beinahe die Treppe hinab. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir es geschafft und Angel Dust brachte mich in das nächstbeste Zimmer. Er sorgte dafür, dass ich mich ins Bett legte. »Wir legen dir irgendwo Klamotten hin, ja?«, sagte er mit behutsamer Stimme.

Bevor er den Raum verließ, meinte er frech: »Ich konnte nämlich die ganze Zeit einen deiner Nippel sehen.« Ich wurde etwas rot und hätte gern gefragt, ob er die Wahrheit sagte, doch ich war zu erschöpft. Er lachte. »Keine Angst, ich bin schwul.« Ich atmete behutsam aus.

Angel zwinkerte mir ein letztes Mal zu und schloss die Tür. Es dauerte auch keinesfalls lang, dann glitt ich in den Schlaf. Und weil mein Trauma mich hasste, erlebte ich alles, was vor einem halben Jahr im Himmel geschehen war.

𝐅𝐚𝐥𝐥𝐞𝐧 𝐀𝐧𝐠𝐞𝐥 [𝘏𝘢𝘻𝘣𝘪𝘯 𝘏𝘰𝘵𝘦𝘭]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt