Angel hatte mich wieder in mein Zimmer gebracht, und ich war unendlich glücklich und erschöpft. Ich hatte einen Ort gefunden, an dem ich bleiben konnte und dem Himmel beweisen konnte, dass ich recht hatte. Zweite Chancen existierten.
Ich setzte mich auf das Bett, und Angel setzte sich neben mich. »Ist es wirklich für dich okay hier zu bleiben?«, fragte er. Ich schaute ihn überrascht an.
»Glaub mir, das ist das beste, was mir hätte geschehen können!« lachte ich. »Ich meine, ich arbeite jetzt in einem Hotel, das die selben Ziele verfolgt wie ich! Etwas besseres hätte nicht passieren können.« Angel lachte.
»Wenn du das sagst, Engelbraut!«, meinte er amüsiert.
»Arbeitest du eigentlich auch hier?«, fragte ich neugierig.
Angel schnaubte. »Offiziell nicht, aber mittlerweile auch schon irgendwie. Die würden das hier nie ohne mich schaffen!« Ich kicherte etwas.
»Machst du noch etwas anderes beruflich? Oder ist das Hotel quasi zu deinem „Nicht-ganz-Haupt-Job" geworden?« Ich lehnte mich etwas zurück, mein Rücken hatte angefangen zu schmerzen.
»Nein. Hauptberuflich bin ich Porno-Darsteller«, sagte er. Er schaute mich an und wartete auf meine Reaktion.
Ich warf ihm einen überraschten Blick zu. »Wirklich? Also, den Körper hast du auf jeden Fall!«, lachte ich. Angel grinste und streckte sich.
»Ich habe nicht nur den Körper, sondern auch die gewaltige Macht, mehrere...«
»Lass gut sein, Angel«, unterbrach ich ihn lachend, bevor noch irgendwelche äußerst unschöne Beschreibungen kommen könnten. Ich ließ mich aufs Bett fallen und atmete tief durch, um mich beruhigen. »Danke, Angel Dust«, sagte ich.
Angel lehnte sich über mich und betrachtete mich. »Naja, ich hab getan, was ich tun konnte. Dir ein Glow-up gegeben, das echt nötig war. Und dich nicht verrecken lassen«, erklärte er. Ich griff nach einer seiner Hände.
»Ich meine es ernst. Danke. Ich glaube, das Hotel tut wirklich Recht daran, Sündern eine zweite Chance zu geben.« Angel errötete angesichts meiner Worte. Er räusperte sich und stand auf.
»Ich, uhm... Ich lasse dich jetzt allein, ja? Ruh dich aus«, sagte er und verließ das Zimmer. Ich seufzte glücklich und starrte an die Decke. Ich lebte. Ich hatte Freunde gefunden. Ich hatte Lucifer gefunden. Wie viel Glück im Unglück konnte man haben?
Einige Zeit lag ich einfach nur da und hing meinen Gedanken hinterher, als es plötzlich an meiner Tür klopfte. Ich richtete mich auf und rief: »Herein?« Die Tür öffnete sich und Lucifer kam herein. Er trug nicht mehr seinen Hut, was ihn noch kleiner wirken ließ.
»Hey Uriel«, meinte er, als er die Tür hinter sich schloss. Er kam langsam auf mich zu. Ich rutschte zur Seite, damit er sich neben mich setzen konnte. Der König der Hölle ließ sich neben mich fallen. »Harten Tag gehabt, oder?«, fragte er.
Ich nickte erschöpft. »Irgendwie schon. Ich meine, ich bin in einer Gosse aufgewacht, mehrere Male beinahe gestorben und hab in einer Bar halb auf einem Tisch gelegt«, erzählte ich ihm. Lucifer kicherte.
»Das klingt ja noch viel schlimmer als mein erster Tag in der Hölle«, seufzte er. Ich schaute ihn überrascht an.
»Dein... dein erster Tag in der Hölle?« Natürlich wusste ich, dass Lucifer ein Engel gewesen war, doch es kam mir irgendwie komisch vor, über seinen ersten Tag in der Hölle nachzudenken. So, als wäre die Hölle immer ein Teil von ihm gewesen.
Er kicherte. »So ein abwegiger Gedanke?« Ich errötete ein wenig. »Keine Angst, Kind. An meinem ersten Tag in der Hölle war nichts. Eine leere Fläche, harter, eiskalter Stein, der sich in die Unendlichkeit erstreckte. Und nur Lilith und ich«, erzählte er. »Und auf einmal kamen die ersten Sünder. So ein Typ, der seinen Bruder ermordet hat, als Opfer für Gott. Ein anderer, der gelogen und gestohlen hatte. Und plötzlich hatte ich ein ganzes Imperium!« Er lachte traurig. »Ich bin der König der Hölle, doch noch immer der Diener des Himmels. Womit hatte ich das verdient?«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, deswegen legte ich einfach eine Hand auf seine Schulter. Ich stellte es mir hart vor, König der Hölle zu sein. »Und dann ist Lilith verschwunden und Charlie ist erwachsen geworden und ich war auf einmal so... allein«, klagte er. Ich zog eine Augenbraue hoch.
»Lilith? Sie ist verschwunden?«, fragte ich misstrauisch.
Lucifer nickte traurig. »Sie ist vor sieben Jahren einfach gegangen. Ich weiß nicht, wo sie sich aufhält, ich kann ihre Anwesenheit aber nicht spüren. Sie ist irgendwo hier, weit entfernt, und ich kann sie nicht finden«, seufzte er.
Ich überlegte jetzt genau, was ich sagen sollte. Ich wusste, wo Lilith war. Aber mir wurde verboten, darüber zu sprechen. Ich schüttelte den Kopf. Sie hatten mich verbannt, ich war nicht mehr an die Regeln des Himmels gebunden. »Ich weiß, wo Lilith ist«, sagte ich vorsichtig.
Er fuhr zu mir herum. »Du... Du weißt, wo Lilith ist? Woher? Geht es ihr gut?«
Ich sah ihn traurig an. »Lucifer, uhm... Lilith ist nicht in der Hölle.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Woher weißt du das?«, fragte er skeptisch. »Wo ist sie denn?«
Ich holte einmal tief Luft. »Vor sieben Jahren kam Lilith in den Himmel und hat um Unterschlupf gebettelt. Sie sagte, sie sei auf der Flucht... vor dir«, erzählte ich schnell. Lucifers Augen weiteten sich und füllten sich mit Tränen.
»Sie... ist geflüchtet... vor mir?«, wisperte er. Es brach mir das Herz, ihn so zu sehen. Ich legte einen Arm um ihn und drückte ihn sanft an mich heran.
»Hey, alles wird gut. Lilith tat falsch daran, in den Himmel zu gehen. Sie hat dich und Charlie einfach nicht verdient«, flüsterte ich ihm zu. »Du kannst so unendlich froh sein, dass du Charlie und ihre Freunde hast. Und vielleicht wird es Zeit für eine neue Familie.« Ich machte eine Pause. »So wie ich eine neue Familie gefunden habe, glaube ich.«
Lucifer strahlte mich an, seine Augen funkelten. Er umarmte mich und meinte: »Du hast hier eindeutig eine neue Familie gefunden, Uriel.« Tränen schossen mir in die Augen und ich presste mein Gesicht in seine Schulter.
»Danke«, schluchzte ich leise. Lucifer ließ mich los und lächelte tapfer. Er wischte sich die Tränen weg. Ich lachte und rieb mir ebenfalls die Augen.
»Los, lass uns runtergehen«, sagte er und zog mich hoch. Bevor wir das Zimmer verließen, sprach er noch: »Es wäre wirklich lieb, wenn du Charlie gegenüber nicht den Aufenthaltsort ihrer Mutter sagen würdest. Sie hat im Moment genug Sorgen, ich will nicht, dass sie das auch noch belastet.«
Ich nickte. »Ich verspreche es.« Lucifer grinste, als er die Tür öffnete.
»Pass auf, wem du hier etwas in der Hölle versprichst. Aus einem Versprechen kann nämlich recht schnell ein Deal werden, an den du gebunden bist, bis du bezahlt hast«, warnte er mich. Ich schaute ihn überrascht an und fragte mich, was hier geschehen war, dass so darauf acht gegeben wurde, was man sagte.
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𝐅𝐚𝐥𝐥𝐞𝐧 𝐀𝐧𝐠𝐞𝐥 [𝘏𝘢𝘻𝘣𝘪𝘯 𝘏𝘰𝘵𝘦𝘭]
Fanfic»𝙿𝚊𝚜𝚜 𝚊𝚞𝚏, 𝚄𝚛𝚒𝚎𝚕. 𝙻𝚞𝚌𝚒𝚏𝚎𝚛 𝚒𝚜𝚝 𝚊𝚞𝚌𝚑 𝚐𝚎𝚏𝚊𝚕𝚕𝚎𝚗, 𝚊𝚕𝚜 𝚎𝚛 𝚎𝚝𝚠𝚊𝚜 ä𝚗𝚍𝚎𝚛𝚗 𝚠𝚘𝚕𝚕𝚝𝚎.« »𝙻𝚞𝚌𝚒𝚏𝚎𝚛 𝚑𝚊𝚝 𝚏ü𝚛 𝚍𝚊𝚜 𝚁𝚒𝚌𝚑𝚝𝚒𝚐𝚎 𝚐𝚎𝚔ä𝚖𝚙𝚏𝚝. 𝚄𝚗𝚍 𝚐𝚎𝚗𝚊𝚞 𝚜𝚘 𝚔ä𝚖𝚙𝚏𝚎 𝚒𝚌𝚑 𝚓𝚎𝚝�...