Kapitel 7

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Am Morgen war Calen fort. Doch ich konnte mich kaum darauf konzentrieren, weil mein Kopf dröhnte. Weil ich dachte es läge daran, dass ich kaum etwas getrunken hatte, schleppte ich mich runter in die Küche und ging hinaus, um am Brunnen Wasser zu schöpfen.
Aber es fiel mir unglaublich schwer, sodass ich mich einfach auf den Boden setzte und meinen Kopf schließlich gegen den Brunnen lehnte.

>>Du bist ja wach.<< stellte Nótt fest, woraufhin ich ihm schwerfällig zulächelte.
>>Wo sind die anderen?<< fragte ich.
>>Essen besorgen. Sie stellen Fallen auf und ich bin hier um den Babysitter zu spielen.
>>Haha.<< erwiderte ich, bevor ich mir an die Stirn fasste.

>>Ist alles in Ordnung?<< fragte Nótt nun besorgt, woraufhin ich mit dem Kopf schüttelte.
>>Ich fühle mich so schwach und mein Kopf tut weh.<<
Er kam auf mich zu und griff nach meinem Arm. Vorsichtig zog er meinen Ärmel hoch und löste den Verband, woraufhin ich zischte.

>>Scheiße.<< stieß er aus, als er auf die entzündete Wunde sah.
>>Wir haben keine Antibiotika.<<
>>Das ist nicht nötig. Das wird heilen.<< versuchte ich ihn zu beruhigen, woraufhin er mich verwirrt ansah.
>>Ist der Biss dieser Dinger tödlich oder giftig?<< Nótt schüttelte mit dem Kopf.
>>Dann mach dir keine Gedanken. Das wird unschön und es wird mir dreckig gehen, aber ich werde nicht daran sterben. Zumindest ein Vorteil der vielen Forschungen meines Vaters.<<

>>Dann lass uns das wenigstens säubern und neu verbinden.<< Er half mir hoch, bevor wir gemeinsam zur Hütte gingen.

Ich sah Nótt dabei zu, wie er meine Wunde säuberte und konnte nicht umhin mich langsam zu fragen, warum er so zu mir war.
Also legte ich die Neckereien das erste mal beiseite und sah ihn ernst an.
>>Ich habe dir in deinen Hals geschnitten. Veilo hasst mich und Calen spricht mit mir, als würde ich ihm ein Messer in den Rücken rammen. Dawn. Nun er ist kaum präsent, aber du? Warum tust du das alles Nótt? Warum kümmerst du dich um mich?<< fragte ich ihn ehrlich, woraufhin er inne hielt und mich ansah, als würde er die Antwort suchen.

>>Du warst in diesem Zimmer eingeschlossen. Die anderen wollen es vielleicht nicht wahrhaben, aber ich habe gesehen, dass du so bist wie wir. Wie ich.<< begann er und packte dabei die Utensilien zusammen.
>>Er hat dir weh getan. Und das schlimme an dem ganzen ist, dass es dein eigener Vater war, der dir wehgetan hat. Unser Leid ist nicht besser, aber uns kennt er nicht. Wir sind weder der Regierung, noch sonst irgendjemandem wichtig. Aber du Aurora. Du bist sein Fleisch und Blut und das macht es so abartig krank, dass ich dich niemals hassen könnte.<<

Trauer nahm mich ein bei seinen Worten. Noch nie kam mir die Wucht dessen so sehr entgegen wie jetzt. Mein Vater hätte mich beschützen müssen. Sich um mich sorgen müssen. Denn das war doch das, was Eltern taten oder? Sie liebten ihre Kinder und würden alles für sie tun.
Doch mein Vater war anders. Er hatte mir die Hölle beschert. Mich zu seinem Werk gemacht.

>>Ich wollte nicht..<< begann er, doch ich schüttelte nur den Kopf. >>Du hast nichts falsches gesagt. Es war mir nur noch nie derart bewusst gewesen. Für mich war dieses Leben irgendwann Normalität. Ich habe vergessen, wie es eigentlich wirklich sein sollte, denke ich. Aber danke.<< fügte ich nur hinzu, woraufhin er mich verwirrt ansah.

>>Wofür?<< lächelte er sanft.
>>Für deine Freundschaft Nótt.<<
Ein Grinsen huschte über seine Züge, bevor er durch meinen Kopf wuschelte.
>>Immer wieder gerne.<<
Ich wollte mich gerade zum Gehen wenden, als er mich nochmal kurz fest hielt.

>>Calen sieht es auch. Er wehrt sich nur, weil er Verpflichtungen hat. Größere als ich oder Veilo und Dawn jemals haben werden. Der Calen, den ich kenne, hätte dich in diesem Zimmer umgebracht. Er war derjenige, der gezögert hat. Noch lange vor mir.<< beichtete Nótt, bevor er mich los ließ. Ich konnte nichts mehr darauf erwidern, weil Calen gerade rein kam, dicht gefolgt von Dawn.

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