Fremde Frau 3

610 7 1
                                    

Chiara spürte einen Stich der Eifersucht, als sie die Unbekannte neben Ava sah. Sie kannte sie nicht, und doch schienen sie sich vertraut zu sein. Die beiden unterhielten sich angeregt, lachten gemeinsam über etwas, das Chiara nicht mitbekam. Ein unbehagliches Gefühl breitete sich in ihr aus. Langsam näherte sich Chiara der kleinen Ecke, in der Ava und die Unbekannte standen. Als sie näherkam, konnte sie ihre Stimmen deutlicher hören. Ava sah glücklich aus, strahlend wie immer. Doch wer war diese Frau an ihrer Seite? Und warum fühlte sich Chiara plötzlich so ausgeschlossen?

Entschlossen trat Chiara näher heran, um sich vorzustellen. Doch in dem Moment, als sie das tun wollte, sah Ava auf und bemerkte sie. Ein breites Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie Chiara sah.

"Chiara!", rief sie und winkte sie heran. "Lass mich dir meine Freundin Emily vorstellen."

Chiara spürte eine Mischung aus Erleichterung und Verwirrung. Emily war also nur eine Freundin. Aber warum hatte Ava sie noch nie erwähnt? Und warum fühlte sich Chiara dann immer noch so seltsam in ihrer Gegenwart?

"Freut mich, dich kennenzulernen", sagte Chiara höflich, während sie versuchte, ihre Gefühle zu ordnen. Emily schüttelte Chiaras Hand und widmete sich dann wieder rasch Ava zu, etwas zu schnell für Chiaras Geschmack. Chiara spürte, wie die Eifersucht in ihr wie eine unaufhaltsame Flut anstieg, als sie beobachtete, wie Emily immer wieder auf unauffällige Weise Ava berührte. Jede zufällige Geste, sei es eine sanfte Berührung am Arm oder ein flüchtiger Blick, schien wie ein Stich in ihr Herz zu sein. Doch trotz ihrer inneren Turbulenzen machte Ava keinen Anschein, das Gespräch zu beenden oder sich von Emilys Nähe zu distanzieren. Im Gegenteil, sie schien sich in Emilys Gesellschaft wohl zu fühlen, ihr Lächeln wurde nur noch strahlender und ihre Augen funkelten vor Freude. Chiara kämpfte verzweifelt gegen das unangenehme Gefühl an, das in ihr aufstieg, während ihr Verstand gegen ihre aufsteigenden Emotionen rebellierte. Eine Mischung aus Verwirrung, Eifersucht und Unsicherheit durchzog sie und hinterließ einen bitteren Nachgeschmack in ihrem Mund. Trotzdem versuchte sie, äußerlich ruhig zu bleiben und ein Lächeln aufzusetzen, aber die innere Unruhe ließ sich nicht verbergen. Chiara konnte kaum noch die Fassung bewahren. Ihre Arme waren mittlerweile fest verschränkt, und die Unruhe in ihr wurde von Minute zu Minute stärker. "Ava, sollten wir nicht langsam zurück zu den anderen gehen?", fragte sie mit einem Hauch von Ungeduld in der Stimme. Ava lächelte entschuldigend und antwortete: "Ja, gleich. Wir sind gleich fertig hier." Doch das "gleich" dehnte sich aus, und das Gespräch zwischen Ava und Emily zog sich weitere zehn Minuten hin. Chiara wurde immer ungeduldiger und schließlich auch sauer. Sie beschloss, nicht länger zu warten. Ohne sich zu verabschieden, lief sie aufgebracht davon und ließ Ava einfach stehen. Die Wut und Enttäuschung brodelten in ihr, als sie sich durch die Menge drängte, und sie konnte nicht anders, als sich betrogen zu fühlen immerhin hatte sie sich um Ava gesorgt und wollte einen schönen Abend mit ihr haben.

Ava spürte plötzlich, dass etwas nicht stimmte, als sie Chiara aufgebracht davonlaufen sah. Sie erkannte, dass sie zu sehr in ihr Gespräch mit Emily vertieft gewesen war und Chiara vernachlässigt hatte. Mit einem Gefühl der Besorgnis beschloss Ava, das Gespräch mit Emily sofort zu beenden.

"Entschuldige, Emily, aber ich muss jetzt gehen", sagte sie eilig und machte sich auf den Weg zu den anderen Mädchen.

Als sie den Tisch erreichte, war jedoch keine Spur von Chiara zu sehen. Ava sah sich besorgt um und fragte die anderen, ob sie Chiara gesehen hätten, aber niemand hatte sie bemerkt.

Panik stieg in Ava auf. Hatte sie Chiara verärgert? War sie weggegangen, weil sie sich vernachlässigt fühlte? Ava konnte es nicht fassen. Sie suchte ihr Handy und fand es auf dem Tisch. Erst jetzt laß sie Chiaras Nachrichten und bemerkte das sich Chiara sorgen machte. Sie wählte Chiaras Nummer, aber es kam keine Antwort.

Mit einem Kloß im Hals und einem Gefühl der Schuld wandte sich Ava an die anderen und sagte: "Ich muss Chiara finden. Es tut mir leid." Ohne weitere Erklärungen zu geben, machte sich Ava auf die Suche nach ihrer Freundin, wobei sie nicht ganz verstehen konnte, warum Chiara plötzlich so verärgert wirkte.

Ava machte sich auf die Suche nach Chiara, ihre Gedanken wirr und ihre Sorgen wachsend. Sie durchkämmte den Club, überprüfte jede Ecke, jeden Gang, aber von Chiara fehlte weiterhin jede Spur. Die Minuten vergingen und Ava wurde zunehmend besorgter. Schließlich beschloss sie, nach draußen zu gehen, um zu sehen, ob Chiara vielleicht eine Pause an der frischen Luft einlegen wollte. Als sie die Tür öffnete, erblickte sie Chiara am Rand des Gebäudes allein und mit verschränkten Armen und einem finsteren Blick auf ihrem Gesicht. 

MädelsabendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt