XYLA
Nach dem anstrengenden Tag, gefüllt mit Interviews und Gesprächen mit dem Label, falle ich auf das Sofa in Hunters Krankenhauszimmer. Er hat die Augen geschlossen, der Monitor piepst. Sein Herz schlägt. Ruhig bewegt sich seine Brust auf und ab, zeigt mir, dass er noch lebt. Ich atme tief durch, beruhige meinen abgekämpften Körper und gehe an sein Bett.
»Hallo, mein Herz«, flüstere ich und drücke einen Kuss auf seine Lippen. Ich bilde mir wie jedes Mal ein Zucken ein, aber da ist nichts. »Dein Song ist Platz eins in den Charts, Hunter. Gott, ich wünschte, du könntest ihn hören.« Mein Seufzen geht zwischen den Geräuschen im Krankenhaus unter. Mittlerweile kennen mich die Mitarbeiter und sind nicht mehr aufgeregt, wenn sie Xyla Palladino durch das Gebäude laufen sehen.
Sanft kraule ich über seine Haare und lächle ihn an. Wie auch die letzten zwölf Wochen bekomme ich keine Reaktion. Der Gips wurde von seinem Bein entfernt und auch sonst sind fast alle Verletzungen verheilt. Allmählich kehrt die Farbe in sein Gesicht zurück, weil sein Körper die Nährstoffe nicht mehr überwiegend für die Heilung braucht. »Hudson hat Goldie eurem Vater vorgestellt«, erzähle ich kichernd und schüttle den Kopf. »Du hättest es sehen müssen. Hugh hat sich köstlich amüsiert und Howard hat sie ununterbrochen aufgezogen.« Ich greife nach seiner Hand und streichle über die Narben auf seinen Fingern, während ich mich aufs Bett sinken lasse. Allmählich verschwindet die Angst, ihn anzufassen, weil er nicht mehr aussieht wie ein geprügeltes Tier. »Ich habe gestern Blumen auf Alexandras Grab gelegt. Ich dachte, das würde dir gefallen. Es ist ihr Todestag gewesen, weißt du?« Kein Zucken, keine Regung.
Irgendwann rolle ich mich neben ihm zusammen und streichle über seine Brust. Ich schlafe besser, wenn ich bei ihm bin. Zum Glück muss ich nicht mehr ganz so sehr aufpassen, wo ich ihn berühre. Kegan hat mir gezeigt, was ich mit seinen Fingern machen darf, um die Beweglichkeit zu fördern. Ich greife nach seiner Hand und bewege sie, wie er es mir gezeigt hat. Schließlich lege ich meine Hand wieder auf seine Brust. Kraftvoll schlägt sein Herz unter meinen Fingern und ich hauche Küsse auf seine Brust.
Hugh rüttelt unsanft an meiner Schulter und sieht mich warnend an, als ich die Augen öffne. »Raus aus dem Bett, Xyla. Himmel, wie oft muss ich es dir eigentlich noch sagen?«, zischt er und greift nach meinem Arm. Zerknirscht klettere ich aus dem Bett, ziehe die Decke über Hunters Körper und fahre mir durch die Haare. Anschließend kommen einige Menschen ins Zimmer und kümmern sich um Hunter. Sie spritzen ihm Medikamente, wechseln seine Infusionen und überprüfen seine Vitalfunktionen. Es ist jeden Morgen der gleiche Ablauf und jeden Morgen bekomme ich vor der Visite Ärger mit Hugh.
Heute ist irgendwas anders an seinem Gesichtsausdruck, weshalb ich ihn abwartend ansehe, nachdem die Mitarbeiter aus dem Zimmer gerauscht sind. »Was ist los?«, frage ich zittrig.
Hugh seufzt und fährt sich durch die Haare. Seine Hände zittern, während er sich auf die Lippe beißt und besorgt die Stirn verzieht. »Ich weiß nicht, wie lange wir noch so weitermachen können, Xyla«, offenbart er und ich sehe ihn verständnislos an. »Er liegt seit über zwölf Wochen hier. Es verändert sich nichts an seinem Zustand, abgesehen davon, dass seine Verletzungen heilen. Keiner weiß, wann und ob er aufwachen wird, verstehst du? Sie wollen ihn auf die Station für Komapatienten bringen.« Fassungslos weiten sich meine Augen und ich schüttle mit einem Blick auf Hunter den Kopf.
»Du hast ihn aufgegeben, oder?«, fahre ich Hugh an. Er verdreht die Augen und senkt betreten den Blick.
»Ich bin Arzt, Xyla. Ich bin Realist. Hunter ist nicht aufgewacht, ganz gleich, was wir gemacht haben. Er reagiert nicht auf Reize jeglicher Art und das, obwohl in seinem Hirn einiges abzugehen scheint.« Hugh klingt erschöpft. »Keine Untersuchung hat uns einen Anhaltspunkt gegeben, was los ist oder was seinen Körper daran hindert, aufzuwachen. Er rührt sich nicht, Xyla. Überhaupt nicht. Verstehst du? Das Einzige, was er tut, ist Atmen«, sagt er matt und zuckt die Schultern.
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Almost Erase You
Romance| DARK ROMANCE | Hunter Remington ist alles, was Popstar Xyla je wollte - ihr kreativer Anker, ihr größter Halt ... und der Mann, den sie nicht haben kann. Seit der talentierte Songwriter für sie arbeitet, träumt sie davon, dass er mehr in ihr sieht...
