KAPITEL 68

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XYLA

Hudson steht neben dem Grill im Garten meiner Eltern. Mit einem zufriedenen Lächeln hat er den Kopf in die Sonne gedreht und die Augen geschlossen. Dad sitzt neben mir auf seinem Korbsessel und krault über meine Hand, die ich mit seiner verschlungen habe. Ich habe meine Eltern vermisst und bin fast dankbar, dass Hudson mich hierher entführt hat.

Gestern Abend habe ich mehrfach versucht, Hunter zu erreichen, bis ich dazu übergegangen bin, Hugh anzurufen. Gegen Mitternacht habe ich eine Nachricht von Hunter bekommen, die mir offenbart hat, dass er völlig fertig ist. Jetzt warte ich seit heute Morgen darauf, dass er mich anruft. Er hat im Augenblick keine Kraft, was mir Hugh bestätigt hat.

Im Morgengrauen hat er mich angerufen, während er auf dem Weg ins Krankenhaus war. Er hat nicht viel erzählt, lediglich, dass Hunter einen ziemlichen Berg Scheiße verarbeiten muss. Ich solle mir keine Sorge machen, hat er gesagt, trotzdem pulsiert sie eisig in meinem Herzen.

Dad lächelt vor sich hin und hat die Augen geschlossen. Er genießt die wärmende Sonne des Nachmittags und ich genieße es, ihm dabei zusehen zu können. Mom stellt das Fleisch neben Hudson auf einem Tisch ab und spricht mit ihm. Hunters Bruder bringt sie zum Lachen, wofür ich erneut eine große Dankbarkeit empfinde. Sicherlich tut der Ausflug zu meinen Eltern nicht nur mir gut.

»Ich habe gestern einen Bericht im Radio gehört. Die Medien zerreißen sich das Maul darüber, dass du mit dem attraktiven Bruder von deinem Freund unterwegs bist«, murmelt Dad. Ein amüsierter Unterton schwingt in seiner tiefen väterlichen Stimme mit und ich kann das Lächeln nicht zurückhalten.

»Hunter hat vier attraktive Brüder und eine umwerfend schöne Schwester, Dad. Wenn ich mich in der Familie Remington austoben würde, würde ich niemals zur Ruhe kommen«, gluckse ich. Dad zwickt leicht in meinen Handrücken und ich kichere. »Hudson ist wie ein Bruder für mich, Daddy. Was die Medien erzählen, ist Quatsch. Du solltest allmählich wissen, dass nicht alles stimmt, was man so im Radio hört.« Er gibt ein zustimmendes Brummen von sich.

»Wieso hat Hunter dich nicht begleitet? Ich würde ihn gerne endlich kennenlernen«, fragt er und ich runzle die Stirn. Wie viel kann ich meinem Vater erzählen, ohne dass es zu viel ist? Mom beobachtet Hudson dabei, wie er das Fleisch auf den Grill legt und trippelt beschwingt zurück ins Haus. Sie deckt den Tisch auf der Terrasse und ich lehne meinen Kopf gegen Dads Schulter. Sein Geruch hüllt mich ein und ich atme tief durch. Ich bin schon immer sein Mädchen gewesen. Von Beginn an war ich seine kleine Prinzessin. Es mag an seinen italienischen Genen liegen oder an der Tatsache, dass mein Start ins Leben nicht einfach war, aber ich werde für immer seine Prinzessin sein. Auch, wenn Hunter immer wieder sagt, dass ich aufhören muss, eine verfickte Prinzessin zu sein. Bei Dad bin ich sie liebend gerne.

»Er hat noch ein paar Termine, aber er hat versprochen, dass er nachkommen wird«, flüstere ich und schließe die Augen. Der Wind lässt die Blätter rascheln, die Vögel zwitschern und der Grill brutzelt.

»Und dieser Hudson? Versteht er sich gut mit seinem Bruder?«

»Sie lieben und hassen sich gleichermaßen«, gestehe ich schmunzelnd. »Ich weiß, was du tust, Dad.«

Mein Vater lacht leise und brummend. Ein Geräusch, das mich an die umwerfenden Erinnerungen meiner Kindheit denken lässt. »So? Was tue ich denn, Xyla?«

»Du bohrst, um zu erfahren, ob Hunter ein Familienmensch ist. Aber ich kann dir die Antwort auf diese Frage auch geben, ohne deine unterschwelligen Fragen. Hunter Remington liebt seine Familie und würde Himmel und Hölle bekämpfen, wenn es notwendig ist, um sie zu beschützen.« Mir ist bewusst, dass all meine Liebe für Hunter in meinen Worten mitschwingt, deshalb wächst das Lächeln auf Dads Lippen auch weiter. Ich begegne Hudsons Augen und er zwinkert mir zustimmend entgegen. Mein Herz flattert, weil ich es fast genieße, dass Hudson mich wirklich zu mögen scheint, wohingegen er Alex nicht akzeptieren konnte oder wollte. Ich habe nicht herausfinden können, was seine Beweggründe gewesen sind, trotzdem hoffe ich, er wird es mir eines Tages erklären.

Almost Erase YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt